95 Die Wand über den Treppenstufen ist mit rötlichgelbem Stukkolustro bekleidet. Die Wände des Vestibules sind in mattgelblichem Ton mit Kränzen und Festons über den Thüren gemalt. Der Spiegel der Decke, in ein quadratisches Feld und seitliche Felder geteilt, ist in lichten Farben abgetönt und von einem graublauen Feston eingerahmt. Die Penetrationen sind in graublauer Färbung mit aufgemalten Ornamenten gehalten. Die hell getönte Voute ist mit Vasen, kleinen Portiken mit Figuren, Kränzen, Tafeln etc. bemalt. Gegenüber dem Eingang auf die Galerie der König-Karl-Halle liegt der Lesesaal und die Bibliothek. Zwei einfache und eine reichere Mittel- thüre mit Nische und einem Minervakopf bekrönt, führen vom Vestibüle durch einen Vorraum in den imposanten Lese- und Bibliotheksaal. Zwei Reihen von je zehn Säulen teilen diesen Raum in drei Schiffe, das mittlere enthält den 44,7 m langen, 9,80 m breiten, 10,7 m hohen Lesesaal; in die zwei seitlichen Schiffe sind die Bureaus für die Beamten, das Journalistikum und der Abort eingebaut. Ueber diesen Gelassen, 3,51 m höher als der Lesesaalfussboden, hegt die Bibliothekgalerie, nach dem Lesesaal zu durch ein Geländer abgeschlossen. Die Säulen je einer Längsreihe sind so gestellt, dass sich fünf grosse und sechs kleinere Bogenöffnungen ergeben. Die Schmalseiten sind durch je eine grosse auf Säulen ruhende Bogenöffnung gegliedert. Hinter diesen Säulen ist die Verbindungsgalerie zwischen der Bibliothekgalerie und der ringförmig ausgestalteten Galerie der Kuppelsäle eingebaut. Die Säulen des Saals sind aus Gusseisen hergestellt; sie gehen bis zum darüber befindlichen Sammlungssal und tragen dessen Boden mit Eisengebälk. Der unterste Säulenteil ist als Postament ausgebildet; mit Backsteinen ummantelt, hat er eichene Täfelung erhalten. Die daraufstehende Säule hat grünlichen Stuckmarmorschaft (verte des Alpes), Basis von weiss geadertem schwarzem Stuckmarmor, Kapitäl- und Architravaufsatz von Gips mit teilweiser Vergoldung. Die Gurtbögen und die Gewölbe sind in Rabitz manier aufgesetzt. Ein grosses Tonnengewölbe mit Penetrationen überdeckt das Mittelschiff, Kreuzgewölbe und kleinere Tonnengewölbe mit Penetrationen die Seitenschiffe; die Decke der anstossenden Säle ist als Kuppelgewölbe ausgebildet. Die Beleuchtung der Kuppelsäle erfolgt durch je vier mit gebogenem Spiegelglas versehene Fenster unterhalb und ebensoviel Fenstern oberhalb der Galerie, letztere halbkreisförmig, 3,90 m im Scheitel hoch, 2,80 m breit, erstere rechteckig 2,80 m breit, 2,30 m hoch. Der Lese- und Bibliotheksaal hat sieben 4,15 m weite und ~ 2 ~ m hohe Bogenfenster mit Spiegelglas, ausserdem drei in der Mitteldecke hegende, 5,25 m lange, 4,20 m breite Ober lichter aus Kathedralglas erhalten. Die Decken des Saales und der Kuppelbauten haben eine reiche Be malung durch Dekorationsmaler Gussmann von Eningen erhalten, welcher auch die oberste Voute des Haupttreppenhauses, die Gänge und Nebensäle der König-Karl-Halle ausgemalt hat.