Konrad III. Zweiter Kreuzzug
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Sulzbach nach Konstantinopel, wo sie den griechischen Kaiser Michael
Komnenos heiraten sollte; Embriko starb auf der Rückreise zu Aquileja
im November 1146. Nach dem Tode des Papstes Innocenz II. und
einer kurzen Regierung zweier weiterer Päpste wurde 1145 Eugen III.
gewählt, der dem neuen Reformorden der Cisterzienser angehörte. Der
Führer dieses Ordens war damals Abt Bernhard von Clairvaux, wel⸗
cher den siegreichen Geist der kirchlichen Reform mit glühendem Eifer
und hoher Beredsamkeit vertrat und wiederholt entscheidend in die
Politik der Zeit eingriff. Der Fall der Stadt Edessa im Morgenlande
gab die Veranlassung zu einem Zweiten Kreuzzug. Bernhards
Kreuzpredigt begeisterte den König Ludwig VII. von Frankreich, ins
Heilige Land zu ziehen, und auch Konrad III. ließ sich im Dezember
1146 durch die Macht seiner Rede hinreißen, das Kreuz zu nehmen,
obwohl er doch für Deutschland dringend notwendig war: wir bemer—
ken jenes Ubergewicht der rednerischen Kraft über die staatsmännische
Einsicht, wie sie in der Geschichte so oft ihre verhängnisvolle Wirkung
ausgeübt hat. Im April 1147 starb Herzog Friedrich II. von Schwa⸗—
ben, unwillig darüber, daß der Bruder seinen Sohn, den jungen Her—
zog Friedrich, den Gefahren der Kreuzfahrt aussetzen wollte; auch ein
Besuch, den Bernhard von Clairvaux noch dem Kranken zu Speyer
machte, hatte dessen Stimmung nicht gewandelt. Konrad III. brach im
Mai 1147 von Regensburg auf: mit ihm zogen außer seinem Neffen
auch Welf VI. und der junge Herzog Heinrich, Markgraf Hermann
von Vaden und überhaupt viele Schwaben, so Abt Ernst von Zwie—
falten und im päpstlichen Auftrag der Kardinalbischof Dietwin, von
schwäbischer Geburt, der oft in Deutschland als Legat geweilt und be—
sonders auch an Konrads Wahl zum König mitgewirkt hatte, im frän—
kischen Teil des heutigen Württemberg unter anderen der Edelfreie
Beringer von Löchgau (bei Besigheim), der, um die Kosten für seine
Teilnahme aufzubringen, fast seinen ganzen Besitz daselbst um 26 Pfund
Silbers veräußerte). Die Kämpfe in Deutschland, die bald nach dem
Frieden von 1142 wieder ausgebrochen waren, wurden durch die
Kreuzfahrt unterbrochen. Aber das Unternehmen mißglückte vollstän—
dig, und die Deutschen wurden fast ganz aufgerieben. Konrad III.
kehrte nach zweijähriger Abwesenheit im Mai 1149 zurück. Der Aus—
gang hatte die Erwartungen bitter enttäuscht; man maß die Schuld
an dem Fehlschlag der Kirche bei, und die allgemeine Stimmung
wandte sich gegen deren übersteigerte Macht, die der Wirklichkeit des
Lebens allzuwenig Rechnung trage. Auch Konrad III. nahm innerlich
fortan eine freiere Stellung gegen die Kirche ein, wenn er sich auch
wohl hütete, mit ihr in Zwiespalt zu geraten. Ihre Geltung war noch
1) Wirt. Urk.B. IIS. 40 Nr. 324.
Württ. Kirchengeschichte J. 16