208 BAUZEITUNG Nr. 26 zwangsweisen Beiziehung zur Genossenschaft ist zweck mäßig geregelt. Der sorgfältig ausgearheitete Entwurf liegt derzeit bei der Wasserrechtskommission des bayrischen Land tags ; möge dort, im Interesse der Gesamtwirtschaft, recht bald eine Entscheidung zugunsten der geplanten geordneten Wasserwirtschaft fallen. Im übrigen wäre allerdings zu wünschen, daß in nicht zu ferner Zeit ein einheitliches deutsches Wasser gesetz geschaffen würde; bei gegenseitigem Entgegen kommen kann die Begelung dieser wichtigen Frage nicht mit zu großen Schwierigkeiten verknüpft sein. Was in der nordamerikanischen Union möglich ist, sollte auch bei uns ausführbar sein. Obwohl dort die einzelnen Staaten noch ihre eignen Gesetzgebungen haben, so konnten doch einheitliche gesetzliche Bestimmungen über die Beschaffung von Wasser, Verteilung und Benutzung desselben sowie über die Durchführung notwendiger Wasserbauten aufgestellt werden. Diese einheitliche Wassergesetzgebung ermöglichte es auch, mehrere groß zügige Entwürfe für Großschiffahrtswege aufzustellen, die derzeit von den einzelnen Staaten mit jeweiliger kräftiger Unterstützung der Bundesregierung ausgeführt werden. Ich erinnere an den Illinois-Mississippi-Kanal mit einer Länge von 120 km (Wasserquerschnitt 53 qm, 600 t Schiffe, Gefälle 60 m, Kosten 30 Mill. M.), ferner an den Großschiffahrtsweg von Chicago nach St. Louis mit einer Länge von 600 km (Wasserquerschnitt vergl. 210 qm, 1500 t Schiffe, Kosten 330 Mill. M.) und an den Erie- Kanal mit einer Länge von 560 km (Wasserquerschnitt 102 qm, 1000 t Schiffe, Gefälle 174 m, Kosten 425 Mill.M.). Neben dem letzteren Kanal laufen zwischen Buffalo und New York mehrere sehr leistungsfähige Eisenbahnlinien, so die viergleisige New-Yorker Zentralbahn, parallel her. Entwurf zu einer Waldkapelle Yon Architekt Moosbrugger, Heilbronn In einer internen Konkurrenz war die Aufgabe gestellt, auf einer ansteigenden Wiese vor dem Walde einen Kaum von 70 qm zu bauen, in welchem der Fabrikherr die Weihnachtsbescherung der Kinder seiner Arbeiter ab halten will. Das vorgeführte Projekt wird in seiner ge fälligen und ruhigen Gestaltung einen reizvollen Anblick gewähren; es zeigt im Grundriß eine praktische und ein fache Lösung der Aufgabe. Der Saal ist überwölbt gedacht, die hintere Nische ist für den Baum bestimmt, die Gabentische stehen an den Wänden entlang. Auf der Empore ist ein Harmonium und Platz für die Sänger. Die Eingangshalle ist vorn offen und dient Wanderern als Schutz- und Ruheplatz. Zur Erhaltung 1 der Laufeuburger Strom- sclmellen für die wir schon wiederholt in dieser Zeitschrift ein getreten sind, gibt Schultze-Naumburg im „Kunstwart“ eine interessante Darstellung, nachdem der Dürer-Bund und der Bund für Heimatschutz bei der schweizerischen und badischen Regierung vergeblich für die Erhaltung der in Europa einzigartigen Naturschönheit sich ins Mittel gelegt. Der Geldgewinn, den die technische Ausnutzung dieser Wasserkräfte ergibt, hat sich eben als ein stärkerer Faktor erwiesen als alle ästhetischen Gründe. Was die neueste Kundgebung beachtenswert macht, ist der Um stand, daß Schultze-Naumburg die Erhaltung der Strom schnellen mit ihrer technischen Ausnutzung für sehr gut vereinbar hält. Auf diese Möglichkeit hatte zuerst der Miterbauer des Simplontunnels, Oberst Dr. Locher, hin gewiesen. Der Bund Heimatschutz beauftragte daraufhin sofort den Obersten Locher mit der Aufstellung eines Projektes, die Fertigstellung erlitt aber durch Erkrankung des Urhebers eine Verzögerung. Locher ging von einer Untertunnelung von Alt-Laufenburg aus. Ein Stollen sollte durch den Berg getrieben werden, der dem Rheine schon oberhalb der Schnellen so viel Wasser abzapfen sollte, wie zur Erreichung von 50 000 PS an einer tieferen Stelle unterhalb der Schnellen nötig wäre. Die Schnellen selbst wären auf diese Weise erhalten worden, denn, und das ist das Bemerkenswerteste dabei: der Rhein ist da oben im Sommer am wasserreichsten, weil er erst zu dieser Zeit die starken Zuflüsse erhält, die durch die späte Schneeschmelze entstehen. Im Hochsommer könnten also die Schnellen die starken Abzapfungen vertragen, denn dann ist mehr Wasser da, als die Kraftwerke ver brauchen können. Allerdings würden dann die Schnellen im Sommer weniger Wasser haben als gewöhnlich, aber ein merkwürdiger Umstand kommt hier zu Hilfe und würde aus dem anscheinenden Mangel einen Vorzug machen: Die Schnellen sind nämlich bei niederem Wasser stand viel schöner als bei hohem. Das ist bei näherem Zusehen sehr leicht erklärlich. Bei sehr hohem Wasser stande ist der Kessel vollkommen gefüllt, die interessanten Felsgestaltungen sind dann überflutet und die Wasser fließen weit ruhiger und weniger belebt daher, als wenn sie bei niedrigerem Wasserstande das geklüftete Felsen bett teilweise bloßlegen und sich schäumend an den Felsen brechen. Diesen Zustand hätten die Schnellen auch bei Anlage der Kraftwerke nach dem Locherschen Projekte im Hochsommer behalten, also gerade dann, wenn die Mehrzahl der Reisenden sie aufgesucht hätte. Im Winter dagegen hätten bei dem dann niedrigen Wasserstande des Rheines die Schnellen häufig nahezu trocken gelegen. Däs wäre das Opfer gewesen, das es gekostet hätte — jedenfalls ein kleineres als die gänzliche Vernichtung. Auch noch einige rein technische Vorzüge hätte nach den Darlegungen, die Oberst Locher in seiner Begleit schrift ziemlich genau ausführte, das Tunnelprojekt vor dem Stauprojekt gehabt. Es ist hier nicht der Ort, auf sie näher einzugehen, sondern es sei nur angedeutet, daß nach Locher die Geröllgeschiebe auf dem Rheingrunde bei dem Stauprojekt mehr Störungen bereiten würden als bei dem Tunnelprojekt und daß die Betriebszeit bei dem letzteren im Jahre etwas länger sein würde als bei dem ersteren. Allerdings würde sich das Tunnelprojekt in der Ausführung teurer stellen als das Stauprojekt. Aber der Billigdenkende könnte doch wirklich fragen, ob die Erreichung beider Zwecke, die Ausnutzung der Wasser kräfte und die Erhaltung der Schnellen, nicht eines Opfers wert wäre. Wir sind nicht durchgedrungen, so schließt Schultze- Naumburg. Die badische Regierung hat unser Gesuch, das Lochersche Projekt anstatt des andern zur Aus führung zu bringen, ebenso abschlägig beschieden, wie die schweizerische entsprechende Vorstellungen des Dürer- Bundes, und das Schicksal der Schnellen ist besiegelt. Aber das Schicksal dieses Naturwunders, das jetzt für Geld verkauft wird, sollte uns allen in Deutschland eine Lehre sein. Wir können erkennen, wohin es führt, wenn weiter die Weltanschauung, die jetzt unsre Erde gestaltet, das Land regiert. Wir wollen in das weithallende Echo, das unser Aufruf für Laufenburg in ganz Deutschland weckte, die Hoffnung anknüpfen, daß ein Erwachen unsers Volkes nahe ist. Es gibt bald neue Aufgaben, mit denen wir nicht zu spät kommen wollen. Gitterfüllung’ am Kgl. Schloß in Ludwigsburg Die zwölf Gitterfüllungen am Abschluß des vorderen Schloßhofes, an denen viele Teile abgerostet waren, wurden im vorigen Jahr im Auftrag der Kgl. Domänendirektion