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Schwarzwaldkreis. Oberamt Balingen.
Nctzgewölben fortgeführt würden. Die Rippen ruhen auf Brustbildern der Apostel,
Evangelisten, Propheten; aus den Schlußsteinen schauen Heiligenfiguren, ganz die
spätgotische Art, wie im Ncckarkreis.
Die Strebepfeiler treten am Langhaus nur dreikantig vor, wie an den drei
eben genannten Kirchen; der Turm hat ausgebildete Streben; sein oberstes, etwas
verzlvergtes Stockwerk wurde erst 1541 durch Meister Stephan von Tübingen auf
gesetzt. Nach einer beim Dekanat befindlichen Verdingurkunde wird Meister Franz
am 7. Mai 1512 aufs neue gedingt, den Bau der Kirche auszumachen, nämlich die
nördliche Abseite, sowie die obere (südliche) mit allen Kapellen und ihren Altären:
dazu das Mittelwerk mit 12 achteckigen Schäften und 2 halben am Giebel, die
Schäfte unten mit Postamenten, oben die Bögen mit Hohlkehlen und Platten, beides
in Werkstein, auch alle (Gewölb-) Anfänge nach der vorhandenen Visierung (Modell,
ohne Zweifel des Albrecht Georg) und das Mittelwerk so hoch aufzuführen als er
kann unters Dachwcrk . . . Auch soll er hinten in beide Seiten und in den Giebel
und in die Schäfte Kragsteine machen zu einer Borkirche, und die Giebelwand machen
und außen bestechen. Wenn man die Ausführung (der Gewölbe) wieder aufsetzen
(anordnen) will, so soll er einen Bogen dazu machen, wo man sie höhen will. Er
soll auch die Pfeilerdachung hinten und dornen (der vier äußeren Eckpfeiler) wieder
verfassen (abschließen) nach dem jetzigen Dach; und soll man ihm die Bühne machen,
so er wölben will.. Diesen Bau soll Meister Franz ausmachen in 4 Jahren; davon
soll man ihm zu Lohn geben 400 Gulden und 2 Malter Besen. — Die Kirche steht
wohl an Stelle einer kleineren romanischen.
Im Anfang des 17. Jahrhunderts erhielt die Kirche durch Maler Melchior
Drescher aus Rottweil eine (jetzt übertünchte) Ausmalung mit biblischen Geschichten.
Die steinerne Kanzel, von Meister Franz ganz nach seinem Vertrag gemacht, ist fünf
seitig, und mit den Gestalten der Maria und der vier Kirchenväter geschmückt. Der
Altar vor dem Chorbogen zeigt ein gutgeschmiedetes Gitter und ein mächtiges Kruzifix
aus der Nenaissancezeit. Wichtige Grabdenkmäler sind das des jungen Grafen
Friedrich von Zollern mit dem Zollernschild, comes Fridricus iunior de Zolr.
dominus castri Schallkgsburg. Eines Ulrich von Lhchtenstein, Obervogt, st 142 .
Im Chor das große prächtige der Frau Magdalena von Tegernau, geborene von
Karpffen, st 22. May 1605, ihres Alters 39 Jahre. Außerdem noch verschiedene
aus dem 16. und 17. Jahrhundert. — Die ev. Friedhofkirche, frühere Pfarrkirche,
zum hl. Sebastian, etwas außerhalb der Stadt auf dem rechten Ufer der Eyach, im
Kirchhof unter schönen Bäumen, ehrwürdig und mit edlen Formen. Der Turm, an
der Südostecke zwischen Chor und Langhaus, ist noch frührvmanisch, mit rohen
Säulensenstern. Die Grundlage des Langhauses war wohl dreischiffig, ein schönes,
spätromanisches Rundbogenfenster erhielt sich an der Ostseite des ehemaligen nörd
lichen Seitenschiffes. Der Hauptbau ist jetzt frühgotisch mit breiter, hochgegiebelter
westlicher Schauseite; am Hauptportal Steinmetzzeichen.
Trefflich srühgotisch ist auch der vieleckige Chor, mit schlanken Maßwerkfenstern,
Strebepfeilern und innen mit einem kraftvolleir Rippenkreuzgewölbe mit Laubwerk-
Schlußsteinen. Echte Hohenzollernkunst.
schöner beschädigter Grabstein vom Jahr 1458 mit dem großen Löwenwappen