168
Neckarkreis. Oberamt Eßlingen.
Römisches.
Ein hochwichtiger Waffenplatz der Römer, als solcher jedenfalls von ihnen ge
gründet, denn die Lage war für eine bürgerliche Niederlassung wohl geeignet, aber
nicht zwingend, wie die unserer urältesten Stätten, ist Köngen, eines jener Kastelle,
welche die Römer auf der linken Neckarseite anlegten; wichtig als Neckarübergang und
als Schlüssel in das tief in die Alb südlich einschneidende Thal der Lcnninger Lauter.
Gegenüber, dem Süden zu liegt, nur zwei Stunden in der Luftlinie entfernt, der
Heidengraben, die größte Ringwallbnrg unseres Landes, mit erst kürzlich aufgedeckten
Resten römischer militärischer Steinbauten.
Nachdem schon im Jahr 1783 durch Herzog Karl umfassende Ausgrabungen
vorgenommen worden waren, entdeckte General
von Kallee im Herbst 1885 das eigentliche
Kastell, das ganz an den tcrrassierten Rand
des Neckargeländes mit einer Schnialseite vor
geschoben ist, und grub es teilweise aus. Das
Kastell (s. Kallee's Beschreibung und Pläne in
den W. Vierteljahrsheften, Jahrgang 1886,
S. 140 sf.) mißt 157 in Länge bei 114 in
Breite, hatte halbrunde Ecktürme und doppel-
türmige Thore. Die Dicke der Kastellmauer
beträgt 1,19 in oder 4 röm. Fuß. Im Rücken
(Norden) des Kastells lag ausgedehnt die
bürgerliche Niederlassung. Vgl. auch die Ober
amtsbeschreibung von Eßlingen.
Von Steinbildwerk und Inschriften fand
man u. a. 1832 eine Inschrift, worin der Name
der römischen Stadt Rottenbnrg a. N. vor
kommt: Dem Gott Mercurins Visucius und
der heil. Visucia hat Publius Quartionius
Secundinus, Gemeinderat der Stadtgemeinde
von Lumaloeonna, u. s. w. Auch ein Teil der römischen Gräber wurde schon aufgedeckt.
Die Aussicht von der früheren Stadtfläche, über welche jetzt überall wieder der
Pflug geht, aus die nahe schwäbische Alb ist so großartig als entzückend.
Fast der ganze Albrand vom Hohenstaufen bis zum Hohenzollern konnte von
Köngen aus durch Feuerzeichen zu den Waffen gerufen werden. Römcrstraßen
lausen von Köngen nach allen Richtungen. Einige besonders wichtige sind die nach
Cannstatt an Kloster Weil (Römerplatz) vorbei, dann die über die Filder ins
Stuttgarter Thal über Denkendors, Nellingen, Ruith, die nach der Alb über Kirch-
heim, Holzmaden, Voll, Gruibingen, Urspring, Launigen, eine zweite über Kirch-
heim das Lauterthal hinauf nach Owen und über Donnstetten nach Ulm, dann in
nordwestlicher Richtung von Köngen über Bernhansen, Vaihingen aus den Fildern nach
Leonberg und Pforzheim, die zwei zuletzt genannten Straßen bilden die nächste Ver
bindung zwischen dem Rheinthal und der Donau bei Ulm.
Kragstein bei dem ehemal. Mettinger Thor
zu Eßlingen.