Full text: Württembergische Kirchengeschichte bis zum Ende der Stauferzeit

192 
Die Hirsauer Klosterbewegung 
lassen hatte, übergab er es mit der Verpflichtung zu einem Zinse dem 
heiligen Petrus, damit es fortan hauptsächlich dem Apostolischen Stuhle 
unterworfen sei und unter dessen Schutze wie andere freie Klöster ewig 
in seinen Rechten blühe.“ Unter Kapelle wurde die zur Feier der Messe 
nötige Ausrüstung verstanden. In einem Kästchen von kunstvoller 
Arbeit, einem wunderfein ziselierten Sarkophag, erhielt Weingarten 
damals das Heilige Blut, sowie Reliquien des heiligen Oswald und 
anderer Heiliger!). Welf IV. verzichtete gleichzeitig auf sein Eigentums— 
recht am Kloster, das fortan seinen Abt frei wählen durfte. Papst 
Urban II. nahm die Abtei am 30. April 1098 in seinen Schutz'). Es 
kann kein Zweifel sein, daß damals auch die Hirsauer Klosterbräuche in 
Weingarten eingeführt wurden. Zum Abte wählte man den Hirsauer 
Mönch Walecho'), der im folgenden Jahre bei der Bestattung des 
Abts Nogger von Zwiefalten und auch bei der Abtswahl daselbst 
tätig war'). 
Graf Hartmann von Dillingen, der erbitterte Gegner Heinrichs IV., 
und seine Gemahlin Adelheid, die reiche Erbtochter des Grafen Adal—⸗ 
bert von Kiburg, stifteten im Jahre 1095 im Härtsfeld das Kloster 
Neresheim auf einer Anhöhe etwa achtzig Meter über dem Dorfe, 
das an dem flachen Tal der Egau gelegen ist'). Geweiht wurde es den 
Augsburger Heiligen Udalrich und Afra; Udalrich war ja ein Glied 
des Dillinger Geschlechts gewesen. Die Stifter übertrugen das Kloster 
dem Apostolischen Stuhl; es hatte jährlich eine Goldmünze an den 
Lateranpalast zu liefern; Vögte sollten Hartmann und seine Söhne 
sein, solange sie sich dem Kloster nützlich erwiesen, andernfalls dürften 
die Brüder wählen, wen sie wollten. Urban II. der 1099 starb, hat die 
UÜbergabe noch angenommen. Nach der Überlieferung des Klosters 
Petershausen bei Konstanz trat Neresheim in enge Beziehungen zu 
diesem, welches auch Mönche schickte'); Abt von Petershausen war da— 
mals Theoderich oder Dietrich, ein Sohn des 1092 verstorbenen Grafen 
Kuno von Achalm aus unebenbürtiger Ehe und Bruder zweier Dienst— 
1) M. G. h. Ss. XV 2 p. 23. Ferner M. G.h. Necrologia J. Necrologium Woeingartense 
p. 224 zum 10. März: Judita dux, regina Aneglie, hie sepulta, dedit preciosissimum the— 
zaurum ęeclesie, Sanguinem Domini. cum reliquiis sanctorum, palliis et plenariis. 
2) Wirt. Urk.B. 1l S. 310 Nr. 251. Unecht die Urk. ebenda S. 200 Nr. 240, angebl. v. 1090 
8) Cod. Hirs. sol. 176: Welicho abbas ad Altdortt. 
) Ortliebi chronicon c. 16, Württ. Geschichtsquellen 111 S. 38. 
6) Annales Neresheimenses, Württ. Geschichtsquellen I1 S. 16, zu 10906: Nornisheim 
tundatum est. Val. P. Paulus Weißenberger, Baugeschichte der Abtei Neresheim (Dar— 
stellungen aus der württ. Gesch. hrsg. v. d. Württ. Komm. f. Losg. XXIV), 1934, S. 3ff. 
6) Wirt. Urk.B. J S. 304 Nr. 246: In agro siquidem Hertfeld iuris sul praedium quod 
Nöresheim dicitur, ubi b. Udalriei et Aftrae ecclesia fabricata est, pro salute ansmae 
suae b. Petro apostolorum principt in alodium proprium cum omnibus ad eundem 
loceum pertinentibus obtulerunt. 
7) Casus monasteérii Petrishusenis. M. Gh. Ss. XX p. 621083., entstanden 1156- 1164 
Von dem, was die Casus berichten, erweist sich einzelnes als zweiselhaft; ihr Bericht 
stimmt nicht mit der Urkunde Wirt. Urk.B. 1S. 304 Nr. 216. überein. Auch die Ann. Neres— 
neimenses haben nur wenige zuverlässige Notizen über die ersten Jahrzehnte des Klosters
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.