Ludwigsburg.
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entwarf der 1709 als Stuckatur durch Nette aus Prag berufene Donato Giuseppe
Frisoni (geb. 1683 in Laino zwischen-Comer- und Luganersee, ff 1735 zu Ludwigs
burg), welcher sich 1714 auf die Architektur verlegte und, nachdem er mit Unterstützung
des Herzogs Frankreich bereist, seit 1715 als Nettes Nachfolger — 1717 Baudirektor,
1726 Obristlieutenant — das Bauwesen zur Vollendung brachte. Frisoni war,
wie er auch in Weingarten gezeigt hat, vorzüglich veranlagt für eigenartige und
schwungvolle Komposition im großen; die Einzelformen geistvoll durchzubilden gelang
ihm seltener. Zu Ludwigsburg stand ihm sein Neffe, der 1717 aus Wien beigezogene
Bauunternehmer, bald auch Oberbaumeister Paolo Retti, zur Seite. Die Stuckatur
arbeiten überließ Frisoni seinem Schwager Caroliui, dazu kamen der Marmorierer
Corbellini, die Bildhauer Carlo Ferretti und Diego Carlone. Während als Hofmaler
schon seit 1711 L. A. Colomba angestellt war, berief Retti in höherem Auftrag zwei
weitere Kunstmaler, Scotti und den in Venedig geschulten Carlo Carlone (Bruder
des Diego), und zog auch seine drei Brüder heran, den Stuckator Riccardo, den
Kunstmaler Livio und den späteren Baumeister Leopoldo Retti. Neben diesen italieni
schen Einwanderern spielen die am Schloßbau beschäftigten Württemberger, die Stein
metzenmeister Christoph Friedrich Wehhing, Mathias Heim, Joh. Jakob Heim und
der Hofschlosser Michael Lauffer (aus Schwenningen, f 1728) eine bescheidene Rolle.
Von Frisoni sind zwei einander in der Hauptsache ausschließende Entwürfe für den
Schloßbau zu unterscheiden. Den älteren enthält sein Kupferwerk: Vues de la Residence
Ducale de Louisbourg (Augsburg 1727). Sein erstes bedeutendes Bauwerk war hier die
Schloßkapelle mit der Fürstengruft; die Grundsteinlegung fand am 18. Mai 1716
(Denkmünzen), die Einweihung am 31. Oktober 1723 statt. Die Kapelle erhob sich hinter
dem Südende des Pagenbaues in der Art, daß an der Rückseite dieses Flügels für
eine nur im Entwurf vorhandene Verbindungsgalerie zum Corps de Logis Raum
blieb sowie andererseits für den Haupteingang vom Hofe her zwischen der Schmal
seite des Pagenbaues und derjenigen eines neuen nach Süden anschließenden Flügel-
gebäudes, sogenannten Cavalierbaues, dessen Hofflucht jedoch etwas nach außen
zurückgeschoben ist. Ein zweiter entsprechender Cavalierbau erstand auf der Westseite
des so erweiterten Hofes. Der Kapelle sollte ans jener Seite ein Saalbau mög
lichst genau entsprechen. — Der Fürstenbau aber erschien jetzt offenbar zu beschränkt,
weshalb der Plan eine großartige Erweiterung des Corps de Logis umfaßt: auf
der Thalseite ist in einem großen Risalit ein Doppeltreppenhaus vorgelegt, das Ge
bäude selbst, um mehr als das Doppelte verlängert, endigt in zwei großen quadra
tischen Pavillons, welche über die bestehenden kleineren weit hinausragen, so daß
die Nordfront 35 Achsen aufweist. Der Ergänzungsbau wurde zwar 1723 dem
Paolo Retti in Akkord gegeben, gelangte aber ebensotvenig als die zwei auf dem
Plan im Süden der Cavalierbauten quer vorgelegten Flügel, von denen der westliche
einen riesigen Saal, der östliche ein Theater enthalten sollte, in dieser Art zur Aus
führung. — Frisonis endgültiger, im Original vorhandener Entwurf (1724), welcher durch
Paolo Retti gemäß dem am 22. Dezember 1725 mit ihm abgeschlossenen, 1728
und 1730 erweiterten Vertrage ausgeführt und im Todesjahr Eberhard Ludwigs 1733
zur Vollendung gebracht wurde, führt vielmehr ein Neues Corps de Logis ein:
dieses, nnt zwei Endpavillons, an die sich noch hoch ausgemauerte Terrassen an