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Die Hirsauer Klosterbewegung
der kluniazensischen Mönche bewunderte. Wenige Jahre nach der
Friedensverabredung, im Mai des Jahres 1102, stifteten sie ein Kloster
bei dem Dorfe Lorch im Remstal'), in dessen Stiftskirche zur heiligen
Maria sich die Grablege des Geschlechts befand. Das Kloster wurde
östlich des Dorfes auf dem heute sogenannten Kloster- oder Frauen—
berg, einem der Ausläufer des Welzheimer Waldes, angelegt, eben—
falls der Gottesmutter geweiht und trotz dem noch fortwährenden
Kampfe zwischen Kaiser und Papst zum freien Römischen Kloster ge—
macht, so daß es dem Apostolischen Stuhl jährlich eine Goldmünze zu
bezahlen hatte. Der jeweils Älteste des staufischen Geschlechts solle die
Schutzvogtei innehaben, wenn er sich aber feindlich erweise, durch
einen andern ersetzt werden dürfen. Nach dem Hingang eines Abtes
solle man einen der Brüder des Klosters wählen; falls sich aber kein
zu dieser Würde Geeigneter in ihm vorfinde, hatten die ÄÜbte von
Hirsau, Comburg und Zwiefalten einen solchen vorzuschlagen. In
Lorch zogen sofort Mönche der strengen Klosterweise ein; eine glaub—
hafte Überlieferung der späteren Zeit berichtet, der Stifter habe als
ersten Abt einen Konventualen von Comburg berufen, den trefflichen
Harbert, der zuvor Vorsteher in St. Symphorian zu Metz und in Laach
gewesen und von da ins heimische Kloster zurückgekehrt sei').
Die wichtigste aller Abteien blieb auch unter Abt Gebhard nach wie
vor Hirsau, das an Besitz und Ansehen noch fortgesetzt wuchs. Eine
besonders reiche Schenkung war die des Edelfreien Diemar von Röt—
tingen, der 1102 selbst Mönch wurde und dem Kloster seinen reichen
Güterbesitz in Röttingen an der oberen Tauber zubrachte'). Immer
sandte Hirsau noch seine Mönche als Äbte von älteren oder neugegrün—
deten Klöstern aus, die seine Gewohnheiten annahmen, nach dem
Kloster Bergen in Magdeburg, nach Hugshofen bei Schlettstadt im
Elsaß, nach Beinweil bei Solothurn, nach Odenheim bei Bruchsal').
Das letztgenannte wurde von dem klugen und trefflich gebildeten, leut⸗
seligen und freigebigen Erzbischof Bruno von Trier (1101 -1124) mit
Willen seines Bruders, des Grafen Poppo von Lauffen, gestiftet und
dem Römischen Stuhle übergeben“). Die beiden Brüder waren Söhne
des Grafen Arnold und seiner Gemahlin Adelheid, einer Tochter des
1) Wirt. Urk.B. J S. 334, Nr. 264.
2) De fundatione monasterii in dem Lorcher Roten Buch (aus dem 15. Jahrhundert):
Qui praeclarus vir Harbertus] abbas fuit ordinatus, nam duobus cenohiis simul exsti-
tit praelatus, unum quidem situm in dNMetensi civitate apud monasterium s. Simpho-
riani, aliud vero in episcopatu Treverensi, quod vulgo Lacus solet appellari. Quae
scilicet Ioca competenti ratione simplicique deseruit intentione Kambercque reversus,
unde prius erat assumptus. Quod claram vitam duxit, dquoadusque vixit, Deus huie
loco praeesse statuit. Siehe Mettler, Mittelalt. Klosterkirchen und Klöster, S. 63, Anm. 1.
3) Cod. Hirs. fol. 32b. Wirt. Urk.B. VI S. 486, Nachtrag Nr. 8.
2) Cod. Hirs. fol. 17 b. 18 4.
5) Wirt. Urk.B. J S. 850 Nr. 257, Bestätigungsurkunde Kaiser Heinrichs V. von 1122.