57 i. Nach der ersteren Richtung galt es, die Schulmodellsammlung zeit- gemäss zu ergänzen. Es wurden deshalb neue Modellserien ins Leben gerufen, welche speziell für das System des Zeichnens nach Modellen sowohl des technischen, als auch des Freihandzeichnens bestimmt sind. Mit diesen Schöpfungen suchte man Hand in Hand mit der K. Kommission für die gewerblichen Fortbildungsschulen, welcher der Vorstand der K. Zentralstelle gleichfalls präsidiert, einen Umschwung im gesamten Zeichenunterricht an zubahnen, wovon die Früchte schon deutlich zu erkennen sind. Im Gebiete des Freihandzeichnens war zwar, wie oben erwähnt, schon vor ca. 50 Jahren in Paris dieselbe Strömung wahrzunehmen, und die würt- tembergische Unterrichtsleitung hat damals sofort diese Methode des per spektivischen Freihandzeichnens nach Modellen an der Quelle studieren lassen, um sie an ihren Schulen allgemein einzuführen; allein wie so oft, so war auch hier kaum der Anstoss zu neuer Bewegung gegeben, als diese wieder ins Stocken geriet, um erst nach Jahrzehnten wieder mächtiger auf zutauchen. Anfänglich mit grosser Begeisterung betrieben erlahmte die neue Zeichenmethode allmählich. Die Lehrer jener Zeit griffen um so lieber zu dem ihnen gewohnteren Zeichnen nach ornamentalen Vorlagen, insbesondere zur Flächendekoration zurück, als sie erkannten, dass sie mit dieser leich teren Methode für die Schulausstellungen weit mehr in die Augen fallende Erfolge erzielen können, als mit der schwierigeren des freien Körperzeichnens. Als nun vor etwas mehr als einem Jahrzehnt aus Künstler- wie aus Laien kreisen Stimmen laut wurden, welche beklagten, wie wenig das allerorts betriebene ornamentale Zeichnen für diejenigen geeignet sei, welche sich einem der Kunst fernerstehenden Berufe widmen, da trat eine langsame Wendung ein. Es wurde namentlich von seiten der Laien darauf hin gewiesen, wie sehr viele gebildete Menschen es schmerzlich empfinden, dass sie nach jahrelangem Sichabquälen im Schulunterrichte in späteren Jahren nicht einmal im Stande seien, den einfachsten körperlichen Gegen stand, etwa zur Erinnerung an - Reiseerlebnisse etc. richtig auf das Papier zu bringen. Wenn auch derartige Anschauungen ein Kopfschütteln bei manchen Zeichenlehrern hervorriefen, so gaben sie doch für viele den Anlass, im Stillen auf Methoden zu sinnen, welche den Zeichenunterricht nach jener Richtung in neue Bahnen lenken könnten. Professor Conz in Stuttgart ist hiebei zuerst vorangegangen, indem er in der beim eigenen Unterrichte am K. Katharinenstift gewonnenen Erkenntnis das Zeichnen nach einfachen Körpermodellen in der Weise einführte, dass er aus Pappe zunächst die einfachsten Gebäudeformen herstellte und dann, aufsteigend bis zu malerischen Gebäudegruppen, Motive für das perspektivische Körperzeichnen schuf, welche sich als eine geeignete Vorstufe für das Landschaftszeichnen nach der Natur erwiesen. Als Ergänzung zu diesen Conzschen Pappmodellen hat auch die K. Zentralstelle eine Serie einfacher Gebäude', Türme, Portale, Brücken, Treppen und einfachster Möbel ins Leben gerufen, welche für eine