408 BAUZBITUNG Nr. 51 forderlich, wie bei Eisen, als Gegengewicht zu weiten, unkörperlichen Gebilden, und als verkehrsstörend auch unzeitgemäß. Die Steinhrücken wirken für sich, indem sie durch ihre Formen Wucht vereint mit Leichtigkeit zum Ausdruck bringen. Die Flachhrücken tragen in sich das Gesetz ihres eignen Stils, wenn man unter Stil mit Semper diejenige Kunstform versteht, deren äußeres Erscheinen mit der Vorbedingung ihres Entstehens im Einklang steht und so über die Meisterschaft des Autors in deren Beherrschung Zeugnis gibt. Der Schmuck der Steinbrücken beschränke sich auf plastische, nicht architektonische Aufbauten, auf die Ge länder und den guten Anschluß der Brücken und der Widerlager an die Ufermauer und die Umgebung. Gilt alles bisher Gesagte für die ausgeführten Brücken, so in noch höherem Maße von den der Ausführung harrenden großen Entwürfen. Schon bei der Mainzer Konkurrenz hat der bekannte Hofmann einen Backsteinbau mit Oeffnungen von 100 m vorgeschlagen, in Worms reichten Krone und Bodo Ebhard einen hervorragenden Entwurf ein, und von dem beim Wettbewerb für Mannheim von Grün & Bilfinger auf gestellten, durch Ingenieur Probst und Prof. Billing ein gehend durch gearbeiteten Projekt kann man sagen, daß es alle Fortschritte im Bau weitgespannter Brücken in sich vereinigt. Man muß bedauern, daß es nicht zur Ausführung kam. Besonders hervorzuheben ist die geschickte Verwendung verschiedener Materialien nach Festigkeit und Gewicht, Ausgleich der Horizontalschubs unter gleichzeitiger Auf nahme eines Teils desselben durch die Zwischenpfeiler und vornehme künstlerische Ausbildung. Wenn bislang bei deutschen Konkurrenzen die Ent würfe in Stein in ihrem Erfolg hinter solchen in Eisen zurückgeblieben sind, so rührt dies vielleicht in etwas auch daher, daß in den Preisgerichten wesentlich Männer des Eisenbaus vertreten waren. Es sollten in Zukunft auch Männer des Steinhaus in die Preisgerichte berufen werden. Möge bald eine mächtige Steinbrücke in eleganten Bogen einen deutschen Strom übersetzen. Um die Führung, die Deutschland auf diesem Gebiete gewonnen hat, zu behalten, gibt’s nur ein „Vorwärts“ zum Segen des Vater lands, zur Ehre deutscher Baukunst. Tabelle A. Neue weitgesprengte massive Brücken. A. Flachbrücken: Pfeil = und <1/8 der Spannweite. 03 -4-» ’S 03 +■* 09 u 3 •4J Gewölbe stärke ® o j§ >> :0 Jh fl SJ © ® M 33 Pressung kg/qom T3 fl U P -S -g a S 0> s E Name der Brücke Bau- £ a fl S N i—• iS hn fl rfl 3 i •'S CD s a u 13 03 ce Ad fl 13 U .03 CfH PH 03 bß £ 1 o3 S S g » s Sg ® ® £ <13 bß ca 03 09 rfl 03 :fl rfl P o u bß u 03 fl bß 13 a ä 2 § 3 jahr Ph CQ m 03 > 'S £ GO a rfl fl o3 M r Ö) o -fl o OQ E :oS M rfl ü fl frH cq 1 > ® 1 M Ö 03 «P To * 03 U «A4 ^ fl 03 :c3 -s « A4 co fl bß 03 fl fl D 03 fl »H fl P-i in m m m m m m kleiusls {grösst« 03 O fl fl ® 2 kf/qtm a) Ausgeführte Brücken: 1. Donaubrücke bei Münder- kingen (Württemberg) 1893 50.— 50.— 5.— 1/10 65.5 Beton gelenk i.— 1.10 1.40 1/50 1/36 38.— 60.- 660 r. Fels 1. Kies 14.5 2.9 2. Neckarbrücke bei Neckar hausen (Hohenzollern) . 1900 51.— 50 — 4.54 1/11 90.— Beton Stuhl gelenk 0.80 0.85 1.20 1/63 1/42 39.- 54.— 415 Anhydrit- 4 5 Mergel 5.77 3. Nalonbrücke zu Cos Sega- Stuhl gelenk dos (Spanien) .... 1901 50.— 50 — 6 — 1/10 65.— Beton 1.— 1.10 1.40 1/50 1/36 40.5 40.5 405 r. Fels 1. Kies 40.0 4.13 4. Muldenbrücke, Göhren 1/8.8 Stahl- 1.20 1/55 1/40 Granulit (Sachsen) 1902 60.— 60.- 6.75 97.— stein gelenk 1.10 1.50 30.— — — — 5. Prinzregenten-Brücke 1/10 Stuhl- 1/63 1/43 45 — Flinz über Isar (München) . 1900/01 62.4 63.— 6.30 80 — kalk gelenk 1.— 1.20 1.48 100.- 600 5.— 6. Franz-Joseph-Brücke über Isar (München) . . . 1902 64 — 60.— 6.— 1/10 67.- Muschel kalk Stuhl gelenk 1.05 1.20 1.40 1/57 1/42 45.- 100.- 600 Flinz 5.— 7. Syraltalviadukt, Plauen Bruch stein (Sachsen) 1903/04 90.- 65.— 6.50 (18.-) 1/10 (1/5) 105.- Gelenk 1 50 2 — 14.00) 1.50 1/43 1/32 49.- 1 ) 69.- •) ~ — Felsen 24.5 8. Neckarbrücke, Mannheim 1905/06 59.50 58.50 5.63 1/10 66.— Beton Stahl gelenk 1.07 1.16 1.48 1/55 1/39 — — — Kies 4.4 9. Wallstraßenbrüoke, Ulm 1904/05 65.50 57.- 5.80 1/10 (1/5) 80.- Beton Stahl gelenk 1.06 1.20 1.60 1/54 1/35 40.- 71.7 3538 Felsen 15.7 10. Malapanebrücke bei Wen- Bruch stein gern (Kreis Oppeln) 1903/04 50.— 50 — 5 50 1/1.1 65.— 1.20 2.— 1.70 1/42 1/25 20.— — Felsen 3.— 11. Hotzenplotzbrücke bei Bruch stein Krappitz in Ostschlesien 1905/06 50.— ;50.— 6.— 1/8.3 62.- 1.15 2.— 1.30 1/43 1/25 20.- — — Felsen 3.5 12. Queisbrücke bei Neu- Bruch stein hammer 1906 52.— 52.— 6.— 1/8.! 65.50 1.— 1.80 1.40 1/52 1/29 — — — Felsen 3.3 b) Konkurrenzen: 1. Neckarbrücke, Mannheim Stuhl gelenk 74.0 S > 54.0 4 ) Hauptöffnung .... 1903 113.- 112- 9.1 1/12 170.- Klinker 1.- 1.05 1.29 1/118 1/87 190.- 6700 Kies 45 2. ßheinbrücke, Worms . . 1897 100.-1 100.- 10.6 1/9.4 126.- Bruch- — 1.50 1.80 1/67 1/56 40.64 — — Kies — |2X»6.-j 96.— 9.64 1/9 105.- stein •) 49 kg/qcm bei Drueklinienberechnung. •) 69 kg/qcm nach Elastizitätstheorie, •) 74 kg/qcm Grenzspannung. ' *) 54 kg/qcm mittlere Spannung.