18 die Neuherstellung des Verbrauchten geschieht gewissermaßen automatisch, daß man es nicht mit Absallstofsen zu thun und keine neuen Materialien zu beschaffen hat. Es kann freilich sofort der Einwand erhoben werden, daß man zur Regenerie rung eine fremde Stromquelle nötig habe, und ob es unter diesen Umständen nicht rationeller sei, lieber von dieser fremden Stromquelle direkt die gewünschte elektrische Arbeit leisten zu lassen, ohne Zuhilfenahme von Accumulatoren. Eine einfache Überlegung zeigt, daß die Anwendung der letzteren sich dennoch sehr ökonomisch gestalten kann. In vielen Fällen wird die Stromquelle nur wenige Stunden im Tage gebraucht (z. B. bei elektrischer Beleuchtung) und es bleibt also die ganze übrige Zeit zum Laden der Accumulatoren; d. h. es kann die ladende Hilfskraft, da sie lange Zeit zurLadung zurVerfügung hat, eine vielschwächere sein, als sie sein dürfte, wenn sie für sich allein, ohne Zuhilfenahme der Accumulatoren, die ge wünschte elektrische Arbeit zu leisten hätte. Be sonders rationell wird der Betrieb, wenn man die Einrichtung so trifft, daß die Hilfskraft abends den geladenen Accumulatoren bei der Beleuchtung mithilft. Wichtig ist es, zu beachten, daß es sehr leicht möglich ist, den Accumulatoren, da sie durchweg aus ziemlich gut leitenden Stoffen bestehen, einen sehr kleinen inneren Widerstand zu geben. Die Bedeutung dieses Umstandes darf nicht unterschätzt werden. Nicht bloß die übliche Formgebung der älteren Elemente, son dern insbesondere auch der Umstand, daß man gezwungen war, bei ihnen zur Trenuuug der verschiedenen in ihnen angewandten Flüssigkeiten poröse Zellen zu verwenden, bedingten einen im allgemeinen durchaus nicht geringen inneren Widerstand des Stromerzeugers. Auf jedem Teil des Stromwegs wird aber nun Energie in Wärme verwandelt und somit fiir die Zwecke der Beleuchtung verloren, im Verhältnis des Widerstands des Stromwegs; es folgt daraus, daß hohe Widerstände im Strom erzeuger streng zu vermeiden sind, denn sie verzehren nutzlos Arbeitskraft und bewirken nur eine Erwärmung desselben. Dem Gesagten zufolge hat man die Accumulatoren als eine sehr wichtige und äußerst glücklich durchgeführte Verbesse rung der alten Elemente zu betrachten, und es wird sich nur fragen, in welchem Grade das Erstrebte erreicht ist. Der Um stand, daß es heutzutage eine sehr große, sich täglich noch ver mehrende Zahl verschiedener Accumulatoren-Konstruktionen giebt, läßt vermuten, daß man immer wieder etwas Verbesserungs bedürftiges vorfand. Das Augenmerk der Konstrukteure richtete sich hauptsächlich auf 3 Punkte, deren Beschaffenheit noch Wünsche übrig ließ, nämlich 1. die zur Neuherstellung von Accumulatoren nötige Zeit, die sog. Formierungszeit, 2. die Haltbarkeit der Accuniulatoren und 3. die Aufspeicherungsfähigkeit eines bestinimten Accumula- torengewichtes. Im ersten dieser 3 Punkte dürften wohl die größten Er folge zu verzeichnen sein. Die oxydierenden und reduzierenden Gase können nur dann rasch und vollständig in die Bleimasscn eindringen, wenn letztere sich in einem porösen, schwammigen Zustande befinden. Ein solcher wird erreicht durch allmählich in der Dauer zunehmendes systematisches Laden und Entladen; zu einer derartigen Formierung sind aber viele Monate nötig. Eine wesentliche Abktirzung wird erzielt, wenn man gleich von vornherein nicht metallisches Blei anwendet, sondern ein poröses Oxyd von Blei, etwa Mennige, oder wenn man im Falle der Verwendung metallischen Bleies demselben eine recht große, den Gasen leicht zugängliche Oberfläche giebt. Beide Wege sind eingeschlagen worden und haben gute Resultate ergeben. Wenn auch immerhin noch eine wiederholte Ladung und Entladung bis zur Betriebsbereitschaft des neuhergestellten Elements nötig ist, so ist doch schon eine Formierungszeit erreicht, gegen die sich vom technischen Standpunkt kaum noch viel einwenden läßt; jedenfalls würde sie kein Hindernis gegen die ausgedehnte technische Verwendung von Accumulatoren mehr bilden. Leider kann man nicht das gleich günstige Urteil über den zweiten Punkt, die Haltbarkeit, abgeben. Die erlangten Er fahrungen lassen sich kurz dahin ausdrücken: Während die negative Platte (die Bleiplatte) längere Zeit keiner Erneuerung bedarf, ist die positive, fortwährend in Superoxyd verwandelte Platte einer raschen Zerstörung unterworfen. Sie zerbröckelt allmählich; in welcher Zeit sie zu erneuern ist, kann nicht in einer bestimmten Zahl ausgedrückt werden, denn es hängt dies wesentlich von der Art der Beanspruchung ab. Auch die ein zelnen Individuen zeigen große Verschiedenheiten. Es sind Fälle bekannt, in welchen die Lebensdauer einer positiven Platte zwischen 3 Monaten und 15 Monaten schwankte; über die letztere Dauer hinaus darf man wohl nur in seltenen Fällen rechnen. Diese Vergänglichkeit erhöht die Betriebskosten wesent lich, ist aber für die Betriebssicherheit durchaus nicht so ver hängnisvoll, wie es auf den ersten Augenblick den Anschein hat; einerseits tritt die völlige Betriebsunfähigkeit nicht plötzlich ein, sondern es zeigt sich eine allmähliche Abnahme, welche einen rechtzeitigen Ersatz ermöglicht, und andererseits läßt sich die ganze Anordnung so treffen, daß man die zerstörte positive Platte leicht auswechseln kann, ohne die noch gut erhaltene negative zu berühren. — Das Bestreben, eine möglichst kurze Formationszeit durch dünne Bleistreifen mit großen Oberflächen zu erreichen, kam der Haltbarkeit der Accumulatoren durchaus nicht zugute; die dünnen Streifen fielen gar zu leicht ausein ander. — In letzter Zeit geschah ein Schritt in der Konstruktion der Accumulatoren, welcher in Bezug auf die Verlängerung der Lebensdauer vielversprechend erscheint. Es wurden nämlich in den Accumulatoren von de Khotinsky die beiden Elek troden nicht wie bisher üblich vertikal gestellt, sondern in hori zontaler Lagerung auf dem Boden des umhüllenden Gefässes angebracht. Über die Elektroden spült die Flüssigkeit, auch hier verdünnte Schwefelsäure, frei hinweg. Bei dieser Anordnung kann von einein Abfallen des wirksamen Stoffes nicht die Rede sein; die Accumulatoren erreichen ihr Ende dadurch, daß all mählich die Verbindung der Platten mit den Stromausführungs drähten auch an der allgemeinen Oxydation teilnimmt, so daß die Verbindung nach außen eine Unterbrechung erleidet. — Von anderer Seite hat man die Elektrodplatten eingenäht, um das Abfallen des wirksamen Stoffes zu verhüten, ein Verfahren, das schon vor längerer Zeit von Faure eingeschlagen, aber wegen der damit verbundenen Widerstandszunahme im Element und wegen der Zerstörung der Umhüllung wieder aufgegeben wurde. Es scheint, als ob die neueren Versuche nach dieser Richtung unter gewissen Vorsichtsmaßregeln ein besseres Resultat ergeben; wegen Patentfragen ist jedoch zur Zeit nichts Näheres darüber mitzuteilen. Man ersieht aus dem Gesagten, daß man auf dem Wege ist, die Lebensdauer der Accumulatoren zu einer die Praxis befriedigenden zu machen; daß man damit endlich auch zum Ziel gelangen wird, ist für jeden, der den Entwickelungsgang der Elektrotechnik mit Aufmerksamkeit verfolgte, wohl außer Zweifel. Wie steht es nun mit dem dritten der genannten Punkte, d. h. wieviel Meterkilogramme kann 1 kg Accumulatorengewicht aufspeichern? Die Ausspeicherungssähigkeit ist etwas theoretisch Berechenbares, weil man rechnend bestimmen kann, wie viel Arbeit man nötig hat, um die chemischen Veränderungen int Accumulator während der Ladung zu bewirken; mehr als nian hierauf verwendet, kann man nachher bei der Entladung auch nicht zurückerwarten. Nach einer von dem französischen Elek triker Ney nier ausgeführten Rechnung soll 1 kg Accumulatoren gewicht und Flüssigkeit theoretisch nicht weniger als 55 000 mkg aufspeichern können. Praktisch gestaltet sich die Sache natürlich ganz anders, denn man kann nicht die ganze vorhandene Blei masse in Superoxyd verwandeln, weil sonst rasches Zusammen fallen zu befürchten wäre; man muß ferner Flüssigkeit im Ueber- schuß vorhanden haben, und außerdem ist ja auch ein Gefäß unerläßlich. Berücksichtigt man diese Punkte, so kommt man auf eine Leistungsfähigkeit von 11—12000 mkg pro Kilogramm