Thronstreit zwischen Philipp und Otto IV. 287
dies am 1. März 1201; am 3. Mai forderte er die deutschen Fürsten
auf, sich auf einen dem Papst genehmen König zu einigen und ihm
selbst das Endwort anheimzustellen; der Welfe verbriefte notgedrun—
gen am 8. Juni dem Papste seine früheren Versicherungen und ver—
zichtete auf jede selbständige Politik in Italien, auch auf das Spolien—
und Regalienrecht. Im Juli verhängte der nach Deutschland geschickte
Legat Guido von Palestrina den Bann über Philipp und befahl mit
Androhung derselben Strafe jedermann, Otto als dem rechtmäßigen
Könige zu gehorchen; maßgebend war natürlich nur das Interesse der
Kurie. Doch hielt ein großer Teil der deutschen Fürsten an dem Stau—⸗
fer fest. Anfangs 1202 erließen diese, darunter auch die Bischöfe von
Konstanz, Augsburg und Worms, einen Protest an Innocenz wider
das Vorgehen seines Legaten. Der erzürnte Papst wandte nun gegen
die deutschen Bischöfe den Druck aller kirchlichen Machtmittel an. Als
der längst verdächtige Bischoff Konrad von Würzburg von Philipp
offen abfiel und dieser gegen ihn zu Felde zog, wurde er von Dienst⸗
mannen seines Bistums erschlagen. Philipp suchte dem Papste ent—⸗
gegenzukommen; im Mai 1204 bot er ihm ebenfalls die Preisgabe
des Spolienrechts an. Zahlreiche Fürsten zogen sich von Otto IV. zu⸗
rück; am Dreikönigstag 1205 konnte sich Philipp zu Aachen krönen
lassen. Am 12. April 1206 starb der treue Diethelm von Konstanz; ihm
folgte als Bischof Werner (von Staufen). Im Sommer 1206 wieder⸗
holte der Staufer den Versuch, zu einer Verständigung mit Innocenz
zu gelangen; er besiegte in dieser Zeit den Gegenkönig in der Nähe
von Köln und vernichtete dessen Heer. Auch der Papst wurde dem
Frieden geneigter, seit der mit Otto verbündete englische König Jo—
hann ohne Land gegen Frankreich den Kürzeren gezogen hatte. Gegen
Ende des November fand in Augsburg ein Reichstag statt, um mit
Innocenz den Frieden herzustellen. Philipp sandte an diesen beson⸗
dere Unterhändler, darunter Heinrich von Schmalegg (nordwestlich
von Ravensburg'). Nach längeren Verhandlungen konnte man im
Mai 1208 sich einigen. Lupold von Worms mußte seine Ansprüche auf
Mainz aufgeben; Philipp erkannte den Papst als Schiedsrichter an.
Schon waren zwei Abgesandte nach Deutschland unterwegs, um die
Aussöhnung zu vollziehen, da wurde Philipp zu Bamberg am 21. Juni
1208 von dem bayrischen Pfalzgrafen Otto von Wittelsbach erschlagen.
Seine Witwe Irene, die mit inniger Liebe an ihm gehangen hatte,
brachte sich auf die Burg Hohenstaufen in Sicherheit. Hier schenkte sie
durch eine Urkunde, die mit den Worten beginnt „viele Gerichte Got⸗
tes sind unergründlich“, einer Anordnung ihres verstorbenen Gemahls
) Eduard Winkelmann, Philipp von Schwaben und Otto 1IV. von Braunschweig J.
Jahrbücher der deutschen Geschichte), 1873, S. 483.