23 kommen, als solche von Holz, aber das hängt theils von örtlichen und temporären Verhältnissen ab, theils von der Art der Konstruktion, z. B. der Größe der Spannweite, theils kann dies auch nur in relativem Sinne als richtig gelten, indem man die verhältnißmäßig längere Dauer und Unzerstör barkeit der Eisenkonstrnktion mit in Rechnung zieht, was eben in der gewöhnlichen Praxis, bei gewöhnlichen, aber gerade der größeren Zahl von Bauten leider nicht in entsprechendem Maße zu geschehen pflegt. Es unterliegt keinem Zweifel, daß bei uns in Deutschland das Holz eben im Allgemeinen verhältnißmäßig noch billiger ist als das Eisen. Hiegegen dürfte allerdings in direkter Weise schwer anzukämpfen sein, wenn nicht, was übrigens fast sicher zu erwarten, die Preisverhältnisse sich in Zukunft für das Eisen noch günstiger gestalten werden, namentlich durch Ein führung zweckentsprechender (d. h. besserer und tragsähigerer und somit auch billigerer) Profile von Seite der Eisenwerke, dies zugleich in deren eigenem Interesse, wie das in Belgien und England z. B. schon längst der Fall ist, und wird es weiter Sache der Techniker selbst sein, sich mit den Lehren der tech nischen Mechanik immer auf vertrautem Fuße zu befinden, da eben die passenden Dimensionen bei Eisenkonstruktion sich nicht so leicht durch bloße noch sehr junge Erfahrung oder durch praktisches Gefühl bestimmen lassen, das vermöge der viel hundertjährigen Erfahrungen in Holz und Stein wohl der Fall sein kann; oder sollten da und dort eigene technische Bureaux errichtet werden, in denen gegen angemessenes Entgelt die nöthigen Berechnungen angestellt werden, wie das z. B. in Paris bereits der Fall ist und auch in Deutschland da und dort bereits angebahnt wird. Sodann gibt es ja doch eine Menge Fälle, wie z. B. öffentliche Bauten, Eisenbahn-Hochbauten, bessere Privatbauten, größere Viehstallungen, industrielle Anlagen der verschiedensten Art. Magazinsbauten, größere Gerüste rc., wo jene relative größere Wohlfeilheit in Anbetracht der viel längeren Dauer von Eisenkonstruktionen zur absoluten werden kann, in Betracht der denkbaren zu Folge der Unhaltbarkeit und Verbrennlichkeit der Holzkonstruktion später nothwendig werdenden kostspieligen und vielleicht in hohem Grade störenden Wiederherstellungen derselben. Wir halten diesen Punkt für sehr wichtig und erblicken hierin für jeden einsichtigen Techniker einen bedeutenden Sporn für die von demselben in Betracht zu ziehende Wahl von Eisenkonstruktionen gegenüber von solchen in Holz. Es kommen hiebei auch noch andere Punkte in Betracht, die auf den Kostenpunkt bezüglich der Eisenkonstruktion mindernd einzuwirken und ihn gegenüber von Holz- oder Steinkonstruktion mehr aus zugleichen geeignet sind, wie z. B. schwächere Umfassungs-, Widerlags- und Fundamentmauern; wenn allerdings vielleicht auch nicht gerade in dem Grade, wie das schon manchmal behauptet worden, insofern die Stabilitätsverhältnisse derselben eben auch ihre Berücksichtigung verlangen und der Techniker hiebei nicht riskiren darf, mit der durch die gewählten Eisenkonstruktionen gesuchten größeren Dauerhaftigkeit durch daraus gefolgerte allzu geringe Mauerstärken so zu sagen vom Regen in die Traufe zu kommen. Es liegen in dieser Beziehung schon vielfache sehr schätzenswerthe Arbeiten vor, die Anleitung zu vergleichen den Betrachtungen geben können, wie z. B. in den verschiedenen neueren Lehrbüchern über Eisenkonstruktionen, in der schon oben berührten Abhandlung von Daelen und in einem erst kürzlich erschienenen Buche von Meiners: „das städtische Wohnhaus der Zukunft". Indem wir uns hiemit erlauben, hierauf hinzuweisen, erachten wir es deshalb nicht als Zweck dieser Zeilen, auf einzelne Punkte näher einzugehen, eine förmliche Abhandlung über Spezialkonstruktionen zu schreiben. Im klebrigen wird wohl jeder gebildete Techniker, der auf wissenschaftlichem Boden steht, selbst hiefür urtheilsfähig genug fein; für diesen bedarf es wohl kaum eines Anreizes in dieser Beziehung. Dagegen aber dürfte es sich als sehr zweckmäßig erweisen, der großen Anzahl solcher Techniker, welche eine wissenschaft liche Bildung nicht genossen haben, aber mitten im praktischen Leben stehen und weitaus die größere Zahl der gewöhnlicheren Wohnhaus- und anderen Bauten in Händen haben, in pas sender Weise eine Anregung und Anleitung zu geben zu rich tigem Verständniß und richtiger sachgemäßer Behandlung der Eisenkonstruklion. Hiezu erachten wir nun eine entsprechende, diesen Zweck vor Augen habende Abhandlung über das We sentlichste der Eisenkonstruktion als das wirksamste Mittel. In dieser Abhandlung müßte eine leichtfaßliche, wo möglich po pulär gehaltene, für jeden mit den nöthigen Schulkenntnissen ausgestatteten Techniker verständliche Theorie der gewöhnlichen im praktischen Leben vorkommenden Eisenkonstruktionen mit Aufstellung einer einfachen Berechnungsart bezüglich der Trag kraft, der praktischen Anwendbarkeit, namentlich auch des Ko stenpunktes ine Vergleich zu den dasselbe Ziel anstrebenden Holz- oder Steinkonstruklionen nöthigenfalls im Zusammen hang mit anderen hierauf bezüglichen Betrachtungen itiib Rech nungen über Mauer- und Widerlagsstärken u. s. w. gegeben werden. Dieser Abhandlung müßten, entweder in unmittel barem Zusammenhang damit oder besser vielleicht in einer besondern selbständigen Abtheilung eine Menge gut und an schaulich in Wort und Zeichnung dargestellter Beispiele beige geben werden, die aus dem unmittelbaren gewöhnlichen prak tischen Leben gegriffen, besonders zur Nacheiferung anmuthen und auffordern sollten, so daß der Techniker so unmittelbar als möglich das für seinen Fall Passende finden, und mit nur verhältnißmäßig geringer Modifikation anwenden könnte; hie bei wären aber alle abnormen, der höhern monumentalen Architektur entnommenen Konstruktionen als nicht hieher ge hörig auszuschließen. Eine solche eben genannte ganz vortreffliche Abhandlung, was wenigstens den theoretischen Theil betrifft, ist erst kürzlich im Buchhandel erschienen, betitelt I. G. Jntze, Prof, am Polytechnikum in Aachen, welche, wie der Vorrede zu entneh men, eben zu dem genannten Zwecke aus Veranlassung der selben Frage, wie sie schon im Jngenieurverein zu Aachen auf gestellt worden, eigens geschrieben worden ist. Es dürfte sich also vielleicht nur darum handeln, dieselbe in der erwähnten von einem gewandten, zugleich küustlerisch ge bildeten Konstrukteur abzufassenden Beispielsammlung entspre chend zu illustriren und noch leichtfaßlicher und zur unmittel baren Handhabung für den einfachen, nicht höher geschulten Hochbautechniker geeignet zu machen, um es so zu ermöglichen, auf die große, fast ausschließlich in Händen der meist nicht mit den theoretischen Kenntnissen ausgestatteten landstädtischen Baumeister, Werkmeister rc. befindliche Privatpraxis bei ge wöhnlichen Wohn- und andern Gebäuden im Sinne der ver mehrten Einführung des Eisens in den Hochbau einzuwirken. Außerdem aber dürfte es Sache der sämmtlichen technischen Lehranstalten sein, die heranzuziehende Jugend, in deren Hän den die zukünftige Technik liegt, entsprechend zu unterrichten; ebenso Sache der höher stehenden gebildeten Staats- und städtischen Techniker, von sich aus durch Beispiel und persön liche Aufmunterung und Einwirkung sowohl bei ihren Fach genossen, als namentlich auch bei Behörden, Privaten, bei Bauherren, in öffentlichen Blättern, durch Publikation entspre chend vorzugehen und die Anwendung des Eisens aus allen für dasselbe sprechenden, oben berührten und auch nicht be rührten Gründen, namentlich was größere Leichtigkeit, Soli dität, Feuersicherheit u. s. w. betrifft, zu empfehlen. Zur Beurkundung: Stuttgart, den 16. Februar 1879. I. Schlierholz, Vereinsvorstand.