Full text: Württembergische Kirchengeschichte bis zum Ende der Stauferzeit

Büchereien, Annalen, Nekrologien 
329 
in der Landesbibliothek zu Stuttgart befindet). Im Prämonstratenser⸗ 
stift Marchtal ließ Abt Manegold III., der 1204 hingeschieden ist, 
manche Bücher für kirchliche Zwecke, auch ein theologisches Werk ab— 
schreiben, ebenso der etwas später lebende Propst Walter von Wester⸗ 
flach ein solches). Wir finden Bücher während der späteren Staufer⸗ 
zeit sogar schon in Laienbesitz: die dem Kloster Isny zinshörige Frau 
eines Isnyer Bürgers besaß einen Psalter, auf den nach ihrem Tode 
der Abt Anspruch erhob; obwohl der überlebende Gatte behauptete, ein 
Buch sei kein Sterbfall wie ein Kleid, sprachen doch die vom Papst mit 
der Entscheidung betrauten Richter das kostbare Werk dem Kloster zu'). 
Das elementare Bedürfnis, die Erinnerung an geschichtliche Ereig— 
nisse oder Persönlichkeiten irgendwie festzuhalten, war auch in dieser 
Zeit rege; man befriedigte es durch Fortsetzung begonnener Abtslisten, 
durch Annalen und Nekrologien oder auch durch besondere Chroniken. 
Nachdem in Ellwangen die ganze Bücherei verbrannt war, wollte man 
dort doch wieder Annalen haben, die von 1146 an selbständig sind'). 
In Weingarten werden solche von 1167 gleichzeitig'). Wir besitzen auch 
zwei Reihen von Annalen aus Zwiefalten; von diesen scheinen die 
einen vor 1196 begonnen worden zu sein und für die vorhergehenden 
Jahrzehnte noch wichtige Notizen zu enthalten; sie wurden dann von 
1198 und dann wieder von 1220 an weitergeführt“). Annalen von 
Neresheim bieten für die ältere Zeit des Klosters wenig Zuverlässiges, 
sie bringen erst über die Kampfzeit des Interregnums wertvolle Ver— 
merke'). Weitere Aufschriebe kennen wir aus Adelberg“) und aus Back— 
nang'); hier reichen sie von 1116 bis 1246, und späte Aufzeichnungen, 
welche über die das Stift so tief berührenden Ereignisse der Jahre 1235 
und 1243 berichten, gehen ebenfalls auf ältere Notizen zurück'e). 
In jedem Kloster wurde eine Totenliste zusammengestellt, die im 
Chorgebet verwendet werden sollte: man verlas die Namen der Ver⸗ 
zeichneten an deren Sterbetagen und betete gemeinsam für sie. Diese 
Totenliste war in das Buch eingetragen, das auch eine nach Tagen ge⸗ 
ordnete, knapp gehaltene Sammlung von Heiligenleben, das Mar—⸗ 
tyrologium, und die Ordensregeln umfaßte. Neben solchen Listen, 
welche für den Gottesdienst niedergeschrieben waren, gab es noch an— 
dere (privat role welche das Gedächtnis der Verstor— 
—2 
i) Cod. theol. fol. 200. — IIistoria monasterii Marchtelanensis GGiesel) S. 14, 17. 
Wirt. Urk.? tœ177 Nr. 904. 
) M.G. h. S8S. p. 15—220. Bürtt. Geschichtsquellen (ältere Reihe) IJ S. 12ff.: Annales 
kElwangenses. Karl Otto Müller: Württ. Vjsh. f. Losg. N. F. XXXV, 1929, S. 402 ff. 
8) M. G. h. SS. XVII p. 3082310: Annales Weingartenses Wweltici. XXIV p. 803: Notae 
Weingartenses. — 9 M.G.h. 88. X Pp. 5164. Annales Zwifaltenses maiores et minores: 
Württ. Geschichtsquellen (ältere Reihe) III S. ßzff. M.G. h. XIII p. 333: Nomina abbatum. 
XXIV p. 29: Notae 2wifaltenses. — 7) Württ. Geschichtsquellen lältere Reihe) II S. 16 ff.: 
Annales Neresheimenses. — 8) Wattenbach 11 S. 357. — 9) Wirt. Urk. B. 1v S. 420 Nach- 
trag 123 B. — 10 Ebenda S. 418 Nachtraa 1284.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.