190 Aussagetypen teil hat oder sich auf irgendeine Weise von ihnen unterscheidet und, sollte dies der Fall sein, was sich daraus für den Charakter der Lyrik, das aber heißt Seinsweise und Genesis des lyrischen Gebildes ergibt. Zu diesem Zweck muß vorgängig noch ein weiteres Wesensmoment der Aussage berücksichtigt werden: ihr Charakter als Mitteilung im weitesten Sinne verstanden. Darin ist enthalten, daß auch eine noch so subjektiv ge prägte Aussage gerichtet ist auf ihren Objektpol, d. h. als behauptende, fragende, wünschende, befehlende den Zweck oder die Funktion hat, in dem Zusammenhang, den ihr Inhalt, also das Aussageobjekt angibt, wirkend zu sein: behauptend zu informieren, fragend eine Information 2U erhalten, befehlend oder wünschend etwas zu bewirken. Sehr prägnant hat Husserl in Hinsicht auf die Philosophie als eine sehr subjektive Wissenschaft dies Ver hältnis einmal formuliert: »Philosophie ist eine ganz persönliche Angelegen heit des Philosophierenden. Es handelt sich um seine sapientia universalis, das ist um sein ins Universale fortstrebendes Wissen — aber um ein echt wissen schaftliches ... « 146 Es handelte sich Husserl im Zusammenhang dieser Äußerung nicht um den Charakter der theoretischen Aussage als solchen, sondern um die existentielle Entscheidung des Philosophierenden, »diesem Ziel entgegen leben zu wollen«. Aber in der Formulierung Husserls ist die Richtung des aussagenden Verhaltens des Philosophen impliziert. Auch der noch so »persönlich« Philosophierende will nicht »sich aussprechen« (Hegel), sondern die Sache, um die es sich handelt, »zur Gegebenheit bringen« (um es nochmals mit einem Husserlschen Terminus zu sagen). Die Aussagen aller drei Kategorien, die unser mitteilendes sprachliches Leben beschreiben, sind vom Subjektpol weg auf den Objektpol gerichtet. Sie wollen, wie man das auch ausdrücken kann, eine Funktion in einem Objektzusammenhang üben, der immer auch ein Wirklichkeitszusammenhang ist, welcher Art die jeweilig gemeinte Wirklichkeit auch ist. Dabei ist es, um dies nochmals hervorzu heben, gleichgültig, in welchem Grade sich das Aussagesubjekt bemerkbar macht. Und es ist für die Struktur und Funktion der Aussage wenn nicht gleichgültig so doch sekundär, welche sprachliche Qualität die Aussage hat. Der lyrische, oder sagen wir altmodischer aber unmißverständlicher, poetische Aufschwung, den Kant in unserem Beispielsatz aus der »Kritik der prakti schen Vernunft« nimmt, macht dieses Aussagesubjekt noch nicht zu einem lyrischen. Und wenn Rilke, dessen Briefe ja in einer besonderen Weise von dem ihm eigenen Dichterstil geprägt sind, die Schlittenfahrt in Skäne und die 146 E. Husserl, Cartesianische Meditationen und Pariser Vorträge, Haag 1963, S. 4