158 BAUZfilTUNG Nr. 20 Gegen die städtische Bauweise bei ländlichen Bauten Die Sachsen - weimarische Regierung hat in einem Erlaß entschieden Stellung gegen die städtische Bauweise hei ländlichen Bauten ge nommen. Zunächst wird ausgeführt, wie durch die Einführung der städtischen Bauweise ein Miß verhältnis zwischen den öffentlichen Bauten und der Oertlichkeit entsteht, wie beispielsweise ein einziges flaches Dach das Bild einer Ortschaft dauernd zu beeinträchtigen vermag. Es werden daher für die ländlichen Ortschaften die alt bewährten steilen Satteldächer empfohlen. Bei zweistöckigen Schulhäusern soll im Obergeschoß möglichst der althergebrachte Eachwerkbau an gewandt werden. „Es erscheint angezeigt, daß beim Entwerfen von Dorfkirchen, Pfarreien und Schulhäusern ausdrücklich die Beachtung der üb lichen Bauweise zur Pflicht gemacht und nament lich die Anwendung städtischer Bauformen unter sagt werde. Bei Kirchenhauten wird zunächst festzustellen sein, was vom alten Bau etwa er halten werden kann, und danach wird sich die weitere Entwurfshehandlung zu richten haben. Die Freilegung der Kirchen durch Beseitigung alter Kirchhofsmauern, nahestehender Gebäude oder großer Bäume wird vorher genau zu prüfen sein, weil in vielen Fällen durch diese Freilegung die Erscheinung der Kirche nicht gehoben, sondern eher beeinträchtigt werden kann. Die Pfarrei soll an die Kirche zwar nicht unmittelbar angebaut, aber mit dieser, wenn tunlich, zu einer Baugruppe vereinigt werden, doch so, daß das Pfarrhaus mit seinen Nebengebäuden nicht allzusehr hervortritt. Es wird daher, namentlich wenn die Pfarrei zwei Stockwerke erhalten soll, sorgfältig zu beachten sein, daß die Gebäudehöhe im richtigen Verhältnis zur Höhe der Kirche stehe.“ Endlich wendet sich die Bekanntmachung noch gegen das Eisen gitter, das städtisch sei. Die Gemeinden möchten lieber bei ihren Hof- und Tormauern oder Lattenzäunen bleiben. Manches in diesen Ratschlägen verdient deshalb Beachtung, als zahlreiche Dorfbilder davon zeugen, daß der Sinn für die Schönheit des Althergebrachten den Dörflern immer mehr verloren geht. Es fehlt eben an guten Vorbildern. Aus demselben Grunde hat der Re gierungspräsident von Minden einen Wettbewerb aus geschrieben zur Erlangung mustergültiger Entwürfe für die gebräuchlichsten ländlichen und bürgerlichen Wohn- und Wirtschaftsgebäude. Die ausgewählten Entwürfe sollen veröffentlicht und Baulustigen billig zugänglich gemacht werden. Die Regierung des Fürstentums Schaum burg-Lippe hat sich diesem Vorgehen angeschlossen. Landesversammlung' des Vereins der Bauwerkmeister Württembergs Am Sonntag, den 13. d. Mts., beging der Verein der Bauwerkmeister Württembergs die Feier seines 25jährigen Bestehens unter außerordentlich starker Teilnahme der Mitglieder. Vormittags war Begrüßung der Festteilnehmer im großen Rathaussaal, wobei der Landesvorstand Bauwerkmeister Reh mann-Stuttgart die Erschienenen mit herzlichen Worten begrüßte. Ober bürgermeister v. Gauß beglückwünschte den Verein zu seinem Feste und hob in seiner Ansprache die Bedeutung des Baugewerbes hervor: 23 Prozent aller versicherten Arbeiter der Stadt Stuttgart finden ihr Brot beim Bau gewerbe, und deren Lohn beträgt rund 7 000 000 M. im Jahr; die Werte, die alljährlich in Stuttgart von dem Baugewerbe neu produziert werden, erreichen die Höhe von 25000000M. Bauwerkmeister Schä ufele-Göppingen dankte im Namen der auswärtigen Gäste für die freund liche Aufnahme, mit einem Hoch auf Stuttgart schließend. Dem Mitbegründer und früheren ersten Vorstand, zugleich langjährigen Redakteur des Vereinsblatts, Bauwerkmeister Albert Brinzing er-Eßlingen, wurde vom Bundesvor stand Rebmann das Diplom der Ehrenmitgliedschaft des Vereins überreicht. Nach einer Besichtigung des Rat hauses fand man sich zu einem Frühschoppen im Rat hauskeller zusammen. Das Festmahl, das nachmittags 5 Uhr in der Liederhalle begann, wies eine stattliche Anzahl Gedecke, etwa 300, auf und nahm einen höchst anregenden Verlauf. Bundesvorstand Rebmann gab einen kurzen Rückblick auf die Geschichte des Vereins und schloß mit einem Hoch auf den König, an den sofort unter freudiger Zustimmung ein Huldigungstelegramm abgesandt wurde. Im Namen der Gäste dankte Ober baurat Findeisen dem festgebenden Verein, sein Glas dem Verein und seinem Vorsitzenden widmend. Den Glück wunsch des Lehrerkollegiums der Kgl. Baugewerkschule übermittelte Professor Köhnlein, und Hofwerkmeister Hangleiter gratulierte im Namen des Baugewerke-Vereins Stuttgart und alsMeister der„Bauhtitte“,während Professor Böklen den Glückwunsch des Gewerbevereins Stutt gart, Verwalter Palm die Grüße und Wünsche des Württembergischen Bauheamten-Vereins und Tech nischer Eisenbahnsekretär Krassel-Ludwigsburg die des Bautechniker-Verbands Württembergs überbrachte. Den Dank für alle diese ehrenden Kundgebungen sprach für den Verein Bauwerkmeister Kühler-Göppingen aus. Großen Jubel erregte die Uebergabe zweier wertvoller