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Schwarzwaldkreis. Oberamt Calw.
breite des Langhauses 54 römische Fuß. Mit dem offenen Vorhof, von dem noch
Andeutungen vorhanden sind, lvürde die Länge auf etwa 190 römische Fuß wachsen, j
so daß Langhausbreite zur ganzen Länge wie 7 : 2 sich verhielte.
Querschiff 4 x 18 — 72,
Breite des Langhauses 3 x 18 = 54,
Gesamtlänge 8 x 18 = 144,
also Langhausbreite zum Querschiff wie 3 : 4, zur Gesamtlänge wie 3 : 8.
Die lichte Länge des Chors bis zum Apsidenschluß mißt zweimal die l. Qner-
schiffbreite. Die Ostpartie mit den drei weiten Npsidenhalbrunden ist großartig ent
wickelt, wohl als Heiliggrabkirche.
Zu seiten des Chors der Peterskir che liegen Kapellen, links die Allerheiligen
oder Riesenkapellc, auch in Trümmern, in schönen Quadern, aus der besten gotischen
Zeit; rechts die Marienkapelle, spätgotisch, von der Größe einer Dorfkirche und längst
auch als solche ev. Dorfkirche benützt, in den letzten Jahren mit großen Kosten
durch Obcrbaurat v. Sanier geschmackvoll erneuert und im Westen erweitert. Ihr
herrliches Netzgewölbe wurde wieder eingezogen; es ruht aus Wanddiensten mit den
noch alten, geistvollen Brustbildern der Apostel. An der Nordwand die Inschrift-
tafel: Anno domini 1508 sub E. D. P. Johanne Abbate V Cal. July jacta sunt
huius templi fimdamenta magistri Martini ex Urach latomi opera. Sein Meister
schildchen innen an der Südpforte.
Über der Kirche der noch ganz erhaltene Bibliotheksaal mit Holzdecke und flach
geschnitzten Leisten, von reichster Erfindung, zum Teil noch mit der alten Bemalung
und mit den ebenso behandelten zahlreichen, zinnenbekrönten, offenen Bücherschränken,
zwei davon jetzt in Stuttgart (M). Hier sind auch die ausgegrabenen Bruchstücke
ausgestellt, die von der Gründung des Klosters bis zur Reformation gehen und für
sich selbst wieder ein kleines Museum bilden. — Erhalten sind auch noch einige alte
Grabplatten, so die des Abtes Vollmar, st 1175, des Abtes Gottfried I., st 1300,
sowie die zwei spätgotischen Gedenktafeln des Bischofs Aurelius und des Grafen
Erlafrid von Calw. Noch eine prächtige Grabplatte des Abtes Johann II., des
Erbauers der Marienkapelle, st 1524, schon in der beginnenden Renaissance.
Südlich an der Kirche der große, auch in Trümmern liegende Kreuzgang, in
der Nordostccke noch mit frühromanischer Arkadenstellung gegen den ehemaligen Kapitel-
saal hin, sonst spätgotisch, 1485—94 erbaut von den Baumeistern Peter von Coblenz,
Martin von Urach und den in badischen Diensten stehenden Hans Spryß von Zaber-
ield, s. Band I, S. 134 und 558.
Die Mauern stehen noch bis über die mit schönem Maßwerk erfüllten großen
Lpitzbogensenster; bei der Wiederaufgrabung des Kreuzganges am Schluß der
siebziger Jahre fand man im hohen Schutt viele Schlußsteine mit schönem Laub
werk, mit Heiligen und mit dem Meisterzeichcn des Peter von Coblenz und
seines Gesellen. Früher schon wurde im Westflügel der Meisterschild des Spryß
von Zaberfeld und des Abtes Blasius, 1493, ausgegraben (M.). Die übrigen
Iptütfe sind in der Bibliothek in Hirsan aufbewahrt. Der Nordflügel und Ost-
rlügel, 1490 91, war das Werk des Peter von Coblenz, der Südflügel, 1485—89,