Innocenz III. König Philipp
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kung, teils durch Kauf. Die Gaben waren veranlaßt durch die Sorge
um das Seelenheil, erfolgten aber auch beim Eintritt von Familien—
angehörigen: ein Dienstmann des Kaisers schenkt sechs Mansen dafür,
daß das Stift drei seiner Töchter aufnimmt, und auch Laienbrüder
ermöglichen sich den Eintritt durch Hergabe ihres Besitzes!).
XII. Die allgemeinen Verhälinisse der Kirche
in den Jahrzehnten von nos bis 1239
Der Umschwung der Lage durch den plötzlichen Tod Kaiser Hein—
richs VI. war gewaltig, die Kurie von schwerem Drucke befreit. In
dieser Zeit der Erledigung des deutschen Königsthrons bestieg den
Stuhl Petri einer der glänzendsten Päpste, die ihn je innegehabt ha—
ben, der erst 37jährige Innocenz III., ein Mann von überlegener
Klugheit, sicherem Willen und rastlosem Tätigkeitsdrang, der als
Stellvertreter Gottes, wie er sich jetzt nannte, ganz erfüllt von den
weltumfassenden Gedanken seines Vorläufers Gregor VII., die Macht
des Papsttums aufs höchste zu steigern gesonnen und auch in den zum
Ziele führenden Mitteln keineswegs wöhlerisch war. Geschickt als
Diplomat, als Jurist ausgezeichnet, hat er die Geschicke Deutschlands
aufs tiefste bestimmt. In Schwaben war auf Herzog Konrad im Som—
mer 1196 Philipp, der jüngste Sohn Barbarossas, gefolgt, ein
Jüngling von kaum 19 Jahren. Im Juli 1197 weilte dieser mit seiner
Gemahlin Irene, einer byzantinischen Prinzessin, zu Schweinhausen
(südlich von Biberach); hier übergab er die St. Christinakapelle auf
der Spitze des Berges Ravensburg den Prämonstratensern von Weis—⸗
senau“). Dann war er dem Rufe seines kaiserlichen Bruders gefolgt,
um dessen Söhnlein Friedrich von Sizilien nach Deutschland zu gelei—
ten, der hier zum König gekrönt werden sollte; für die Dauer seiner
Abwesenheit führte die Verwaltung Schwabens der Bischof von Kon—
stanz und Abt der Reichenau Diethelm (von Krenkingen). Aber in
Tuszien erhielt Philipp die Nachricht, daß Heinrich VI. plötzlich gestor⸗
ben sei, und kehrte nun sofort nach Deutschland zurück. Hier wurde er
im März 1198 von einem beträchtlichen Teile der deutschen Fürsten
zum Beherrscher des Reichs gewählt; er nahm auf den Rat Diethelms
die Krone an. Eine Gegenpartei niederrheinischer Fürsten, durch das
Geld des englischen Königs gewonnen, der in seinem Kampf gegen
Frankreich einen ihm ergebenen deutschen König haben wollte, erhob
1) F. . Baumann, Aus dem Registrum fundationis Urspergensis: Württ. Vish. IV,
1881, S. 204 ff. — 2) Wirt. Urk. B. 11 S. 820 Nr. 502.