Full text: Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg. Inventar. Neckarkreis (1889)

Löwen an bet Walbcrichökitche bei Muttharbt, 
Oberamt Backnang. 
Altertümer. 
Die vorrömische Zeit hat im Bezirk so gut wie gar keine Spuren hinterlasse». 
Eine alte Kultstätte war wohl der Edersberg. Der östliche Teil des Bezirkes, heute 
noch sehr bewaldet, in der Urzeit kaum bewohnt, erhielt erst Leben durch den römischen 
Grenzwall, der um das Jahr 84 durch dieses vielzerrissene Bergland hindurch gezogen 
wurde. Beim jetzigen Murrhardt, das reizend im warmen, sich erweiternden, von beiden 
Seiten Thalschluchten empfangenden Waldthal gelegen ist, bauten die Römer, um den 
hier eben hereinführenden Paß durch das Murrthal zu sperren, zwischen Seen ein 
römisches Kastell; aus ihm erwächst dann, unter fränkischem Einfluß, eine der ersten 
geistlichen Pflanzungen des Unterlandes. Die Grundmauern des Kastells wurden 
im Jahr 1885 zum Teil aufgedeckt, dabei fand man auch zwei römische Denksteine, jetzt 
in Backnang. Bergt. Württemb. Vierteljahrshefte, Jahrgang X, S. 52 ff. Die In 
schriften der beiden Denksteine lauten in der Übersetzung: 
Dem Imperator Oaesar Narous Aurelius Severus (Alexander) 
Pius Felix Augustus (hat diesen Denkstein gesetzt) die 24. Kohorte freiwilliger 
römischer Bürger, die Severianische, sehr ergeben seiner Gottheit. — (Bi. Aur. Se 
verus Alexander regiert von 222—235 n. Chr.). Das Wort Alexandre ist aus 
gemeißelt. 
Die zweite Inschrift: Der -Inlia Augusta, der Mutter des allcrgnädigsten 
Kaisers Marcus Aurelius Antoninus Pius Augustus, der Mutter des Senats, der 
Mutter des Lagers, der Mutter des Vaterlandes (hat diesen Denkstein gesetzt) die 
24. Kohorte freiwilliger römischer Bürger, die Antoninianische, ergeben seiner Gottheit. 
— Diese Inschrift fällt wahrscheinlich in das Jahr 213, dem Jahre des Sieges 
des Kaisers Caracalla über die Alemannen, oder kurz nachher. 
Auch früher schon wurden bei Murrhardt röm. Jnschriftsteine (M.) gefunden, 
außerdem mannigfache Spuren der bürgerlichen Ansiedlung. Ter Grenzwall selbst, 
ein starker Erdwall mit Graben davor und alle fünfhundert Schritt mit Wachhäuschen, 
an Hauptpunkten auch mit Wachtürmen besetzt, von beiden Arten sind noch Grund 
mauern vorhanden, läuft, an manchen Stellen noch gut erkennbar, als „Schweingraben" 
in schnurgerader nord-nordwestlicher Richtung über Berge und Thäler von Welzheim 
her, östlich an Murrhardt vorbei, über Siegelsberg, Steinberg, Grab 3 1 /a Stunden
	        
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