7 Dank des Vereins kund geben und ihn ersuchen, über die erfolgte Restauration und di? projektirte Fortsetzung derselben den Verein mit einer näheren Mittheilung zu erfreuen. Herr Binder erwähnte weiter der von der polytechnischen Schule hier beabsichtigten Revision des Studienplanes in Folge Eingehens der sog. mathematischen Abtheilung, und wünscht, daß auch der Verein sich hierüber aussprechen möge. Der Verein, der sein Interesse jederzeit für dergleichen Fragen an den Tag gelegt hat, wird es auch in dieser Frage gerne thun, er glaubt aber abwarten zu müssen, bis von competenter Seite be stimmte Anträge an ihn gebracht werden, worauf Herr Binder die weitere Einleitung hiezu übernehmen will. Dreizehnte ordentliche Versammlung am 7. November 1874. Vorsitzender: Oberbaurath v. Schlierholz. Schriftführer: Repetent Pilgrim. Anwesend 17 Mitglieder und Herr Ingenieur Hesch eler als Gast. Der Vorsitzende eröffnet die Versammlung mit Verlesung eines Briefes von Herrn Oberbürgermeister Or. Hack, worin derselbe den Dank für die Zusendung des ersten Heftes der Vereins-Pro tokolle pro 1874 an die städtische Verwaltung ausspricht und die Mittheilung eines im Druck befindlichen Gutachtens des Ingenieur Cordon über Kanalisation der Stadt Stuttgart zusagt. Ferner folgt die Verlesung eines Briefes von Herrn Baurath Spindler, worin derselbe für die ihm vom Vereine bezüglich der Restauration der Stündehausfayade gewordene Anerkennung dankt und erwähnt, daß er dem Vereine, der schon in früherer Zeit sich für die Erhaltung der Malerei lebhaft ausgesprochen habe, gerne über Ausführung der Restauration nähere Mittheilun gen machen werde und zwar sobald die Zeichnungen über die Restauration der Langseite (gegen die Lindenstraße) fertig seien. Zwei Exemplare der Entwürfe von Mitgliedern des Architek- ten-Vereins zu Berlin pro 1874, Blatt 61 — 72, als Geschenk werden dem Bibliothekar übergeben. Sectionsingenieur Braun in Neuenbürg wird von Herrn Bauinspektor Rheinhard als ortsabwesendes Mitglied zur Auf nahme schriftlich vorgeschlagen und die Aufnahme desselben sofort ausgesprochen. Der Vorsitzende stellt an die versammelten Mitglieder das wiederholte Ersuchen, den Verein mit Vorträgen, Vorzeigung von Plänen, insbesondere aber mit Referaten aus Zeitschriften, — als für die Versammlungen wesentlich belebend, — zu erfreuen. Es zeigt sich Interesse für die Sache und manche Geneigt heit, aber leider vorerst nur von Wenigen definitive Zusage. Hierauf legt Herr Oberbaurath v. Egle24 autographirte Zeichnungen, Grundrisse, Durchschnitte, Ansichten und Details von der Stiftskirche zu Wimpfen im Thale vor. Er hat nach dem Schluffe seiner im letzten Winterkurs ge haltenen Vorträge über mittelalterliche Baustile am 22., 23. und 24. Februar v. I., wovon der erste Tag ein Sonntag und der letzte ein Schulfeiertag war, mit den betreffenden 45 Schülern der fünften Klasse der Baugewerkeschule eine Excursion nach Wimpfen am Berg und Wimpfen im Thal gemacht, wo sich neben schönen romanischen Ueberresten auch interessante Bauten früh- und spät gothischen Stiles finden. Der erste Tag wurde ausschließlich zu Besichtigungen und Erklärungen verwendet, der zweite und dritte zur Aufnahme der Kirche zu Wimpfen im Thal. Die Schüler wurden dabei in ca. 12 Gruppen vertheilt und jeder von diesen ihre ganz bestimmte Aufgabe nebst den dazu erforderlichen Meß werkzeugen, Leitern u. s. w. zugewiesen und da außer dem Ober baurath Egle auch noch die Lehrer für das Zeichnen zur Bau stilkunde Professor Ließenmayer und Architekt Baldinger, sowie der Lehrer des Ornamentenfaches Professor Plock an der Excursion Theil nahmen, so konnten jedem dieser Lehrer je 3 bis 4 solcher Schülergruppen zur speziellen Leitung und Berathung un terstellt werden. Auf diese Weise ist es bei verhültnißmäßig guter Witterung in zwei Tagen möglich geworden, fast alle Aufnahmen zu den vorliegenden Abbildungen zu bewerkstelligen und außerdem noch eine große Menge von Ornamenten-Abgüssen her zustellen. Da der Winterkurs schon am 15. März schloß und die Schüler bis dahin noch manche schon angefangene Arbeit zu vollenden hatten, so konnte vorher nur noch ein kleiner Theil die ser Aufnahmen ins Reine gezeichnet werden. Das Meiste geschah erst während des Sommers und zwar Seitens solcher Schüler, welche für diese Zeit in das Atelier Egle's übergetreten sind. Die schöne Südseite der Querhalle hat Herr Architekt Baldinger vollständig gezeichnet, und die beiden Ansichten der Kirche nach Kontur-Zeichnungen der Schüler autographirt. Die 4 Ornamen- tenblätter sind ganz von Herrn Professor Plock gezeichnet. — Die Stiftskirche von Wimpfen im Thal, welche mit Ausnahme der etwa 60 bis 70 Jahre älteren romanischen Westfayade, in einem Guße zwischen 1259 und 1278 unter dem Dekan Richard von Dietensheim erbaut wurde, ist eines der ältesten und zierlich sten frühgothischcn Werke in unserer Gegend. Sie hat aber für die Geschichte der Baukunst noch ein ganz besonderes Interesse, weil ein Zeitgenosse des Erbauers, der Präbendar Burkhard von Hall, der von 1296 bis zu seinem Tode im Jahre 1300 selbst Dekan des Ritterstifts Wimpfen war, in der von ihm geschriebenen Chronik dieses Stiftes sagt: „Das Münster, welches vor über großem Alter baufällig war, so daß man sich des Einsturzes in nächster Zeit versehen zu müssen glaubte, brach Richard ab, und nachdem er einen in der Baukunst sehr erfahrenen Steinmetzen be rufen, der neuerlich von der Stadt Paris aus der Gegend von Franz'en gekommen war, ließ er die Basilika in französi schem Werk (opers francigeno) aus geschnittenen Steinen er richten. Derselbe Künstler nun hat den wunderwürdigen Bau der Basilika, der mit Bildern der Heiligen außen und innen schmuck voll gezieret ist und die Fenster und das gemeiselte Werk der Säu len mit vielem Schweiße und mit der Aufwendung großer Kosten gemacht, so wie es heutigen Tages dem Gesichte der Menschen er scheint. Das Volk aber, welches von allen Gegenden kommt, be wundert das herrliche Werk, preiset den Künstler, verehrt den Knecht Gottes Richard und trägt dessen Namen weit und breit umher". Von dieser Kirche wird also ausdrücklich bezeugt, daß sie von einem in Franzien gebildeten Baumeister in französischer Weise (go- thisch) erbaut sei und in der That deutet manches von ihrer Ge- sammmnlage und vieles von ihren Einzelnheiten direkt nach Frank reich hinüber. Ganz besonders auffallend ist dieses der Fall bei