124 BAUZEITUNG Nr. 16 der „Alpendörfer“ und „Yergnügungsecken“ die Aus stellungen in üblen Ruf gebracht. In unsern jungen Künstlern steckt ein fester Wille auf das Sachliche, Ernste, Würdige, der hier zum Ausdruck kommen wird. Gerade daß die kirchliche Kunst in dem Mittelpunkt der Ausstellung steht, ist bezeichnend. Nicht ist es die Ab sicht zu zeigen, was die kirchlichen Kreise wollen, die • ja heute noch an der Gotik festhalten. Bei der Richtung der leitenden Köpfe im Ausstellungskomitee kann man sicher sein, daß diese sich nicht der konventionellen Auf fassung beugen. Es gilt vielmehr, die der Moderne wider strebenden Kreise zu gewinnen, ihnen zu zeigen, daß moderne Kunst jeden modernen Gedanken auszudrücken vermag. Darum schließen sich auch Vorführungen aus dem Gebiete alter Volkskunst an, die zu lehren haben, wie die naive kunstgewerbliche Betätigung, die nicht die Eigenart des einzelnen, sondern die Eigen art einer örtlichen üeberlieferung pflegt, im Wechsel der geschichtlichen Stile sich frisch erhielt. Bildet die Raumkunst den Hauptinhalt der Ausstellung, so ist doch auch das Kunsthandwerk nicht vergessen: Die Freude am kunstgewerblichen Einzelgegenstand zu ver edeln ist ein zweites Ziel des Programms. Nicht be absichtigt man dabei in erster Linie das Augenmerk zu lenken auf das „objet d’art“ als hervorragende Sonder leistung, sondern vielmehr die Aufmerksamkeit zu lenken auf eine der Grundlagen künstlerischer Kultur, auf den Reiz der Handarbeit. Darum wird in der Ausstellung ohne Unterschied der Zeiten und Völker an bezeichnenden Beispielen zur Anschauung gebracht werden, wie aus dem Wesen des Stoffes die künstlerische Bearbeitung sich entwickelt Schulhaus in Besigheim: Ansicht vom Neckar aus hat un( j hieraus innere Gesetze entstehen, die ebenfalls dem Wechsel geschichtlicher Stile nicht unterworfen sind, einander der Kunstwerke zu zeigen, wird im Gegensatz Man hat in Dresden große Anstrengungen gemacht, eine dazu beabsichtigt, die Kunstwerke in einer Umgebung gewählte Ausstellung der technisch vollendetsten alten vorzuführen, die ihre Wirkung in Zusammenhang mit dem kunstgewerblichen Erzeugnisse aus ganz Deutschland täglichen Leben zeigt. Das Kunstwerk soll erscheinen zusammenzubringen. Daneben will man möglichst deut- als edelster Schmuck des Raumes, es wird im Rahmen lieh den Stand unsrer heutigen kunsthandwerklichen der Raumkunst auftreten. Techniker zum Ausdruck kommen lassen. Als hervorragendste Aufgabe der Ausstellung ergibt Es soll ferner ein Ueberblick zu geben versucht wer- sich demnach; die Raumkunst in für unsre Zeit möglichst den, inwieweit unsre der Ausbildung des Kunsthandwerks bezeichnenden Beispielen vorzuführen und dadurch zu gewidmeten Schulen durch Arbeit unmittelbar im Material zeigen, wie alle Einzelleistungen von Kunst, Kunstband- diese aus der Technik sich ergebenden Ueberlieferungen werk und Kunstindustrie sich zum zweckentsprechenden und Fertigkeiten weiter fortpflanzen, und stimmungsvollen Raum zusammenfügen. Damit ist die gewaltige Aufgabe, die die Dresdner Die einzelnen Raumgruppen sind an die verschiedenen sich stellten, noch nicht erschöpft: Kunsthandwerkliche Kunstzentren verteilt. Es handelt sich dabei überall um Einzelerzeugnisse sollen nach Stadt- oder Staatsgruppen die Aufgabe, die Räume so zu ge stalten, wie sie gebraucht werden. Nicht sogenannte „Ausstellungs räume“, unmöglich gestaltete oder belichtete „Kojen“ oder Dinge, die mit schlechtem Material in spieleri- -f Öt scher Weise ein ungefähres Bild der Wirklichkeit geben, werden die Aus stellung füllen. Vielmehr will jeder Raum ernst genommen sein, soll an sachgemäßen Lösungen jeder das bieten, was unsre Zeit zu leisten vermag. Nicht Nachahmung ver gangener Perioden in romantischem Aufputz, sondern würdige moderne Lösungen. Und dabei ist die Dresdner Ausstellungsleitung nicht vor den größten Aufgaben zurückgeschreckt; Wie sie wirkliche Bauern- und Ar beiterhäuser, wirkliche Wohn- und Geschäftsräume herstellt, so auch Festsäle und Kirchen, ja selbst Kirchhöfe und Grüfte! Denn nur zu lange und zu laut hat der Ulk Schulhaus in Besigheim Grundriß vom Erdgeschoß