II. Die Merowingerzeit
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Während die Alamannen zunächst noch heidnisch blieben, geriet der
nunmehr fränkische nördliche Teil des heutigen Württemberg so⸗
fort nach der Eroberung unter den beherrschenden Einfluß des Chri—
stentums. Dieses Gebiet wurde in Grafschaften eingeteilt: westlich
des Neckars sind Enz⸗, Glems-, Gardach- und Zabergau, am Neckar
selbst der Neckargau, östlich des Flusses der Jagst-, Kocher-, Murr⸗,
Maulach- und Taubergau als Grafschaftsbezirke genannt. Die Grafen
hatten die königlichen Rechte wahrzunehmen, sie standen der Verwal—⸗
tung und dem Rechtswesen vor und führten den Heerbann; meist wur—
den sie dem hohen Adel der Bezirke selbst entnommen. Unterabteilun—
gen der Grafschaften waren die Hundertschaften, die sich gro—
ßenteils bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts in den Centen erhalten
haben. An deren Dingstätten richteten die Grafen und ihre Stellver⸗
treter. Natürlich bestimmte die staatliche Einteilung vielfach auch die
neugegründeten kirchlichen Sprengel.
Das den Alamannen abgenommene Land wurde im Laufe des
b. Jahrhunderts von einwandernden Franken stärker besiedelt.
Es ist unbekannt, woher diese kamen. Jedenfalls aber zogen sie nicht
volksmäßig in festen Verbänden zu, sondern einzeln oder in ganz klei—
nen Gruppen. Dies muß auf das an die Sitte gebundene religiöse Le—
ben zunächst auflösend gewirkt haben. Sie waren wohl meist noch keine
Christen oder höchstens ganz äußerlich bekehrt. Wir dürfen annehmen,
daß unter dem Einfluß der bisherigen Landsitze und der erlebten Ge—
schichte sich schon damals gewisse Unterschiede im Wesen der deutschen
Stämme ausgebildet hatten, die nicht nur nach Bewaffnung und
Schmuck, sondern auch in sprachlichen Eigenheiten und der sonstigen
Art zutage traten; von alter Zeit her erschienen die Franken im Verkehr
gewandter und geistig beweglicher als die Alamannen. Zunächst
wurde die Landschaft westlich der einstigen Römergrenze dichter besetzt
und stärker besiedelt. Die Römer hatten in einem breiten Streifen vor
ihren Grenzen keine Bevölkerung geduldet; das Vorland des Ober—⸗
germanischen Limes war nun mit Wald überwachsen wie auch das
östlich sich anschließende Gebiet, das ebenfalls während der letzten
Jahrhunderte ziemlich menschenleer gewesen sein muß, und das Keu—
pergebirge im Süden. Während der Burgunder- und Alamannenzeit