34 Monatsschrift des Württembg. Vereins für baukünde in;;Stuttgart. No. 7 Schiller-Museum Marbach a. N. Ansicht. Nachbildungen der preisgekrönten und einiger anderer Entwürfe gebracht. Den 1. Preis erhielten die Architekten Eisenlohr und Weigle, königl. Bauräte in Stuttgart; den 2. Preis Rieh. Berndl in Charlottenburg und den 3. Preis Richard Ziegler in Breslau. Alle Pläne wurden sodann bis zum 8. August 1900 in dem von Seiner Majestät dem König, dem Aller höchsten Protektor des schwäbischen Schillervereins, zur Ver fügung gestellten Zeltsaale des königl. Residenzschlosses in Stutt gart für jedermann zur Besichtigung öffentlich ausgestellt. In mehreren Sitzungen und nach weiteren Besichtigungen der Baustelle, bei denen die Platzfrage (ob auf der Stelle des jetzigen Schillerdenkmals, ob vor oder hinter demselben gebaut werden solle) eingehend erörtert wurde, hatte sich die Bau kommission dahin geeinigt, dem Ausschuss die Aus- m führung des mit dem 1. Preis ausgezeichneten Ent wurfs, nachdem derselbe in einigen Richtungen ge ändert worden war, sowie die Wahl der Herren Eisenlohr und Weigle als Bauleiter vorzuschlagen und dafür einen Kostenaufwand von 212 000 M. für das Gebäude allein zu genehmigen und als Zeitpunkt der Vollendung des Rohbaues den Sommer 1901 und als den der Vollendung aller Bauarbeiten den Sommer 1902 in Aussicht zu nehmen. Der Bauplatz misst 333 a 76 qm und kostete 27 324 M. 94 Pfg., also im Durchschnitt 82 M. per Ar. Für gärtnerische und Weg-Anlagen, sowie für Mobiliarbeschaffung wurden weitere 30 000 M. vorgesehen. Das Gebäude ist nun auf der Marbacher „Schillerhöhe“, unweit des im Jahre 1876 errichte ten Schillerdenkmals, derart aufgestellt, dass es, etwas gegen den Talrand —- gegen Westen — vorgeschoben und von seiner Höhe weithin sicht bar, im Gegensatz zu dem vorhandenen Schiller denkmal seine eigene Umgebung erhält, während die jenige des Denkmals, in einer reizvollen Anpflan zung von Zier- und Waldbäumen bestehend, voll ständig erhalten blieb. Zwischen Museum und Denkmal, deren gegen seitige Entfernung ca. 50 m beträgt, ist eine Art Festplatz angelegt, zu dem man vom Denkmalsplatz auf einigen breiten Treppenstufen herniedersteigt. Durch die Stellung von Archiv und Denkmal in dieser Weise wird einerseits erreicht, dass beide zu einander immer noch in gewisser Beziehung stehen, andererseits die Aussicht vom Denkmals platz gegen Südwesten und Nordwesten voll erhalten bleibt. Das Gebäude trägt den Charakter derjenigen Bauweise, wie sie zur Zeit von Schillers Heimats jahren üblich war. Wenn auch mancherseits die An sicht laut wurde, dass für ein Schillermuseum, weil Schiller ein Verfechter und Vertreter des Klassi zismus war, der klassische Baustil in diesem Falle allein der geeignete sei, so konnte doch die gewählte Form gebung ausser dem schon erwähnten und fein empfundenen Grunde für diesen Zweck umso eher in Betracht kommen, als man dabei bestrebt war, nach dem freien, ungebundenen Spiel des Rokoko zur ernsten, klassischen Form zurückzukehren, welche aufs beste ermöglicht, dem geplanten Haus das typische Aussehen eines Museums zu geben, und man darf wohl behaupten, dass es voll kommen gelungen ist, den Zweck, dem das Gebäude dient, durch die Architektur auch äusserlich zum Ausdruck gebracht zu haben. Die Gesamtwirkung ist eine helle und freundliche und fügt sich mit seinem roten Ziegeldach dem Landschaftsbild malerisch ein. Das Gebäude liegt ganz frei da und erhebt sich etwa 150 m über das Neckartal. Von der vorgebauten Terrasse, noch mehr aber von der Plattform der Kuppel hat man eine schöne Aus sicht in das Hügelgelände der Umgebung. In südwestlicher Rich tung sieht man Ludwigsburg mit seinen Türmen und dem präch tigen, architekturverwandten Schlossbau, westlich tritt der Asperg mit dem Schubartturm hervor, nordwestlich der Strom- und Heuchel berg, weiterhin der Lemberg; in nördlicher Richtung erhebt sich der sagenumwobene Wunnenstein und nordöstlich begrenzen in der Ferne die Löwensteiner Berge und der Mainhardter Wald mit ihren Wäldern, Burgen und Aussichtstürmen das liebliche Bild, während tief unten zu den Füssen des Beschauers der Neckar mit seinen Fluten dahinzieht. Von den Hauptabmessungen des Gebäudes sei erwähnt, dass die Gesamtlänge des Hauses 41,50 m, die Tiefe des Mittel baues ohne Terrasse 17,50 m, diejenige der Flügel 10,80 m be tragen; hiezu kommt noch die Tiefe der vorgebauten Terrassen mit 31,50 m. Im Innern des Hauses ist die Einteilung der Räume derart getroffen, dass im Hauptgeschoss ausser dem Ausstellungs- und Festsaal mit einem Flächenraum von 135 qm nur die eine Seite des Gebäudes für Archivzwecke be nützt wird, während der andere Flügel das Aufwärter- und Garderobezimmer, ein solches für den Bibliothekar Schiller-Museum in Marbach. Blick in die Haupthalle.