Mongolengefahr
347
die Großen der Christenheit dringende Mahnungen zum Krieg gegen
die wilden Völker erlassen und insbesondere der deutschen Reichs—
regierung geboten, ein Heer auszurüsten. Diese bestimmte Eßlingen
zum Sammelplatz auf Pfingsten, den 19. Mai. König Konrad ließ einen
Landfrieden ausrufen, der bis zum St. Martinstag, den 11. November,
währen sollte. Erzbischof Siegfried von Mainz gebot, das Kreuz gegen
die Tataren, wie man die Mongolen in Deutschland nannte, zu predi⸗
gen; die Bischöfe Heinrich von Konstanz und Siboto von Augsburg
betrauten damit in ihren Sprengeln die Minoriten und erlaubten
diesen, Ablaß und Absolution zu erteilen; auch Bestimmungen über
den Gottesdienst der Kreuzfahrer wurden getroffen; Bischof Heinrich
wollte selbst ausziehen). Die Teilnehmer trafen vor dem Antritt der
Fahrt ihre letzten Verfügungen: Albert von Altbach z. B. verkaufte
fein Gut Sirnau an die Kirchheimer Dominikanerinnen“), Graf Lud—
wig von Helfenstein versprach für den Fall, daß er nicht wieder heim—
kehre, dem Kloster Ursberg die ihm zustehende Vogtei über den Hof zu
Widderstall (bei Merklingen auf der Blaubeurer Alb'). Aber zum
Glück für Deutschland war die gewaltige Bewegung der asiatischen
Horden zum Stehen gekommen, die Mongolen rückten ab, die Gefahr
war vorübergegangen und der auf den 25. Juli verschobene Kreuzzug
unnötig geworden.
Gregor IX. hatte vor seinem Tode noch vermocht, die vornehmsten
geistlichen Fürsten Deutschlands, die Erzbischöfe Siegfried von
Mainz, den bisherigen Reichsverweser, und Konrad von Köln
zum offenen Kampfe gegen den Kaiser zu bewegen. Selbst die Gefahr
des Mongoleneinfalls, die eben vorbeigezogen war, hielt diese nicht
ab: am 10. September 1241 schlossen sie ein Bündnis; sie bildeten den
Kern einer päpstlichen Partei, der sich auch die Bischöfe Konrad von
Speyer und Hermann von Würzburg anschlossen. Andererseits söhnte
sich Herzog Otto von Bayern mit den Staufern aus. Die Regierung
König Konrads bot alle Kräfte auf, um der gefährlichen Empörung
zu begegnen, sie setzte Burgen und Städte in Bereitschaft; eine der
von ihr getroffenen Maßnahmen war die Errichtung der Stadt Mark—⸗
gröningen nahe der Reichsstraße von Speyer nach Eßlingen, um
einem etwaigen Einfall in Schwaben zu begegnen). Aber nach Gre⸗
gors Tode mangelte den Erzbischöfen die zielbewußte Unterstützung
der Kurie, und die weltlichen Fürsten des Reichs lehnten die Teil—
nahme am Aufstand ab. So konnten die beiden Kirchenfürsten keine
1) Rogesta episcoporum Constantiensium S. 177 Nr. 1536- 1538. — ) Wirt. Urk. B. IV
S. N Nr. 978: cum pro defensione Christiane ftidei in obsequio Jhesu Christi contra
Tataros essem iturus — 9) Ebenda V S. 439 Nachtrag Nr. 62: eo tempore quo crudelis
gens Tartarorum eécclesiam Christi crudeliter invasit et populus Christianus cruce sig-
aatus ipsis obviam ad resisstendum iter preparavit.
aJ Weller. Die staufische Städtegründung in Schwaben a. a. O. S. 242ff.