Full text: Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg. Inventar. Neckarkreis (1889)

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Neckarkreis. Stuttgart Stadt. 
bachthales nierenförmig heraustretende, durch zwei scharfe Schluchten gegen das Hintere 
südliche Land halbabgetrennte „Burgstallberg" eine ganz bedeutende Zufluchtstätte ge 
wesen zn sein. Schwache Spuren seiner Umwallung gegen das sumpfige Hinterland 
hin sind noch zn verfolgen. Der Platz war zur Verteidigung trefflich geeignet und 
gleichfalls niit Wasser versehen. 
Nicht viel mehr hinterließ auch die römische Zeit in unserem Thalkesfel. 
Vom Altenburger Feld, dem alten Römerplatz, nördlich über der jetzigen Stadt 
Cannstatt, lief am linken Hang des Stuttgarter Thales eine gepflasterte Straße zum 
Birkenkopf. Schon im Jahr 1350 „alt Hertweg"; an ihm lag der längst abgegangene 
Ort Tunzhofen, von dem sich nichts mehr erhielt als die Namen „Tunzhvfen" und 
„im heiligen Grab". Ein weiterer Straßenzug geht von Cannstatt durch Gablenberg 
und stracks hinauf nach dem „Sonnenberg"; hier fand man i. I. 1881 Grundge- 
mäuer eines Tempels, Steinbilder, Merkur und Diana (M.), römische Kaisermünzen und 
Scherben. Diese Straße setzte sich fort in jener wichtigen Heerstraße (Herdtweg), die 
in südöstlicher Richtung nach Ruith und an die hoch über dem Neckar gelegene römische 
Festung auf dem „Burgfeld" bei Köngen führte. Eine weitere, jedenfalls sehr alte 
Straße, die obere Heustaig lief von Cannstatt und Berg her am 
rechten Stuttgarter Thalgelände und als tiefer Hohlweg zum 
Bopserbrunnen, hier in den Ruither Herdtweg, der in seiner- 
nordwestlichen Verlängerung durch das Stuttgarter Thal hin 
durch unter demselben Namen auf die Feuerbacher Heide und 
von da in die von Cannstatt nach Pforzheim strebende Haupt 
straße („Steinstraße") zieht. Von der oberen Heustaig zweigte 
bei der jetzigen Gaisburgstraße die untere Heuftaig ab, lief in 
den Jmmenhofer Weg, an dem schon römische Altertümer, z. B. 
Stadtwappen. 1433. _ eine kleine Kaiserbüste (M.) gefunden wurden, und rechtwinklig in 
den „Heerweg", welch' letzterer steil von Degerloch herabkommt, 
und bei der Fuhrtbachstraße den Nesenbach übersetzte. Die älteste Staige, vom Land 
unter der Staig in das Land ob der Staig führend, ging erst links der jetzigen „alten" 
Staige hinauf und dann westlich vom sogenannten Höchst empor. Man sieht noch 
aus eine kurze Strecke im Sandstein-Felsen die Fahrgeleise. Im Stadtwald Kräher, 
im Feuerbachthälchen Spuren einer römischen Niederlassung; den Resten nach zu 
schließen war hier eine Töpferei. (M.) 
Alemannenzeit. An den Heustaigen fand man, bei der jetzigen Gaisburg 
straße, Reihengräber und Totenbäume, mit hübschen Jnlagen. Als eine Sage wird von 
allen älteren württcmbergischen Chronisten und Geschichtsschreibern erzählt, um das 
Jahr 950 sei vom Herzog von Schwaben Liutolf, dem Sohne Kaiser Otto's I., im 
Stuttgarter Thal ein Stutengarten angelegt worden. Sowohl die älteste Schreibung 
des Namens „Stutgarten" (1229), als auch die Örtlichkeit weisen mit großer Wahr 
scheinlichkeit auf einen Stutengarten, als älteste Ansiedlung mitten im Thale hin. 
>ut diesen frühen Zeiten war Cannstatt am Neckar noch der Hauptort, und mochte 
das wasserreiche, üppiggrünende Seitenthal des Nesenbachs zu solcher Anlage verlocken. 
Im Mittelalter tritt erst im zwölften Jahrhundert unser Stuttgart dämmernd 
in die Geschichte (urkundlich erst 1229), und zwar mit Wasserburg und Kirche im
	        
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