226 BAUZEITUNG Nr. 28 darstellen, sondern es hat auch eine ideale und praktische Bedeutung. Die Ruhlaer Gründung hat daneben den Zweck, eine empfindliche Lücke in der Kenntnis des deutschen Kunstgewerbes auszufüllen, in welcher Be ziehung es Thüringen so sehr fehlte, daß man an der Existenz eines thüringischen Kunsthandwerkes überhaupt zweifelte. Alte Schränke, Truhen und Laden, Waffen schmiede- und Messerschmiedeartikel, Porzellan und Trachten sollen in dem Museum untergebracht werden. Heilstätte der Stadt Leipzig im Yogtlaude. Am 21. Mai wurde die nach den Plänen der Architekten Reichel und Kühn in Leipzig mit einem Kostenaufwande von 700000 M. vom Rate der Stadt Leipzig errichtete Heilstätte Leipzig in Sorg hei Adorf i. V. ihrer Bestim mung übergeben. Hamburg. Die Michaeliskirche, der großen Hansestadt schönste Kirche, ist am 3. Juli einer ver heerenden Peuersbrunst zum Opfer gefallen. Mit ihr ist der Turm, Hamburgs ältestes Wahrzeichen, der allen von See kommenden Schiffen schon aus der Ferne winkte, in Schutt gesunken. In drei Stunden zehrten die Flammen auf, was ein großer Baugeist, Sonnin, in zwölf Jahren — von 1750 bis 1762 — gebaut hat. Dieses Werk war das schönste an Architektur, was Hamburg besaß. Seine alten Kirchen sind ja von jeher dem Lose verfallen ge wesen, das nun auch die Michaeliskirche ereilt hat. Wie eigenartig war diese Michaeliskirche! Aus rohen, ver dunkelten Ziegelsteinen in Barockform gebaut, stand sie, trotz ihrer großen Verhältnisse zierlich, über der um gebenden Nachbarschaft alter Häuser. Die Portale und Fenster schmiegten ihr reiches Steinwerk leicht und luftig hinein. Das Innere war ein einziger großer Raum ohne Säulen. Er faßte etwa 3000 Menschen. Bemerkenswert waren außer der Formgebung der Stuckornamente im Rokokostil die Orgel, ein in Italien gearbeiteter Tauf stein aus Marmor sowie das Altarbild von J. H. Tisch bein. Unter der Kirche befand sich ein begehbares Grabgewölbe mit 269 größtenteils gefüllten Gräbern. Der Turm war 130 m hoch. Unter der Kuppel war eine hohle Säule. Durch sie sah man bis auf den Grund des Turmes, und hier machte der Physiker Benzenberg den Versuch, mit fallenden Kugeln die Drehung der Erde von Westen nach Osten festzustellen. Das Dach war mit Kupfer gedeckt, und das Alter hatte eine feine Patina, wie Reif, darüber gelegt. So stand der Turm hoch über Hafen und Stadt, bevor er der Katastrophe anheimfiel. Neuester Meldung zufolge wird die Michaeliskirche an derselben Stelle in ihrer alten Gestalt wieder aufgebaut werden. Senat und Bürgerschaft haben beschlossen, eine Kommission zu ernennen, welche die baldige Wieder errichtung der Michaeliskirche in die Wege leiten soll. Die Möglichkeit ist vorhanden, da die alten Baupläne noch existieren. Der Senat will aus dem Kupfer und den übrigen Metallresten der abgebrannten Kirche Gedenk münzen, deren Ertrag für den Neubau der Kirche ver wendet werden soll, prägen lassen. Im Jahre 1842 nach dem großen Brande prägte Hamburg aus dem Glocken metall ähnliche Münzen. Berner-Alpemlurchsticli. Der Große Rat von Bern hat am 27. Juni einstimmig (!) den Beschlußentwurf der Regierung (bezw, des großen Initiativkomitees) betreffend Ausführung der normalspurigen Bahn über den Lötsch- berg (Frutigen-Biel) angenommen. Personalien Württemberg. Uebertragen; die Stelle eines etatsmäßigen Regierungsbaumeisters im Bezirksdienst der Straßen- und Wasser bauverwaltung dem Regierungsbaumeister Brehra in Reutlingen. Raden. Ernannt: Regierungsbaumeister Wern er in Bruch sal zum Militärbauiuspektor unter Ueberweisung als tecbn. Hilfs arbeiter zur Intendantur des XYI. Armeekorps. Hessen. Ernannt: der ordentliche Professor an der Tech nischen Hochschule zu Darmstadt, Geh. Baurat M. Gutermuth, für die Zeit vom 1. September 1906 bis 31. August 1907 zum Rektor der genannten Hochschule. Bücher Die Verlagsanstalt Charles Coleman, Lübeck, bringt zwei neue Architekturwerke modernen Charakters. Das erstere: „Haus eingänge, Dielen und Vestibüle“, umfaßt zehn flott gezeich nete Innenperspektiven des durch seine Wohn- und Geschäftshaus entwürfe bekannten Architekten Oskar Eischer. Mit Recht wird heutzutage großes Gewicht auf eine angemessen wohnliche Aus stattung der Räume, welche von außen zu den Wohnräumen über leiten, gelegt. So ist es denn mit Freuden zu begrüßen, daß ein namhafter Architekt dieses wichtige Gebiet in einer Reihe von Entwürfen eingehend bearbeitet hat. Besonders hervorzuheben ist, daß das Werk nicht allein Vorbilder für Dielenanlagen gibt, sondern daß es auch Treppenanlagen, Hausvorplätze, Eingangshallen und Vestibüle für Privathäuser und Hotels in verschiedenster Aus stattung bringt. Das zweite; „Moderne herrschaftliche Landhäuser“, ist eine Sammlung vollständig ausgearbeiteter Entwürfe moderner Familienwohnhäuser, teils einfacher, vorwiegend aber reicher, vornehmer Ausstattung. Es sind reife Arbeiten eines tüchtigen Künstlers und Zeichners. Zu jedem Entwürfe ist der ausgearbeitete Grundriß beigegeben mit einem kurzen Text, welcher auf Zweck und Absicht hinweist. Die äußere Gestaltung ist durch perspektivische Zeichnung zur Darstellung gebracht, wodurch die klare, charaktervolle Hauptform, auf welche der Künstler das Hauptgewicht gelegt hat, voll zur Geltung kommt. Daneben ist aber die originelle, vorwiegend moderne Detailbehandlung bedeut sam, dieselbe ist bei der Größe der Zeichnung bis ins kleinste klar erkennbar. Das Werk wird jedem Architekten und Baumeister interessant und nützlich sein. Der Preis jedes der beiden Werke beträgt 6 M. Internationales Archiv für Schulhygiene (Wilhelm Engelmann, Verlag, Leipzig, Mittelstraße 2). Unter Mitwikrung zahlreicher Gelehrter in allen europäischen und außereuropäischen Ländern herausgegeben von Le Docteur Alb. Mathieu, Medeoin des hopitaux de Paris, Sir Lauder Brunton, L. L. D.; M. D. ; D. Sc.; F. R. C. P.; F. R. S. Consulting physioian to St. Bartholomew’s Hospital and College in London, Dr. med. Axel .Tohannessen, Universitätsprofessor in Christiania, Dr. med. et phil. Herrn. Griesbach, Professor und Uuiversitätsdozent Mülhausen-Basel, gesohäftsführendem Redakteur. Der erste Band des Internationalen Archivs für Schulhygiene ist abgeschlossen. Mit jedem der herausgegebenen Hefte stellte sich immer mehr heraus, daß das Erscheinen der Zeitschrift bei der Entwicklung der schulhygienisohen Wissenschaft einem dringenden Bedürfnis auf dem Gebiete der Hygiene entspricht. Viele Regie rungen , Schulverwaltungen und städtische Behörden Deutschlands und des Auslands, insbesondere diejenigen mit schulärztlichem Dienst, sowie zahlreiche Bibliotheken, Institute und gelehrte Ge sellschaften erachten das Archiv als ein willkommenes und unent behrliches Faohorgan und sind darauf abonniert. Ganz besonderer Beachtung erfreuen sich die im Archiv veröffentlichten schul hygienischen Jahresberichte, welche, von hervorragenden Fach männern verfaßt, ein übersichtliches Bild der schulhygienischen Literatur aller Nationen darbieten. Das Archiv erscheint in Heften von etwa 10 Bogen Umfang. Der Preis eines 40 Bogen starken Bandes des Archivs beträgt 30 M.; einzelne Hefte sind zu erhöhten Preisen käuflich. Einzelne Hefte werden auf Wunsch franko zur Einsicht versandt, müssen aber, wenn sie nicht behalten werden, innerhalb acht Tagen nach Emp fang franko an die Verlagsbuchhandlung zurückgesandt werden. Den Mitgliedern des „Deutschen Vereins für Volksgesundheits pflege“ und seiner Kartellvereine außerhalb Deutschlands wird das Archiv für 25 M, für den Band geliefert. Alle Anfragen sind an den geschäftsführenden Redakteur des Archivs zu richten. Adresse : Dr. med. et phil. H. Griesbach, Professor und Universitätsdozent, Mülhausen-Basel. Wohnsitz: Mülhausen (Elsaß), Ludwigstraße 3. Verantwort!. Schriftleiter: Adolf Fausel in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen : Bauzeitung-Stuttgart, Hegelstr. 68. Druck: Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart