Aus dem Gutachten des Preisgerichts.
Entsprechend der Ausschreibung für den Wettbewerb eines. Museums zu Wiesbaden waren
’rminmässig 87 Entwürfe eingegangen.
Das Preisgericht trat am 28. Januar 1908 zusammen.
Von einer Arbeit mussten 4 nachträglich eingegangene Zeichnungen von der Begutachtung aus-
schlossen werden.
Die vorliegenden Entwürfe wurden einer eingehenden Besichtigung unterzogen und zunächst, unter
igung ihrer künstlerischen und praktischen Bedeutung, in drei Gruppen geteilt, wobei der Beschluss
Magistrats, welchen Herr Bürgermeister Hess mitteilte, dass der Magistrat keinen besonderen Wert
uf eine prunkvolle Ausgestaltung lege, beachtet wurde,
Während die dritte Gruppe als für die Preiserteilung nicht geeignet ausgeschieden werden musste,
wurde der Rest nochmals eingehend besichtigt.
Es waren 49 (im Gutachten namentlich aufgeführte) Entwürfe,
Bei einer nochmaligen Durchsicht blieben für die erste Wahl die folgenden Entwürfe:
Nr... 8. ‚Kennwort: Kor40f.“ Nr. 57. Kennwort: „Altgold.“
„ Wiesenbad,“ , 63. 7 „Nordlicht,“
„
34. ” „Nassauisches Landesmuseum.“ HZ » „Rundgang.“
40. » „Adrem.“ 86; x „Vorschlag.“
» ‚ Forum.“ „28 ” „Feiertag.“
52. % „Made in Germany.“ 88. ” „Kulturspeicher“
Von diesen erhielten durch einstimmigen Beschluss des Preisgerichts
den I. Preis, welcher auf 3000 Mark festgesetzt wurde,
Nr. 57. Kennwort „Altgold“, Hummel u. Förstner zu Stuttgart,
II. Preise, welche auf je 2000 Mark festgesetzt wurden,
Nr. 46. Kennwort „Zorum“, Schreiterer u. Below zu Köln,
HS; ö „Vorhof“, Adolf Philippi zu Wiesbaden,
Preise, welche auf je 1500 Mark festgesetzt wurden,
Nr. 34. Kennwort „Nassauisches Landesmuseum‘, Werz u. Huber zu Wiesbaden.
». 003: u „Nordlicht“, Delisle u. Ingwersen zu München,
Ausserdem wurden zum Ankauf zum Preise von je 500 Mark empfohlen:
a) Nr. 87. Kennwort „Fezertag“, Ernst Rentsch zu Berlin u. O0. Herold zu Düsseldorf,
DD) 15 E „ Wiesenbad“, Franz Roeckle zu Stuttgart.
Begründung.
Nr. 57. Kennwort: „Altgold.“
Der Entwurf zeichnet sich durch grosse Sachlichkeit in der ganzen Auffassung und die sehr
klare Grundrissdisposition, sowie die treffliche Anordnung im Aufbau mit den einfachsten Mitteln aus.
Die innere Raumbildung ist gut, mit Ausnahme des Haupteingangs, der leicht durch Öffnung der Garderobe-
räume und der Kleiderablagen verbessert werden kann. Die Anordnung der Höfe mit Terrasse ist eine
schöne Lösung und für das Strassenbild von grossem Wert. Auch die Erweiterung des Gebäudes ist
entsprechend berücksichtigt und lässt die Anlage von zwei gut belichteten Höfen zu.
Nr. 46. Kennwort: „Forum.“
Dieser Entwurf sieht nach der Wilhelmstrasse einen durch eine Säulenhalle abgeschlossenen, reiz-
vollen Vorhof vor, der den Zutritt zu der Vorhalle und zu den Treppenhäusern in der glücklichsten
Weise vermittelt. Nach der Viktoria Luisenstrasse dagegen zeigt der Grundriss einen einseitig geöffneten
Vorhof und ausserdem zwei Lichthöfe, die jedoch bei der geringen Höhenentwickelung des Gebäudes zu
keinen Bedenken Veranlassung geben. Der Grundriss ist deshalb sehr beachtenswert und ebenso muss
gerühmt werden, dass der einfache und doch monumentale Aufbau im Äusseren sich der örtlichen alt-
nassauischen Bauweise in der glücklichsten Weise anpasst. Allerdings sind die Baukosten bei diesem
Entwurf durch die breitgelagerten und die verhältnismässig niedrigen Baumassen und des hierzu notwendigen
Werksteinmateriales nicht unerheblich gesteigert.
Nr. 8. Kennwort: „Vorhof.“
Bei dieser Arbeit muss die Grundrissbildung und der künstlerische Wert im Aufbau anerkannt
werden. Die Räume sind sämtlich organisch in Gruppen zusammengefasst und kommt diese Zusammen-
fassung auch in der Verschiedenartigkeit des Aufbaues in klarer Weise zum Ausdruck. Besonders hübsch
ist deshalb der Vorhof an der Südseite gegliedert. Bei der Erweiterung des Gebäudes wird die malerische
Gruppierung nicht Not leiden. Die gewählten Dachbildungen sind teilweise nicht ohne Bedenken, teilweise
zu flach, teils in der Steigung übertrieben. Die Fensterbildung scheint in manchen Teilen des Gebäudes
nicht dem Zweck zu entsprechen.
ak
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