Aus dem Urteil des Preisgerichts.
Das Preisgericht, bestehend aus den Herren: Senator Dr. Zhmck, Senator
Wessels, Königl. Baurat Schwechten und Stadtbaurat Zudw. Hoffmann aus Berlin
und Baurat Weber, trat am 24. Februar 1902 in Bremen zusammen.
Eingegangen waren 142 Entwürfe, die von der Hochbauinspektion auf die
Erfüllung der Bestimmungen des Bauprogramms vorgeprüft waren, Ein Entwurf war
vor Zusammentritt des Preisgerichts zurückgezogen worden.
Bei der ersten Durchsicht mussten 39 Arbeiten wegen wesentlicher Mängel
ausgeschlossen werden, bei dem zweiten Rundgang wurden 59 minderwertige Eut-
würfe ausgeschieden. Bei der dritten Prüfung der noch restierenden 43 Projekte
mussten weitere 27 Arbeiten zurückgestellt werden, so dass 16 Pläne zur engsten
Wahl zurückblieben, wovon die nachstehend erläuterten 7 Entwürfe als die besten
ausgewählt wurden.
Projekt 102. Kennwort: „Chi 10 sa!“
Die Entwickelung der Grundrissanlagen und des ganzen Aufbaues ist schr
einfach und sachgemäfs. Es wäre bei der Grundrissdisposition zu wünschen gewesen,
dass das an sich gute Vestibul durch Verbreiterung der Treppe, unter Hinzuziehung
des Raumes des Klosettanlagen, eine bessere Lichtzuführung erhalten hätte. Die
architektonische Gestaltung der Verbindungshalle zwischen der Direktorwohnung und
dem Schulgebäude hätte etwas feiner detailliert und reizvoller ausgestaltet sein müssen.
Projekt 41. Kennwort: „Freze Hansastadt Bremen.“
Der Grundriss ist ausserordentlich klar und übersichtlich. Die ruhige und
sachgemäfse künstlerische Behandlung der Fassaden verdient volle Anerkennung,
obgleich einige Details derselben nicht glücklich gelöst sind. Mit Bezugnahme auf
das in Aussicht genommene Villenviertel bleibt zu bedauern, dass an dieser Stelle
ein hoher vierstöckiger Aufbau gewählt ist.
Projekt 53. Kennwort: ,, Tacıtus.“
Der Grundriss ist sehr gut. Die Fassaden - Entwickelung ist ansprechend, aber
nicht einfach genug, um für eine eventuelle Ausführung empfohlen werden zu können.
Projekt 42. Kennwort: „Jung Brema.“
Die architektonische Entwickelung ist einfach und klar und der Aufbau sehr
zu loben. Ungünstig ist die Gestaltung und Beleuchtung der Aula.
Projekt 122. Kennwort: „Märchen.“
Die Grundrissdisposition ist klar und gut, die architektonische Entwickelung
ausserordentlich malerisch und geschickt, wenn auch in der Höhenentwickelung
übertrieben.
Projekt 63. Kennwort: ,, Augustus.“
Der Grundriss ist einfach und praktisch. Einige Klassen sind leider als Tief-
klassen ausgebildet und als solche nicht zweckmäfsig. Die architektonische Formen-
gebung ist geschickt, aber für die vorliegende Aufgabe zu reich,
Projekt 119. Kennwort: „Im Villenviertel.“
5 Der Wert der Lösung liegt darin, dass mit verhältnismäfsig geringen Mitteln
eine malerische Wirkung erzielt worden ist. Allerdings ist zur Erreichung dieses
Zweckes an der vorderen Gebäudeecke die Fassadenteilung nicht logisch auf der
Grundrissentwickelung aufgebaut.