IX. Die allgemeinen kirchlichen Verhältnisse
der ersten Stauferzeit
Die Jahrzehnte des Investiturkampfes haben auch noch das kirchliche
und staatliche Leben der folgenden anderthalb Jahrhunderte aufs
stärkste und tiefste bestimmt: die Kirche hatte dem Staat gegenüber
das entschiedene Übergewicht. Zunächst dauerte der Einfluß der Kurie
auf die deutschen Angelegenheiten auch unter der folgenden Regierung
unvermindert an. Herzog Heinrich der Stolze von Bayern, der Erbe
Kaiser Lothars, schien der hierarischen Partei allzu gewaltig; sie ent—
schied sich darum für den weniger mächtigen Staufer Konrad, der am
7. März 1138 in überstürztem Verfahren zum König erhoben und von
den deutschen Fürsten anerkannt wurde. Der Geschichtschreiber Bert—
hold von Zwiefalten wandte auf diese Wahl den Spruch an: den Un—
gläubigen ist der Stein, den die Bauleute verworfen haben und der
zum Eckstein geworden ist, ein Stein des Anstoßes und des rger—
nisses). Konrad III. war 44 Jahre alt, von freundlichem Wesen
und tapfer, aber ohne kraftvollen Willen; sein Streben und das seiner
Ratgeber war, mit der Kurie in Frieden und Eintracht zusammen—
zugehen“). Immerhin suchte er sein Recht bei den Bischofswahlen nach
Möglichkeit zu wahren. Schon im April 1138 gelang es, in Mainz
Adalbert II. (von Saarbrücken), den Neffen seines Vorgängers und
Schwagers Herzog Friedrichs II. von Schwaben, zum Erzbischof zu er—
heben. In Konstanz erfolgte, nachdem Bischof Udalrich zurückgetreten
war, gegen Ende des Jahrs eine zwiespältige Wahl: der größere Teil
des Domkapitels entschied sich für Hermann von Arbon, der andere
für einen Bruniko, für den Konrad III. eintrat; aber Innocenz II. der
zunächst Hermann abgelehnt hatte, änderte seine Stellungnahme und
erkannte diesen 1139 an. Der Versuch des Königs, die Macht der Wel—
fen zurückzudrängen, führte zum Krieg; doch starb Heinrich der Stolze
schon 1139 im Alter von kaum 35 Jahren; für dessen erst zehnjährigen
Sohn Heinrich führte sein Oheim Welf VI. den Kampf weiter, bis im
Mai 1142 ein Friede vereinbart wurde: Heinrich, später der Löwe ge—
nannt, wurde wenigstens mit dem Herzogtum Sachsen belehnt, wäh—
rend Bayern ihm verloren ging. Unter den oberdeutschen Bischöfen
genoß vornehmlich Embriko von Würzburg das Vertrauen des Kö—
nigs; er sandte ihn 1145 als Geleiter seiner Schwägerin Berta von
) M. G.h. 88. X p. 114: 1. Petr. 2,7 und 8.
) Wilhelm Bernhardi, Konrad III. (Jahrbücher der Deutschen Geschichte), 1883.