Full text: Württembergische Kirchengeschichte bis zum Ende der Stauferzeit

J. Die jeit der freien Alamannen 
Um 200 nach Christus durchbrach der germanische Stamm der Ala⸗ 
mannen (oder Schwaben) die römischen Grenzwehren und besetzte 
das Neckarland. Die Städte, Dörfer und Gutshöfe der Römer wur— 
den zerstört, die an sich wenig zahlreiche römische oder gallische Be⸗ 
völkerung in wilden Kämpfen vernichtet oder ausgetrieben. Das ger— 
manische Wesen vermochte hier von überlegener römischer Bildung 
nicht irgendwie befruchtet zu werden. 
Keinenfalls hat also ein christlicher Einfluß aus dem Lande selbst 
die Alamannen erreichen können, auch wenn es zur Römerzeit Chri⸗— 
sten daselbst gegeben hätte. Es mangelt aber jede Spur davon, daß 
vor der Eroberung eine christliche Gemeinde im Neckarlande vorhan— 
den gewesen wäre; dies gilt ebenso für den obergermanischen wie für 
den rätischen Teil des römischen Gebiets. Wir wissen wohl von an— 
dern Kulten, die aus dem Osten stammten, bei den Truppen und den 
Bewohnern der Siedlungen, so Kulten des Jupiter aus Doliche im 
nordöstlichen Syrien, der phrygischen Großen Mutter (Kybele) und 
des persischen Mithras: überall verbreitet scheint besonders die Ver— 
ehrung dieses Lichtgottes gewesen zu sein, bei dem langwierige Rei— 
nigungsbräuche mit allmählichem Ersteigen immer höherer Weihe— 
grade die Hoffnung einer seligen Unsterblichkeit erwecken und stärken 
sollten. Doch hören wir nichts von christlichen Soldaten oder Kauf⸗ 
leuten; in keiner der zahlreichen römischen Inschriften des Landes 
wird christlicher Glaube angedeutet, keines der aufgefundenen römi— 
schen Gräber enthielt eine Beigabe von christlichem Wesensgepräge'). 
Die neuen Landgrenzen der Alamannen reichten im Südosten bis 
zu der Iller und dem Bodensee, und erstreckten sich von hier den Rhein 
entlang bis über die Mündung des Mains hinaus an den Taunus. 
Der Stamm besetzte zunächst die nutzbaren Gefilde seines neuen Ge— 
biets, die Landschaft am Neckar, die Höhen der Alb, das nördliche 
Oberschwaben; dazwischen lagen unbewohnte Waldgegenden wie die 
Keuperberge an der Rems und Murr und der Schwarzwald; auch 
das südliche Oberschwaben war kaum besiedelt. 
Die Alamannen, deren Name eine Bundesgenossenschaft bedeutet, 
hatten sich insbesondere aus den Völkerschaften der östlich der mitt— 
1) Peter Goeßler, Die Anfäünge des Christentums in Württemberg: Blätter für würt— 
tembergische Kirchengeschichte Neue Folge XXXVI. 1932, S. 149- 187. 
Württ. Kirchengeschichte J.
	        
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