85 Sämtliche Fassaden sind mit ornamentalem Schmuck versehen, ins besondere die Kanzleistrassenfassade, die Risalite und der Mittelbau der Schlossstrassen- und Lindenstrassenfassade, sowie die kleinen Risalite der Hospitalstrassenfassade. In erster Linie sind hier die Schlusssteine der grossen Erdgeschossfenster der Kanzleistrassen- und Lindenstrassenfassade hervorzuheben, auf welchen verschiedene Masken angebracht sind und zwar in der Kanzleistrasse vom Kuppelbau der Schlossstrasse ausgehend: Wald-, bau, Weinbau, Fischerei, Jagd, dann Merkur, Ceres, Wappen Württembergs, Vulkan, Minerva, hierauf Luft, Wasser, Erde, Feuer. Der Schlussstein über dem Eingangsportal zum Kuppelbau Schloss-Lindenstrasse erhielt eine Po mona, während die Masken der Lindenstrassen-Schlusssteine die verschiedenen Baustile und zwar den ägyptischen, griechischen, römischen, romanischen, gotischen Stil, den Renaissance- und Zopfstil versinnbildlichen. Einen weiteren Schmuck erhielt das Gebäude durch die Portraitmedaillons, welche sich an der Schauseite der Kanzleistrasse (über den kleinen Fenstern des ersten Stocks), und an den vier Risaliten der Schloss- und Lindenstrasse (über den kleinen Fenstern des Erdgeschosses), sowie an den kleinen Risa liten des Hospitalstrassenflügels befinden. Es sind Portraits von Württem- bergern, welche sich auf den verschiedenen im Hause vertretenen Gebieten ausgezeichnet haben, und zwar an der Kanzleistrassenseite: List, Cotta, Goppelt, v. Varnbüler, Etzel, Leins, an der Schlossstrassenseite: Weit brecht, Bruckmann, Deffner, Kessler, an der Lindenstrassenseite: Meebold, Zahn, Walcker, Schiedmayer, Weckherlin, Walz,*) am Hospitalstrassenflügel: Hahn und Gmelin, an den Nebenseiten des Kanzlei- strassenflügels: Syrlin (Schlossstrassenseite) und Böblinger (Hospital- strassenseite). Diese Portraits, sowie die oben erwähnten Schlusssteinköpfe sind von Bildhauer Gäckle unter Mitwirkung von Professor Neckelmann aufs sorgfältigste modelliert und ausgeführt worden. Prächtige Vasen füllen die Nischen des Kanzleistrassenflügels und des Eckbaues der Schloss- und Lindenstrasse, Kandelaber diejenigen des Hospital strassenflügels. Reich ausgebildete Wappenschilder mit den Emblemen der verschiedenen Handwerke zieren die vier Giebelrisalite, den Mittelbau der Schloss- und Lindenstrassenfassade, wo sie im zweiten Obergeschoss zum Teil als Schlusssteine, zum Teil über den Fenstern angebracht sind. Diese Arbeiten, wie auch die Kapitale, Stirnziegel und die übrigen ornamentalen Dekorationen sind von den Stukkateuren Rothe & Hilliger hier modelliert und in Stein ausgehauen worden. Als Bekrönung hat das Hauptgesims des Kanzleistrassenflügels zwölf 2,76 m hohe Standbilder aus Heilbronner Sandstein erhalten, welche auf entsprechendem Sockel vor der Attika dieses Bauteils aufgestellt sind. Sie wurden von sechs Stuttgarter Künstlern geschaffen, und zwar: Bergbau und Landwirtschaft von Bildhauer Bausch, Gewerbe und Kunstgewerbe von *) Vergl. »Die Meisterbildnisse an dem neuen Landes-Gewerbemuseum. Von Oberstudienrat Dr. J. Hartmann« im Gewerbeblatt aus Württemberg 1895, Nr. 51 u. 52; I896, Nr. 21.