28 Endlich erachtet der Verein es für nöthig, Anhaltspunkte zu geben, für die zulässige Einführung von einer Anzahl Feuer ungen in einen bestimmten Querschnitt und glaubt derselbe, den vorgeschlagenen Beisatz hoher Berücksichtigung empfehlen zu sollen, wobei er für eine Ofenfcucrung einen Querschnitt von 80 cm. und für einen Herd von 150 dem. für ausreichend und die seither in Stuttgart übliche Annahme von 100 dem. für einen Ofen und 300 dem. für einen Herd für zu weit gehend er achtet, indem für jeden Zimmerofen eine runde Blcchröhre von 10 cm. — 3‘/ a " Durchmesser mit 78,5 Dem, Querschnitt, zunächst an Oefen, wo die Verbrennungsgasc ein größeres Volumen einnehmen, als im abgekühlten Zustande im Kamine, genügte: ebenso für Herde eine Blechröhre von 13 cm. — 4 */ a " Durchmesser, d. h. mit 133 dem. Querschnitt. Hiebei darf noch berücksichtigt werden, daß die Feuerungen meist nicht alle zu gleicher Zeit im Gange sind, so daß z. B. Kochherd und Kochofen nur als eine Feuerung zu rechnen sein wird und die Feuerung eines Badezimmers in einem Familienhause außer Berechnung bleiben könnte. Stuttgart, im August 1877. Im Namen des Vereins für Baukunde: dessen Vorstand: |. Schlierhol,. Beilage 3 zur 8. ordentl. Versammlung. Hiezu Zeichnungsbeil. Taf. 1. Meise-Molizen aus Maden und dem Maß von Professor Laißle und Bauinspektor Rh ein Hardt. Eine kurze Ferienreise, die uns im vergangenen Herbst nach Baden und ins Elsaß geführt hat, gab mannigfache Gelegenheit, Einsicht von Wasserbauten und anderen baulichen Anlagen zu nehmen, wovon wir einige Mittheilungen in Nachstehendem uns zu machen erlauben. Das erste Ziel unserer Reise war Achcrn, woselbst die unterhalb dieses Städtchens ausgeführte Korrektion der Acher und die sich hieran anschließenden Bewässerungsanlagen besich tigt wurden. Das hier nicht unbeträchtliche Gefall des ge nannten Flusses wurde auf der korrigirten Strecke zu Stauan lagen für die anstoßenden beinahe ganz eben liegenden Wiesen ausgenützt. Um das starke Soylengefäll zu vermindern, er hielten die Stauanlagen die durch Fig. 1 (siche Zeichnung) näher verdeutlichte Konstruktion gemauerter Schwellen mit ca. 0,8 m. hohen Abstürzen. Die eigentliche Stauvorrichtung besteht aus mehreren Fallen aus dichtgefügten Dielen mit schrägen Aufsatzleisten, welche von gußeisernen Fallenpfosten gehalten werden. Die Aufzugvorrichtung der Fallen zeigt die häufig angewendete Form der Kurbel mit Uebersetzung auf zwei Zahn stangen. Ober- und unterhalb der Flußschwcllen war die ca. 7,7 m. breite Sohle mit großen Platten ausgepflastert, an den beiden Seiten verfolgte die obere Begrenzung des hier an gebrachten Böschungspflasters (die lichte Weite der einzelnen Fallenöffnungen betrug 3,85 in , die Breite der Auflagcquader für die Fallenpfostcn 60 cm.) die muthmaßlich am Absturz sich bildende Hochwafferlinie. Die belasten Böschungen der Fluß- korrektion hatten eine 1'/-fache Anlage erhalten, in Nieder wasserhöhe war in der Ufcrlinie beiderseits je eine Senkwelle eingelegt worden. Die Breite der die höchsten Hochwasserstände überragenden Seitendämme betrug 1,6 in. Zur Verringerung des relativen Sohlengefälls des Flusses waren in Entfernungen von ca. 30 m. kleine Schwellen aus Stotzenflcchtwcrk und Pflaster (s. Fig. 2) angebracht. Die Höhe dieser Schwellen wurde zu 10—15 cm. geschätzt. Die Korrektion befand sich in sehr gut erhaltenem Zustand, ebenso die Einlaßschleusen für die Hauptbewässcrungsgräben (s. Fig. 4 u. 5) und die an letzteren befindlichen Fallen u. s. w. Von einem kleinen hölzernen Fallcndurchlaß, welcher sehr zweckmäßig konstruirt ist, gibt Fig. 3 ein Bild. Von der eigentlichen Bewässerungsanlage, von Rücken- und Hangbau u. s. w. war sehr wenig zu bemerken, da deren Aus führung dem Vernehmen nach den einzelnen Besitzern überlassen bleibt, während die oben angeführten Bauten incl. des Haupt zuleitungsgrabens von staatlichen Organen ausgeführt wurden, obgleich die Kosten hiervon die anstoßenden Güterbcsitzer in der Hauptsache ebenfalls zu tragen haben. Eingetretenes Regenwetter ließ ein weiteres Vordringen in die Wiesen nicht als räthlich erscheinen, weshalb wir am gleichen Tage nach Freiburg weiter zogen. Diese durch ihre Sauberkeit wirklich ausgezeichnete und deshalb auch schon von Hebel gepriesene Stadt zeigte sich uns derart im Regengewand, daß wir uns auf die Besichtigung des Münsters und einiger Straßen beschränken mußten. Hier hatten wir auch Gelegenheit, dem oft und viel, in der Regel auch mit Recht geschmähten Trottoirpflaster aus Flußkieseln Abbitte zu leisten. Dadurch, daß die Kiesel an den Seiten nach Bedürfniß gespalten und abgeköpft werden, ist es möglich, die Steine dicht an einander zu stellen und ein trotz der vielen Fugen ebenes Pflaster, das wie sonst üblich in Sand versetzt und sodann mäßig abgerammt wird, herzustellen, das durch angebrachte geometrische Muster aus andersfarbigen Kieseln auch ein ge fälliges Aeußere darbietet. Das Trottoirpflaster läßt sich gut begehen und soll auch im Winter keine Mißstände ausweisen. Wir konnten leider keine Notizen über die Arbeitspreise dieses Pflasters erhalten. Daß Freiburg sich kräftig auszudehnen be absichtigt, ließen die vielen neu angelegten Straßen erkennen, welche meistens noch sehr spärlich mit Häusern besetzt waren. Eine ähnliche Wahrnehmung hatten wir später auch in Mann heim zu machen. Wir konnten hier Vergleichungen mit Stutt gart anstellen, wo eine Straße halb ausgebaut sein muß, che die Straßenfahrbahn mit Zubehörden in allen Theilen vollendet wird. Abgesehen von den zahlreichen Mißständen, welche ein solches Verfahren für die ersten Bewohner der fraglichen Straßen mit sich bringt, erscheint das Vorgehen der genannten badischen Städte auch von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachtet als nachahmenswerther und rationeller. Es ist eine natürliche und allerorts leicht zu erhärtende Thatsache, daß in solchen neuen, scheinbar oft abgelegenen Straßen anfänglich nur Micth- kasernen schlechterer Beschaffenheit sowie sonstige mehr mit Rück sicht auf Billigkeit als auf Solidität und Eleganz gebaute Häuser hergestellt werden, da Leute, die einigen Anspruch auf Komfort machen, nicht jahrelang im Straßcnkoth herumzuwaten Lust haben. Wird dann später eine solche Straße eröffnet und so hergestellt, daß sie den Anforderungen entspricht, welche an städtische Straßen gemacht werden, und werden dadurch ver- möglicherc Bauherren in die Straße gezogen, so zeigen sich häufig nichts weniger als schöne Perspektiven und vermögen die schönsten Fahnden die Aermlichkeit ihrer Nachbarschaft nicht zu-