150 BAUZEITUNG Nr. 19 Verhältnismäßig stark vertreten ist ein Material, das in den letzten Jahren ausgedehnte Verwendung gefunden hat. Es ist dies ein Estrich, der unter den ver schiedensten Namen ausgeführt wird. Alle diese Fabrikate bestehen in der Hauptsache aus Holzmehl und verschie denen andern Zutaten, unter welchen aber bei allen Magnesit eine Hauptrolle spielt. Hie Masse wird in plastischer Form auf die Unterlage aufgetragen. Zu letzterer eignen sich insbesondere alle massiven Decken konstruktionen. Soll die Masse auf Holz aufgetragen werden, so muß mit größter Vorsicht vorgegangen werden. Vor allen Dingen ist darauf zu achten, daß das Gebälk und die Füllmaterialien in vollständig trockenem Zustande sich befinden, da an ein Austrocknen nach Auf bringen des Estrichs, der die Balkenfache annähernd luftdicht abschließt, nicht mehr zu denken ist. Als geeignete Unterlage für den Estrich auf Holzgebälk hat sich ein Boden aus Latten, die in einem Abstand von 2—3 mm verlegt sind, gut bewährt. Die Verwendung von tannenen Riemen, sogen. Blendböden, als Unterlage ist nicht zu empfehlen, weil dieselben unter dem Einfluß des feuchten Estrichs sich auf biegen, wodurch der Fußboden eine leichte Wellung bekommt. Die Estriche können an sich schon als Bodenbeläge überall da angewendet werden, wo man keine großen Ansprüche an das Aussehen, wohl aber an die Wärme des Materials stellt. Ein solcher Boden ist einfach zu behandeln, er läßt sich leicht auf- waschen oder er kann wie ein Parkettboden gewichst werden. Ganz besonders geeignet jedoch ist dieser Estrich als Unterlage unter Linoleum zu betrachten. Dabei ist sorgfältig darauf zu sehen, daß der Boden vor dem Auf bringen des Linoleums vollständig ausgetrocknet ist. Das Befestigen des Linoleums geschieht wie gewöhnlich mit Harzkopalkitt. Solche Estriche sind ausgestellt von der Firma Paul Blewonsky-Stuttgart und Hermann Bossert- Cannstatt. Als weiterer Unterlagsboden für Linoleum ist der vom Gipswerk Korntal ausgestellte Gipsestrich zu betrachten. Bei der Ausführung desselben sind die gleichen Vorsichtsmaßregeln zu beachten, wie bei den vorgenannten Böden, nur braucht er reichlich Zeit zum Austrocknen. In gleicher Weise, wie sich genannte Materialien für Fußböden eignen, lassen sie sich auch verwenden für Treppenstufen. Die am Eingang dieser Beschreibung erwähnte Eisenbetontreppe hat Gelegenheit zu den ver schiedensten Ausführungen dieses Estrichs gegeben. Die beiden untersten Stufen sind rauh belassen, wie sie aus der Schalung des Betons kommen, die nächsten vier Stufen sind vollständig verkleidet von der Firma Paul Blewonsky-Stuttgart. Das vorstehende Profil dieser Tritte wurde nicht vorbetoniert, sondern mit der Masse des Estrichs gebildet, die darauffolgenden Tritte, deren Steigungen in Zement belassen wurden, sind mit Messing leisten der Firma Prinz & Cie., Ohligs (Rheinland), ge schützt. Die nächsten vier Stufen sind mit Portland- zementglattstrich ausgeführt und zum Schutze mit Eisenstäben von derselben Firma versehen, während die letzten sechs Stufen den „Rekord“-Belag der Firma Hermann Bossert-Cannstatt zeigen, der in drei verschie denen Farben vertreten ist. (Fortsetzung folgt) Mitgliederversammlung des Württembergisclien Baulbeamten-Yereins Nachdem am Samstag, den 5. Mai d. J., eine vor bereitende Ausschußsitzung abgehalten wurde, bei der fünf Mitglieder neu aufgenommeu wurden, fand am Sonn tag, den 6. Mai d. J., im Hotel Textor in Stuttgart die siebte Mitgliederversammlung unter reger Beteiligung der Mitglieder statt. Der Vorstand, Bezirkshaumeister Burk hardt, begrüßte die Anwesenden mit herzlichen Worten Projekt zu einem Schulhaus in Alttann von Baurat Knoblauch, Staatliches Bureau, Stuttgart (vgl. Nr. II—16 der „Bauzeitung“) und trug sodann den Jahresbericht vor, nach welchem die Mitgliederzahl auf 256 gestiegen ist, gegen 241 Mit glieder bei der letzten Landesversammlung. Des weiteren war aus dem Bericht zu entnehmen, daß von seiten des Vereins eine Eingabe der Straßen-, Fluß- und Bauamts werkmeister im Departement des Innern um lebens längliche Anstellung dieser Beamten unterstützt wurde; mit dem Bauwerkmeister-Verein und dem Bautechniker- Verband zusammen wurde eine Eingabe an das Staats ministerium gerichtet, in der als Vorbedingung für die Bauwerkmeisterprüfung die Absolvierung der 6. Klasse einer höheren Lehranstalt verlangt wird. Eine offizielle Antwort ist hierauf noch nicht eingelaufen. Ferner hat sich der Verein einer Eingabe der verschiedenen Staats beamtenvereinigungen um Erhöhung und Regelung des Wohnungsgeldes angeschlossen. Aus dem nun zum Vortrag gebrachten Kassenbericht pro 1905 war zu entnehmen, daß das Vereinsvermögen auf 1750 M. 25 Pf. angewachsen ist, gegen 1122 M. 92 Pf. im Vorjahr. Die Rechnung samt Belegen wurde von einem Ausschußmitgliede geprüft und vollständig in Ord nung befunden, es wurde daher dem Kassier, Bauinspektor Sohler, Entlastung erteilt und demselben der Dank der Versamml ung ausgesprochen; ebenso wurde der Voranschlag pro 1906 genehmigt. Der Vorsitzende berichtete sodann eingehend über die Beratungen betr. Zusammenschluß süddeutscher Techniker-Verbände, zu welchem der bay rische Techniker-Verband die Anregung gab. Es haben mit Delegierten bayrischer, badischer, hessischer und der