19 Aachwassermenge führte, so daß anzunehmen ist, daß die andere Hälfte von weitern unterirdischen Zuflüssen herrühre. Um diesen Ergebnissen nachträglich noch eine sichtbare Bestätigung zu geben, vornehmlich aber auch, um den Nachweis zu liefern, daß nicht allein die unterste Gruppe von Versinkungsstellen, an denen die zwei oben genannten Versuche angestellt worden waren, sondern auch die stromaufwärts gelegenen Spaltensysteme der heutigen Hauptver- stnkungsstellen in gleicher Weise an der Wasserführung der Aach be teiligt'seien, führte Herr ten Brink, der hauptbeteiligte Wasser werksbesitzer an der Aach, noch einen dritten schönen, wenn auch kostspieligen Versuch aus, indem er dem Aachwasser durch Einschütten von 10 kg Fluorescin eine prachtvoll leuchtende grüne Fluorescenz erteilte. Die Wasserfärbung, sowie auch die Versetzung mit Schieferöl, zeigte sich in ihrer Wirkung nach 60 Stunden, d. h. zur Zeit der maximalen Wirkung der quantitativ angestellten Versalzungsversuche. Von jenen Versuchen sind also nur die maximalen Wirkungen zur sinnlichen Wahrnehmung gelangt. Die Vergrößerung des oberirdischen Zuflußgebiets der Aachguelle, das nur 36 qkm mißt, durch die Donau, zu Zeiten kleinen Wasser stands, beträgt, wie oben angegeben, 826 qm oder rd. 2200°/,,. In der Figur 2 sind diese beiden Gebiete, sowie auch dasjenige der Aach an ihrer Mündung in den Bodensee, das 262 qm groß ist, in Vergleich gestellt. Die Länge des unterirdischen Laufs der versunkenen Wasser mißt im Mittel 12,5 km. Der Donauwasserspiegel liegt in der Jmmcndinger Wehrwage etwa 655 m, an der untersten Versinkungs stelle etwa 650 m über Normal Null. Die Aacbgnclle hat eine Meereshöhe von etwa 482,9 m, so daß das absolute Gefäll rd. 170 m und das gemittelte relative 13,6°/oo beträgt. Die mittlere Geschwin digkeit in der unterirdischen Strecke berechnet sich daraus zu rd. 6 cm in der Sekunde. Was nun speziell die örtlichen geognostischen Verhältnisse der Umgebung der Donau-Aach-Versinkungsstellen anbelangt, so ist darüber folgendes anzuführen. Die beiden eingangs erwähnten Arten des Untergangs der Alb treten auch hier deutlich zu Tage. Im Norden sind die zwei Kegel berge, der Lupfen und der Hohenkarpfen, als heutige Weißjurainseln der Albkette vorgelagert und zeugen von der allmähligen Abtragung dieses Albteils durch Erosion. Im Süden stellt das Hegau eine 15 auf 20 km große Scholle dar. die, wie oben geschildert, nach und nach schätzungsweise 3000 m tief eingesunken ist. Oskar Fraas schildert diesen Vorgang folgendermaßen: Vor Entstehung des Einbruchsfeldes waren in solche Tiefen noch nie Tagwasser eingedrungen. Die erstmalige Berührung der Urkörper mit demselben war wohl das erste Agens des Vulkanismus. Es folgten nun mächtige, durch den überhitzten Dampf zerstäubte Auswürfe, welche die ganze Gegend zwischen dem heutigen Rhein und der obern Donau bedeckten. Unter den Auswürflingen befinden sich alle Gesteine, welche zwischen dem Gneis und dem weißen Jura bei uns in Schwaben anstehen. Nach und nach wurden die Explosionen der eingeschlossenen Wasserdämpfe schwächer, sie zerstäubten die auf getriebenen flüssigen Eruptivmassen nicht mehr, diese wurden vielmehr in der Kraterschale auf- und abgehoben, erhärteten allmählig darin und nahmen beim Erlöschen der vulkanischen Thätigkeit die Gestalt des Hohlraums an, die der Aschenkegel bildete. Durch die nun folgende Erosion des Aschenmantels traten alsdann die eigentümlich schön geformten Basalt- und Phonolithberge des Hegaus in der Ge stalt hervor, in der wir sie heute sehen. Besonders aufmerksam muß auf die beiden Basaltberge Warten berg und Höwenegg gemacht werden. Diese liegen außerhalb des Einbruchsgebiets des Hegaus nur 1—2 km von dem heutigen Donau lauf entfernt und haben zweifelsohne eine Störung der Lagerungs und wahrscheinlich auch der Strukturverhältnisse der angrenzenden Juraschichten hervorgerufen. Denn doch nur wohl unter der Annahme einer solchen Störung oder sekundären Spaltenbildung läßt es sich erklären, daß die an den Versinkungsstellen der Donau anstehenden, wohlgeschichteten, mit thonigen Bänken durchzogenen Betakalke des weißen Jura Wasser in großen Mengen durchlassen, wie dies nirgends in Schwaben der Fall ist. Die nun einmal in den Berg eingedrungenen Wasser werden wohl, zu welcher Annahme das hörbare Verfallen der Wasser und die in dem vor 200 Jahren beobachteten Erdfall bei Tuttlingen zu 90 m gemessene Tiefe des unterirdisch fließenden Wassers berechtigt. auf die Alpha-Beta-Grenze des weißen Jura, die der wichtigste Quell horizont der Alb ist, hinuntergehen, und alsdann dem mit 2 °/„ nach Südosten gerichteten Schichtengefäll des weißen Jura annähernd folgen. Nur 2 km von Aach entfernt, bei Volkertshansen befindet sich nun aber die Linie, an welcher die Hegauscholle seiner Zeit abgesunken ist. Die obersten, mit abgesunkenen, aber darum in ihrer ganzen früheren Mächtigkeit erhaltenen Schichten jener Scholle bestehen aus undurchlassendem Tertiär; über denselben haben sich in dichter Masse die Geschiebe der Alt- und Jnngmoräne abgelagert. Diese Schickten nun setzen den unterirdisch fließenden Donauwassern einen natürlichen, tiefgründigen Fangdamm entgegen und zwingen die Wasser zugleich bis in die Höhe der, in einem alten Erosionsthal anstehenden Felsen des Weißsura Epsilon emporzusteigen, welche die Aachquelle umrahmen. Auf diese Weise erklärt sich ungezwungen, einesteils die oben erwähnte, im Verhältnis zu dem bedeutenden Gefäll von 2°Io sehr kleine mittlere Geschwindigkeit von nur 6 cm sekundlich, und andern- teils der Umstand, daß die Wasser in der Aachquelle in der Haupt sache thatsächlich von unten her aufzubrechen scheinen. Auf Grund dieser Ueberlegungen wurde in Figur 5 a ein Längenprofil der Donau-Aach-Versinkungsstrecke in freier Erfindung konstruiert; Figur 5b stellt ein früher gefertigtes geognostisches Längenprofil von der Donau zur Aach vor. Bei letzterem ist es nötig, einen nach Richtung und Gefäll unregelmäßigen, von Kaminen und seeartigen Höhlen unterbrochenen Wasserlauf anzunehmen, um die kleine Geschwindigkeit und das Hervorsprudeln der Wasser zu erklären. Die dieses Längenprofil kreuzenden Erofionsthäler haben sehr wenig Längengefäll und sind dabei stark zerklüftet, so daß die kleinen Bäche dieser Thäler, nachdem sie längere Strecken auf der Oberfläche geflossen, und teilweise sogar industriell ausgenützt worden sind, plötzlich verfallen Außerdem zeigen aber viele größere, auf der Höhe gelegene, kreisrunde Erdfälle, wieviel Wasser der Boden auf der Albhöhe ver schluckt, um dasselbe unterirdisch zu sammeln und der Aach zuzuführen. Ob, wie vielfach vermutet wird, der unterirdische Lauf der Donau wasser durch diese trichterförmigen Einsenkungen der Erdoberfläche gekennzeichnet sei, ist unwahrscheinlich, obgleich die größte dieser Erd senkungen, die ganz in der Nähe der Aachquelle liegt und etwa 200 m Länge und 20 m Tiefe hat, wohl unverkennbar mit den Quellwassern in direktem Zusammenhang stehen dürfte. Durch die große sich jahraus jahrein gleichbleibende Wasserfülle angezogen, bat sich in den im Aachthal gelegenen Ortschaften Aach, Volkertshausen, Singen und Arien schon frühe die Großindustrie niedergelassen. In der Voraussicht, daß sich die Donauspalten durch die auflösende Wirkung des Wassers im Lanfe der Zeit immer mehr erweitern und infolge dessen immer mehr Donauwasser verschlingen müssen, welches der Aach zu gut kommt, haben sich die Aachwerke stetig vergrößert. Ihre Besitzer haben sich daher auch schon im Jahr 1855 über die Erstellung von Anlagen in der Donau, durch welche dem Wasserverlust vorgebeugt wird, bei dem Bezirksamt Engen be schwert. In richtiger Erkenntnis der zu erwartenden Streitigkeiten hatte einer jener Werksbesitzer schon damals, die einzige, auf badischem Gebiet an der Donau unterhalb den Versinkungsspalten gelegene, der fürstlichen Standesherrschaft Fürstenberg gehörige Mühle zu Möh ringen um 15800 fl. (27000 A) erstanden, nickt etwa um sie zu betreiben, sondern vielmehr um zu verhindern, daß ein anderer Besitzer der Mühle das Donauwasser sich mehr dienstbar mache, als ihm für seine Triebwerke an der Aach lieb wäre. Außer den Wassertriebwerksbesitzern hat im Aachthal niemand Interesse an etwaigen Vorkehrungen gegen das Versinken der Donau wasser. Im Gegenteil, die Besitzer der Wiesen im Aachthal klagen stark über deren fortschreitende Versumpfung. Auf ihre mehrfachen