Full text: Württembergische Kirchengeschichte bis zum Ende der Stauferzeit

326 Kirchliche Anstalten und geistliche Versorgung 
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minikaner, die alle sich unter den Schutz der Himmelskönigin gestellt 
hatten. Abt Berthold von Weingarten (1200 - 1232) führte in seinem 
Kloster das Gebot ein, daß ihr festliches Gedächtnis jede Woche am 
Sabbat begangen werde)). Natürlich wandte man sich auch in dieser 
Zeit gerne fremden Heiligen zu und weihte ihnen die neuen oder um— 
gebauten Kirchen, so dem heiligen Oswald, den man zuerst im Kloster 
Weingarten verehrte, dem heiligen Lambert, von dem in der zweiten 
Hälfte des 12. Jahrhunderts Reliquien nach Freiburg im Breisgau 
gebracht worden waren, dem heiligen Amandus, dem die Kirche von 
Urach gewidmet wurde'“). Manche Pfarrkirchen erhielten jetzt als 
Schützer auch weibliche Heilige, meist wohl an Stelle eines ur— 
sprünglich männlichen; früher hatte man Kirchen nur der Gottes⸗ 
mutter, sonst keiner der als heilig geltenden Frauen geweiht'). Auch 
örtliche Volksheilige, welche die allgemeine Kirche nicht anerkannte, 
kamen immer noch da und dort auf: in der Gruft der Ohringer Stifts— 
kirche wurde 1241 ein prächtiges Grabmal der Königsmutter Adelheid 
errichtet, zu dem später die Frauen wallfahrteten); wahrscheinlich hat 
sie schon damals beim Umvolk als Heilige gegolten. Ein Klosterbruder 
des von Fulda an Murrhardt gelangten Dorfes Sall nordöstlich von 
Hhringen namens Orendel mag ebenfalls große Verehrung genossen 
haben, weil der Ort fortan Sant Orendelsalle genannt wird'). Man 
begann jetzt auch anstatt der germanischen Namen, wohl im Zusam—⸗ 
menhang mit dem Aufkommen von adeligen und bürgerlichen Ge— 
schlechtsnamen, den Kindern Namen von Heiligen, z. B. Agathe, zu 
geben. Auf dem Laterankonzil in Rom 1215 hatte man zwar das 
Fronleichnamsfest, das Fest der geweihten, in den Leib des Herrn 
umgewandelten Hostie, eingeführt; doch wurde es diesseits der Alpen 
noch lange nicht gefeiert, in der Diözese Konstanz erst seit der Mitte 
des 14. Jahrhunderts“). Große Bedeutung gewann der Ablaß: zeitliche 
Sündenstrafen konnten ganz oder teilweise abgebüßt werden, indem 
man eine bestimmte vom Papst oder Bischof festgesetzte Leistung voll⸗ 
brachte; gewöhnlich wurden 20 oder 40 Tage nachgelassen, so daß man 
das Ende seiner Bußzeit früher oder auch sofort erreichte. Der sehr 
begehrte Ablaß wurde zumal benützt, um Kirchen bauen zu helfen und 
andere gute Werke zu fördern: so belohnte man mit ihm 3. B. wer 
Gaben an das Spital von Eßlingen') oder für den Bau der Kirche 
1) Wirt. Urk.B. IV Anhang S. XVIII: Ipse festivam memoriam sanete Marie in sab- 
bato ex consensu capituli precepit celebrare. 
2) Hoffmann, Kirchenheilige S. 81. — 3) Ebenda S. 32. 
2) Ernst Boger, Die Stiftskirche in Shringen: Württembergisch Franken, Neue 
Folge II, 1888, S. 58. — 5) Hanßelmann, Hohenlohische Landeshoheit 11. S. 280 Nr. 215 
von 1321: sant Orendelsalle. 
) Konrad Josef Heilig, Die Einführung des Fronleichnamsfestes in der Konstanzer 
Diözefe: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins, Neue Folge 48, 1935, S. Lff. 
2) Wirt. Urk. B. III S. 800 Redis V 163.
	        
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