Full text: Die Kunst- und Altertums-Denkmale im Königreich Württemberg. Inventar. Schwarzwaldkreis (1897)

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Schwarzwaldkreis. Oberamt Reutlingen. 
Der Salmansweiler Pfleghof, auch Nürtinger Hof genannt, weil er 
später in Besitz des dortigen Spitals kam, fetzt Kameralamt, vor 1304 gegründet. 
Der Marchthaler Hof, das Hauptgebäude hat sich in seinen dicken Mauern 
noch erhalten, sowie die schöne spätgotische Kapelle zur heil. Maria, jetzt Freimaurer 
loge, innen ein schönes Rippenkreuzgewölbe aus gebrannten Ziegeln mit zwei Schluß 
steinen, das Klosterwappen (Schwert und Schlüssel) und das des Abtes Simon Götz, 
1482—1514 (ein Hackbeil). Am Hintergebäude sieht man noch einige Wappen der 
Äbte und Klosterhofmeister. — Der Marchthaler Hof wurde schon anfangs des 
13. Jahrhunderts gegründet. 
Vom Königsbronner Hof, späterer Oberamtei, jetzt in Privatbesitz, hat sich 
das von Abt Melchior Ruoff 1538 neu erbaute Hauptgebäude erhalten; in einem 
gegen den Hof hin liegenden Gewölbe meldet eine Inschrift: Als man zalt von Christi 
unsers einigen Heilands Gepurt 1538 jar, hat der erwyrdig in gott Vater und Herr 
Herr Melchior Ruoff Apte des Gotzhauß Kunigsbronneu diß gegenwärtig Haus 
sampt des neuen Gewelbs von dem neuwen erhaben und gepauwen Gott sey Lob. 
Darüber noch einmal die Zahl 1538. Der kleine altertüniliche Raum, mit einer ein 
zigen Lichtöffnung gegen den Hof, zeigt ein Gurtenkreuzgewölbe, auf dessen Schluß 
stein ein Abtswappen, Mann auf Dreiberg einen Strick oder Kette haltend. Die 
Gurtenansäuge sind geziert durch einen Abtskopf, ein Cisterzienser-Wappen und einen 
leeren Schild. — Neben dem Hause steht eine hübsche spätgotische Kapelle; der Chor 
mit Netzgewölbe mit Rosettenschlußstein und einfachen gotischen Fenstern. An dem 
spitzbogigen, einfach profilierten Portal ein Steinmetzzeichen; leider gilt von diesem 
schönen Kirchlein noch heute wie zu Fizions Zeit: 
„Vor Zeit las man drin Meß mit Fleiß, 
Jetzt wird's gebraucht zn Holz und Reis." 
Der Spital mit der nach dem Jahr 1539 umgebauten ev. Heiliggeistkirche. 
An ihr noch ein großes reichgegliedertes frühgotisches Portal und jenes rätselhafte 
frühgotische Prangerbild, ein gefiedertes Ungetüm zwischen einem Jüngling und 
einem Mädchen. 
Den Mittelpunkt des städtischeir Lebens bildete in früheren Zeiten wie heute 
der Marktplatz. Dort standen das Rathaus, das Bürgerhaus, das Kaufhaus, der 
Spital mit Kirche, die Metzig mit den Fleischbänken und die Brotbänke. Das alte 
Rathaus, von dem im 15. Jahrhundert die Rede ist, war ohne Zweifel ein Holzbau, 
der mit der Zeit baufällig wurde: 
„Wurmstichig war es überaus, 
Baufällig, liederlich von Sachen, 
Wollt' einfallen, fing an zn krachen." (Fizion.) 
Durch denselben Baumeister, der sich auch im Spital, im Zwiefalterhof und 
im Kirchbrunnen ein Denkmal schuf. Hans Motz von Gmünd, wurde 1562 au dem 
selben Platze, mitten auf dem Markt, ein Neubau aufgeführt in den besten Formen 
der Renaissance. Das Haus, 36 m lang, stieß mit einer Seite an die Kramergasse; 
es ruhte auf 33 steinernen dicken Säulen, die z. T. aus der Kirche des Barfüßerklosters 
stammten. An den Ecken ragten Erker empor mit kupferbelegten Dächern, getragen
	        

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