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Schwarzwaldkreis. Oberamt Reutlingen.
Der Salmansweiler Pfleghof, auch Nürtinger Hof genannt, weil er
später in Besitz des dortigen Spitals kam, fetzt Kameralamt, vor 1304 gegründet.
Der Marchthaler Hof, das Hauptgebäude hat sich in seinen dicken Mauern
noch erhalten, sowie die schöne spätgotische Kapelle zur heil. Maria, jetzt Freimaurer
loge, innen ein schönes Rippenkreuzgewölbe aus gebrannten Ziegeln mit zwei Schluß
steinen, das Klosterwappen (Schwert und Schlüssel) und das des Abtes Simon Götz,
1482—1514 (ein Hackbeil). Am Hintergebäude sieht man noch einige Wappen der
Äbte und Klosterhofmeister. — Der Marchthaler Hof wurde schon anfangs des
13. Jahrhunderts gegründet.
Vom Königsbronner Hof, späterer Oberamtei, jetzt in Privatbesitz, hat sich
das von Abt Melchior Ruoff 1538 neu erbaute Hauptgebäude erhalten; in einem
gegen den Hof hin liegenden Gewölbe meldet eine Inschrift: Als man zalt von Christi
unsers einigen Heilands Gepurt 1538 jar, hat der erwyrdig in gott Vater und Herr
Herr Melchior Ruoff Apte des Gotzhauß Kunigsbronneu diß gegenwärtig Haus
sampt des neuen Gewelbs von dem neuwen erhaben und gepauwen Gott sey Lob.
Darüber noch einmal die Zahl 1538. Der kleine altertüniliche Raum, mit einer ein
zigen Lichtöffnung gegen den Hof, zeigt ein Gurtenkreuzgewölbe, auf dessen Schluß
stein ein Abtswappen, Mann auf Dreiberg einen Strick oder Kette haltend. Die
Gurtenansäuge sind geziert durch einen Abtskopf, ein Cisterzienser-Wappen und einen
leeren Schild. — Neben dem Hause steht eine hübsche spätgotische Kapelle; der Chor
mit Netzgewölbe mit Rosettenschlußstein und einfachen gotischen Fenstern. An dem
spitzbogigen, einfach profilierten Portal ein Steinmetzzeichen; leider gilt von diesem
schönen Kirchlein noch heute wie zu Fizions Zeit:
„Vor Zeit las man drin Meß mit Fleiß,
Jetzt wird's gebraucht zn Holz und Reis."
Der Spital mit der nach dem Jahr 1539 umgebauten ev. Heiliggeistkirche.
An ihr noch ein großes reichgegliedertes frühgotisches Portal und jenes rätselhafte
frühgotische Prangerbild, ein gefiedertes Ungetüm zwischen einem Jüngling und
einem Mädchen.
Den Mittelpunkt des städtischeir Lebens bildete in früheren Zeiten wie heute
der Marktplatz. Dort standen das Rathaus, das Bürgerhaus, das Kaufhaus, der
Spital mit Kirche, die Metzig mit den Fleischbänken und die Brotbänke. Das alte
Rathaus, von dem im 15. Jahrhundert die Rede ist, war ohne Zweifel ein Holzbau,
der mit der Zeit baufällig wurde:
„Wurmstichig war es überaus,
Baufällig, liederlich von Sachen,
Wollt' einfallen, fing an zn krachen." (Fizion.)
Durch denselben Baumeister, der sich auch im Spital, im Zwiefalterhof und
im Kirchbrunnen ein Denkmal schuf. Hans Motz von Gmünd, wurde 1562 au dem
selben Platze, mitten auf dem Markt, ein Neubau aufgeführt in den besten Formen
der Renaissance. Das Haus, 36 m lang, stieß mit einer Seite an die Kramergasse;
es ruhte auf 33 steinernen dicken Säulen, die z. T. aus der Kirche des Barfüßerklosters
stammten. An den Ecken ragten Erker empor mit kupferbelegten Dächern, getragen