Full text: Jahres-Bericht der Königlichen Polytechnischen Schule Stuttgart (1868/69)

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Herzog Christoph und dessen Gemahlinnen, 
Georg, Markgraf von Brandenburg, 
Eleonora, Königin von Portugal, 
Ernst, Herzog zu Oesterreich. 
Mehrere dieser höchst gelungenen Brustbilder finden Sie noch in dem interessanten 
Bergschloss Lichtenstein. 
Die untere Etage der drei Thürme enthielt drei grosse Zimmer, in welchen altrömische 
Grab-, Erinnerungs- und Altarsteine aufgestellt waren, welche in Cannstatt, Marbach, Maulbronn 
und anderen Orten gefunden wurden. Sie befinden sich heutzutage in dem sogenannten Lapi 
darium der königl. Kunstschule. 
Betreten wir nun eine der Doppel treppen an den Langseiten, verweilen aber nicht auf 
der schönen Plattform, sondern gehen durch eine der grossen reich dekorirten Thiiren in den 
Eestsaal, s. Fig. 8, Taf. II und Fig. 10, Taf. III. üeberrascht sind wir durch dessen Grösse 
und Pracht; er hat keine Galerien im Innern, ist im Licht 201' lang, 72' breit, im Scheitel 
ca. 50' Euss hoch. Die gewölbartige Holzdecke nimmt 20' von der Höhe ein. 16 reizend 
eingefasste Doppelfenster mit angenehmen Fensternischen und die zwei, mit herrlichen Sculptur- 
Werken gezierten Thiiren, s. Taf. I, Fig. 5 und Fig. 8, Taf. II, unterbrechen das reiche hohe 
eingelegte Getäfer. Ringsum im Saale sind harte Sitzbänke angebracht, wie diess im Mittelalter 
üblich war, wo man noch keine gepolsterte Möbel kannte. lieber dem Getäfer sehen wir 
20 Rahmen mit den Forstbezirken des Herzogthums, von Dr, Gadner gezeichnet und bemalt, 
an den Giebeln statt derselben die Portraits des Herzogs und seiner Gemahlinnen, anderseits 
die Bildnisse seines Nachfolgers Friedrich I und seiner Gemahlin, letztere in Wachs bossirt. 
Friedrich dekorirte im Innern Manches, und besonders die Giebel zeigen im Innern nicht mehr 
die sonstige Eleganz des Baues, namentlich der Thüren, sondern repräsentiren bereits die ver 
wilderte Renaissance. 
Unter dem Gesims hiengen ringsum in Ovalrahmeu die Bildnisse fürstlicher Räthe 
und Diener. Die Bogendecke zeigte an ihrem untern Theile Jagden mit Portraitfiguren und 
Landstädte; die Mitte der Decke, von welcher drei Kronleuchter herabhiengen, die Schöpfung, 
den Sündenfall und das jüngste Gericht, auf Leinwand gemalt. 
Die Chronik sagt, dass der Saal akustisch gut gebaut gewesen sei. 
Georg Beer war der talentvolle Baumeister. Taf. I, Fig. 1 zeigt ihn als Steinbild in 
seinem Arbeitsrocke mit Zirkel und Massstab, wie er einst vom Giebel oben herabschaute. An 
dem Hause des Banquier Pflaum, Ecke der Linden- und Calwerstrasse war dasselbe Steinbild, das 
jetzt in der Sammlung vaterländischer Alterthümer aufbewahrt wird. Es war des Baumeisters Haus.
	        

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