XIV. Citerarische und künstlerische Kultur
in der Kirche während der Stauferzeit
Gelehrte Bildung ist bis weit in die Stauferzeit hinein nur in den
Stiftern und Klöstern, zum Teil wohl auch bei der Weltgeistlichkeit auf
dem Lande zu finden; die Schreibenden waren meist Mönche, auch die
Leser ausschließlich Kleriker. Jedes bedeutendere Kloster hatte eine
kleine oder gröäßere Bücherei, die es zu mehren trachtete. Von
Hirsau ist uns noch eine Bücherliste aus der zweiten Hälfte des
12. Jahrhunderts erhalten, in der theologische wie geschichtliche Werke
enthalten sind); Abt Manegold, der nur neuneinhalb Jahre, von 1156
bis 1165, seines Amtes waltete, war für die Anfertigung von mehr
als 60 Handschriften besorgt, wobei seine weltlichen Freunde die Kosten
trugen“ꝰ). Auch Weingarten besaß wertvolle Handschriften; unter Abt
Kuno (etwa 1108 -1132) schrieb der Kustos Oudalricus Bücher'ꝰ), gegen
Ende des Jahrhunderts der aus dem Kloster Reichenbach stammende
Abt Meingoz und ein Mönch Konrad'); der jenem folgende Abt
Berthold (12001232) ließ eine ziemliche Anzahl von Werken ab—
schreiben, besonders solche des heiligen Bernhard, ferner theologische
und für den gottesdienstlichen Gebrauch dienende Schriften; auch durch
Kauf suchte er Bücher zu erwerben'). Der erste Abt von Blaubeuren,
Azelin, der 1101 starb, brachte Bücher von Hirsau mit und war eifrig
darauf aus, daß solche abgeschrieben oder ihm geschenkt wurden; es
fehlte in der Klosterbibliothek selbst nicht an antiken Klassikern“). In
Zwiefalten wird der fromme und gelehrte, hochangesehene Mönch
Werinher, früher Priester zu Herbertingen (nordwestlich von Saul—⸗
gau), der zur Zeit des großen Abts Udalrich lebte, als gewaltig in
Schriften genannt'), auch eine der Schwestern, Mahtilt von Neuffen,
schrieb nicht wenige Bücher“). Der Priester Giselbert von Marchtal
schenkte dem Kloster ein Martyrologium, das der berühmte Reichen⸗
auer Hermann der Lahme zusammengestellt hatte') und das sich jetzt
) Nach einer Abschrift des Parsimonius, gest. 1588, jetzt auf der Bibliothek von Wol⸗
senbüttel: Lessing, Zur Geschichte und Literatur 11 S. Wö, nach Ch. F. Stälin 11 S. 777
Anm. 1. — 2) Codex Hirsaugiensis herausgegeben von Schneider S. 12. — 9) Wirtemberg.
Urkundenbuch IV Nachtrag S. 17. — 9) Ebenda S. 18. — 5) Ebenda III S. 488, Nachtrag III
Nr. 28. — 6) Christian Tubingius, Chron. Blauburense: Sattler, Geschichte des Herzog—
tums Würtenberg unter den Graven V, 1768, S. 8332 ff. — 7) Bertholdi liber e. XII: Werin-
herus . .. presbiter de Heribrehtingen, voalde religiosus, vir totus ex sapientia cum
matre adveniens, proximo omnium favore et tribudio in monachum est receptus ...
homo potens in scripturis. .. — 8) Necrologium Zzwifaltense: M. G. h. Ss. I p. 214: Manhtilt
de Niphin m(onach)a n(ostri) c(onventus); ista multos libros s. Marie conscripsit.
9) Bertholdi liber c. XII: Gisilbertus presbyter de Martula, dedit . . unum martyro-
logium a Hermanno Contracto collectum.