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Neckarkreis. Oberamt Eßlingen.
Gründung eines Jahrmarkts, der schvn zu Kaiser Karls des Großen Zeit sehr be
sucht war-. Der Ort hieß Hetsilinga (Ezelingas 856, Hetsilinga 866), ohne Zweifel
von dem Gründer der (alemannischen) Niederlassung. Ob er vielleicht den Burgberg
(Schönenberg) zu einer festen Burg sich eingerichtet hatte, während seine Leute unten
am rechten Ufer des Neckars am Hügel, wo jetzt die Stadtkirche zum heil. Dionysius
steht, und wo jedenfalls auch die Skt. Bitaliskapelle stand, sich niedergelassen hatten.
Schon im Jahr 1077 erscheint Eßlingen als ein ansehnlicher fester Ort, wo
Herzog Rudolf von Schwaben, kurz nach seiner Wahl zum deutschen König, eine
zahlreiche Versammlung seiner Anhänger hielt. Aber im nämlichen Jahre noch wird
Eßlingen von König Heinrich IV. zerstört.
Aus dieser Zeit, oder aus noch früherer stammt in ihren Hauptteilen das merk
würdige, einst dreischiffige Kirchlein zu
Allerheiligen südlich der Stadtkirche.
Unter den Hohenstaufen ist die
Stadt eine der festesten Stützen ihrer
Macht und ihnen bis über den Tod des
letzten des Geschlechtes hinaus treu er
geben. Kaiser Friedrich der Zweite (1212
bis 1250) umgiebt die Stadt mit Mauern.
Ein hohenstausischer Vogt residiert auf
der Burg. König Konrad IV. bestimmt
im Mai 1241 Eßlingen zum Sammlungs
ort für den Kreuzzug gegen die Mongolen.
Im 14. Jahrhundert hatte die Stadt
heftige Fehden mit Württemberg; Kampf
der Könige Ludwig und Friedrich um
die Stadt 1315 f.
Wie in Eßlingen der Schwäbische
Bund häufig tagte, war es, als Nürn
berg schwierig wurde, 1524—25 Sitz
des Reichsregiments und Kammergerichts,
letzteres auch wieder 1555—56. Von
Eßlingen datiert die erste allgemeine Reichsmünzordnung vom 10. November 1524.
Die Verfassung, welche, nach wiederholten Kämpfen der Zünfte im 13. und
14. Jahrhundert, eine gemäßigt demokratische geworden war, blieb nach der Re
stauration durch Karl V. 1552 eine aristokratische bis zum Untergang der Reichs
stadt zu Anfang dieses Jahrhunderts (1803).
Im Schulwesen zeichnete sic sich von jeher aus, weshalb auch eine große An
zahl Universitätslehrer von Eßlingen ausgegangen ist. Lateinische Schule schon vor
1280, damals unter dem als „Schulmeister von Eßlingen" bekannten Minnesänger;
auch stand hier in der Meistersüngerzcit eine Singschule in großer Blüte.
Die Ulmcr Wechselordnung hatte die Stadt im Jahr 1503 angenommen, das
Eßlinger Wcinmaß aber wurde in mehreren benachbarten Reichsstädten gebraucht und
im ^ahr 1557 samt dem Dinkel- (Getreide)-maß in Württemberg zum Landmaß er-
Zinne des Schelzthorturms zu Eßlingen.