Herrenberg nach Merian. l636.
Oberaml Herrenberg.
HXt: auf dem Heiderücken, hoch über den Trümmern des Herrenberger Schlosses
steht, dessen Blick umfaßt auf drei Seiten, aus der vierten östlichen liegt der Schönbuch
wald, eine Landschaft, weitausgreifend und fruchtbar, au den fernen Säumen umstellt
von den blauen Bergkränzen der Alb und des Schwarzwaldes.
Und vor diesen Gebirgen die reichen, von Obstbaumthälern durchzogenen Frucht
ebenen, mit ihren stattlichen Dörfern, deren hochschlanke Kirchtürme im Sonnenschein
blitzen. An der Südseite des Berges selbst sind noch Weinberge, aber viele davon
schon verrottet und verlassen; aus verwuchertem Weingerank und zerfallenden Mauern
wachsen und blühen jetzt halbwild und fremdartig-schön milchweiße Narzissen und hohe
sanfte tiefblaue Lilien. — Der älteste Mittelpunkt des westlich von den Waldbergen
des Schönbuchs in lehmgründiger fruchtbarer Ackerlandsebenc sich ausbreitenden Be
zirkes ist ohne Zweifel zu suchen ans dem Schloßberg von Herrenberg; jener west-
lichsten, weit und mit prächtiger Aussicht inS Land hineinragenden langen und steilen
Bergznnge des Schönbnches, die später auf der vordersten Spitze zwei Burgen der
Tübinger Pfalzgrafen trug.
Weitere alte schon von den Kelten befestigte Plätze mögen die späteren Burgen
Hoheu-Entringen, Roseck imb Müncck sein.
Ein wichtiger, vermutlich schon vor-römischer Straßenzug lief von Nagold nord-
ostwärts nach Herrcnberg, auf den Schloßberg, und nun immer östlich über den
höchsten Punkt des SchönbnchS bis Nürtingen a. Neckar, von Herrenberg viele
Stunden, ohne ein Thal zu überschreiten. An der Straße zwischen den uralten