20 genommen, da man es in der Hand hatte, vor Ort durch Ver strebungen nach rückwärts der Möglichkeit von Längenverschiebun gen vorzubeugen. Nach der Arbeits-Disposition sollte der Vollausbruch zwischen zwei benachbarten Förderschächten, von beiden Schächten her vor gehend, fertig gestellt werden, um sodann von dem in der Mitte liegenden Hülfsschacht aus nach beiden Seiten die Ausmauerung herstellen zu können. Die Vortheile dieses Systems, welches auf die geringen Di mensionen des Siel-Querschnitts und verhältnißmäßig günstige Gebirgsverhältnisse, denn nur für solche konnte dieser Einbau an wendbar sein, basirt war und mit dessen Ausführung auch der An fang gemacht wurde, waren folgende: Durch das Vorgehen mit Vollausbruch strebte man an, das Gebirge so wenig als möglich in Bewegung zu setzen und da durch ungünstige und wachsende Drucküußerungen thunlichst zu ver hindern. Beim Anhauen von schwimmendem Gebirge konnte man sofort mit Abtreibearbeit vorgehen, auch bei größerem Druck die Thürstöcke nach Erforderniß enger stellen. Die Zimmerung war sehr einfach und es sollte sich die verlorene Zimmerung auf die Firstpfähle und Sohlschwellen beschränken. Der Raum konnte in erwünschter Weise für die Maurerar beiten stet bleiben, auch war ein Theil der Zimmerung, die ho rizontalen Zangen, direkt für das Mauergerüst zu benützen. Der Betrieb endlich war Vortheilhaft einzutheilen und besonders konnten Kollisionen zwischen Bergleuten und Maurern möglichst vermieden werden, da jeder Parthie ein besonderer Schacht angewiesen war. Der Uebelstand, welcher auf den ersten Blick bei diesem Ein bausystem bemerkbar ist, daß nämlich rechts und links vom First hinter der Mauerung Zwickel bleiben, welche ausgestopft werben müssen, wurde nicht hoch angeschlagen, da gebrüches Gebirge er wartet und daher schlimme Folgen nicht befürchtet wurden. Die Arbcitsvermehrung, welche durch das nothwendige Hinterfüllen des Mauerwerks entstand, erschien nicht bedeutend,, da angenommen wurde, daß das unmittelbar vor dem fertigen Mauerwerk aus der Sohle gewonnene Haufwerk das Material zum Hinterfülleu ab geben würde. Im schwimmenden Gebirge mußte freilich ein Ausmauern dieser Zwickel in Aussicht genommen werden, ein Nachtheil des Systems, das unter Umständen bedeutende Mehrarbeiten und Kosten verursachen mußte. Die Ausmauerung konnte in rascher Folge betrieben werden, sobald der Einbau von einem Förderschacht zum andern vollendet war. Das Sohlengewölbe bis zum Kämpfer wurde ununterbro chen fortgesetzt, indem vorläufig nur Schlitze für die später her auszunehmenden Thürständer und Bockstreben offen gelassen wur den. Ueber den Kämpfern wurde das Gewölbe von Thürstock zu Thürstock mit Stockverzahnung geschloffen, die verlorenen First pfähle */, Stein stark untermauert und sodann die übrige Zimme rung weggenomnien. Der Versuch mit diesem System wurde auf einer kurzen Strecke von der Bauleitung in eigener Regie ausgeführt. Das Gebirge zeigte sich jedoch keineswegs so günstig als man erwartet hatte und es war daher vorauszusehen, daß dw schon oben berührten Nachtheile des großen Stollenbaus so groß werden würden, daß dessen Anwendung überhaupt in Frage gestellt wer den mußte. Besonders war es der große Wasserreichthum des Gebirges, welcher es wünschenswerth, ja nothwendig erscheinen ließ, einen möglichst raschen Durchbruch des Gebirges behufs dessen Entwässerung einzuleiten. Bei dem Unistand, daß der ursprünglich feste und trockene blaue Thon in der Tiefe in kurzer Zeit durch das von den Schächten aus nachdringende Wasser gänzlich erweicht und zum zähflüssigen Schlamm wurde und in dem unerwartet häufig auftretenden schwimmenden Gebirge konnte das große Stol lenbau-System schon deshalb keinen Vortheil bieten, weil damit ein rasches Vordringen nicht möglich war. Der große Stollenbau konnte aber auch dem länger andauernden Gebirgsdruck keinen genügenden Widerstand leisten. Nachträgliche Einschaltung von Thürstöcken erforderten viele Arbeit und erfüllten doch nicht voll ständig ihren Zweck; dazu kam noch, daß sich, wie schon erwähnt, die Sohle durch das Wasser aufweichte, was ein Setzen des gan zen Einbaues zur Folge hatte. Die Schwierigkeiten, welche nun entstanden, um wieder hinreichendes Profil für die Mauerung zu erhalten, waren ganz enorm; auch war an eine Einhaltung der Arbeits-Disposition nicht zu denken, da man sich gezwungen sah, dem Einbau so rasch als möglich die Ausmauerung folgen zu lassen. Große Schwierigkeiten waren auch mit dem Schachtbau ver bunden. — Hiebei war zunächst der Zudrang großer Wasser massen zu bewältigen, wozu Dampfmaschinenbetrieb nothwendig wurde. Das häufie Vorkommen von Triebsand und schwimmendem Gebirge nöthigte zur Anwendung von Spuntpfählen, welche nach beistehender Form bearbeitet waren. Ein Fort schwemmen des Triebsandes durch das Wasser hinter den Pfählen, war trotz der gewöhnlichen Vorsichtsmaßregeln gegen das Auswaschen des Gebirges durch Ausstopfen mit Stroh und Faschinenbündeln nicht zu verhindern. Die dadurch hervorgerufenen Aeußerungen des Gebirgsdrucks auf die Schachtwände verursachten ein Rutschen der Pfähle und veranlaßten wiederholte Hinterfüllungs-Arbeiten, welche sehr störend auf den Betrieb einwirkten. Ein weiterer An laß zu Senkungen der Schachtzimmerung bestand darin, daß der bis in den Sumpf fertige Schachtbau behufs Einbruchs zur großen Stollenzimmerung ausgewechselt werden mußte und damit seine ursprüngliche Unterstützung verlor. Da man bei dem angetroffenen milden Gebirge von der Anbringung von Tragstempeln im Schachte keinen Nutzen erwarten tonnte, so sah man sich nun genöthigt, die ganze Schachtzimmerung an den Tragstempeln über dem Trag kranz aufzuhängen und dieselben zu dem Zwecke durch Ueberein- anderlegen von mehreren starken Hölzern und durch Sprengwerke zu verstärken. Diese Nachtheile wären größtentheils zu vermeiden gewesen durch eine seitliche Anordnung der Schächte, anstatt der vorge schriebenen Lage senkrecht über der Sielachse. Ungünstig wirkte auch die übergroße Anzahl der Förder- und Hilfsschächte, welche zur Wasserzuführung und damit Erweichung des Gebirges wesentlich beitragen mußte, da man statt im untern festen Thon zu bleiben, die Wasser führenden Sandadern zu oft ausschloß. Man sah sich daher genöthigt, den kostspieligen und zeitrau benden Schachtbau möglichst zu reduziren. Dieß gab, außer den schon oben angeführten Gründen, die Veranlassung zur Anwendung des englischen Einbausystems, welches