19. Januar 1907 BAUZBITUNG 19 angebracht. Dieser Ueberfall besteht aus einem festen, im Grundriß wellenförmig gestalteten Wehrrücken, dessen Krone in Höhe des höchsten Stauspiegels auf plus 322,5 über dem Meer liegt und durch 1 m starke, eine eiserne Dienstbrücke von 4 m Breite tragende Pfeiler in Felder von 7 m Lichtweite geteilt ist. Einige Felder sind noch mit einer Schütze ausgestattet, deren Sohle auf plus 320 über dem Meer liegt. Insgesamt sollen 100 cbm Wasser in einer Sekunde abgeführt werden können. Die schwache konkave Kaskade mit einer Gesamt höhe von rund 50 m besitzt Stufen von etwa 1,5 m Höhe, die unmittelbar nach Abräumung der oberen Decke in den Felsen des Berghanges eingearbeitet werden konnten und mit einer nur 60 cm starken Betonschicht bekleidet sind, um das Eindringen der Feuchtigkeit in die Fels spalten und ein Verwittern des Gesteins zu verhindern. Bei der Ausführung der Sperrmauer und der Be wältigung so großer Mauermassen kam es ganz besonders darauf an, ein regelrechtes Ineinandergreifen der Arbeiten zu sichern. Die Verwendung von Maschinenkraft war in ausgedehntem Maße geboten. Zur Hebung der im Tale herankommenden Bruchsteine dienten drei hölzerne Hebe- türme, von denen die beiden äußeren die vollen Material wagen mittels Dampfwinden (bei ausgeglichenem Gewicht) bis zur jeweiligen Mauerhöhe schafften, während der mittlere mit zwei Plattformen ausgestattete Turm für die Absenkung der leeren Wagen bestimmt war, die lediglich unter Zuhilfenahme von Bremsen durch das eigne Gewicht geschah. Quergleise, die von den Hebetürmen ausgingen und Längsgleise, an diese mit Drehscheiben angeschlossen, gestatteten eine Verteilung der Steine auf der ganzen Arbeitsfläche. Gemauert wurde in Absätzen von 1,5 m, wobei zu nächst zwischen den Gleisen und außerhalb derselben das Mauerwerk hergestellt und nach Verlegung der Gleise auf die erhöhten Mauerteile in den noch tiefliegenden Streifen die Aufhöhung bewirkt wurde. Die Mischung des Mörtels erfolgte mit elektrisch angetriebenen Misch trommeln, die auf der Höhe am nördlichen Talhang am Endpunkt der Arbeitsbahn aufgestellt waren und ihren Inhalt in kleine Wagen abgaben. Diese wurden mittels Bremsberges bis zur jeweiligen Mauerkrone abgelassen, um dann mit Hilfe der Gleise auf der ganzen Arbeits stelle verteilt zu werden. Während des flotten Betriebes stellte sich die tägliche Leistung im Durchschnitt auf 300 cbm Mauerwerk. Nächst der Ausführung der Sperrmauer selbst ist die Herstellung des 2800 m langen Kraftstollens der schwie rigste und langwierigste Teil des Unternehmens gewesen, insbesondere da man stellenweise auf blähenden Ton schiefer stieß, wodurch die Arbeiten verzögert und die Ausbruchmassen vergrößert wurden. Die Bohrung er folgte teils von Hand, teils mit elektrisch betriebenen Bohrern von beiden Stollenenden aus. Eine elektrische Zentrale lieferte sowohl für den Stollenbetrieb wie auch für die Baumaschinen an der Sperrmauer Strom von etwa 1200 Volt Spannung, der durch Stromwandler auf 220 Volt an der Gebrauchsstelle herabgesetzt wurde. Der Stollen hat 6,14 qm lichte Querschnittfläche und ist, wo festes Gestein angetroffen wurde, nur 28 cm stark mit Beton verkleidet (Ausbruchfläche 8,13 qm), ln den Strecken mit losem Gestein sind Gewölbe von 51 bis 77 cm Stärke eingezogen. Der Stollen hat etwa 2 m Gefälle in der Richtung auf die Kraftstation zu, das ein dringende Wasser auf der Gemünder Seite mußte daher während des Ausbruches weggepumpt werden. Der Stollen wurde auf der Gemünder Seite am 1. Oktober und auf der Heimbacher Seite am 1. November 1900 in Arbeit ge nommen. Der Durchbruch erfolgte Ende Oktober 1902. Mitte Dezember 1904 wurde mit der Füllung des Beckens begonnen. Bei den starken Regengüssen sammelte sich das Wasser fasch an. Abb. 4. Sperrmauer und Kaskade Es betrugen: der Beckeninbalt und die Stauhöhe Am 12. Januar 1905 24*/ a Mill. 40,5 m „ 26. „ 1905 28 3 / 4 „ 43,5 „ „ 3. Februar 1905 33 „ 46 „ „ 9. „ 1905 38 */a „ 49 „ „ 1. März 1905 45 ’/ 2 „ 52,5 „ Am 1. März 1905, nachmittags 2 Uhr, war der höchste Inhalt des Staubeckens der Urft-Talsperre mit 45 J / 2 Mill. erreicht, und das Wasser ergoß sich zum erstenmal schäumend und überstürzend die 50 m hohen Kaskaden hinunter. Bald darauf mußten infolge plötzlich ein getretenen Hochwassers einige Millionen Kubikmeter Wasser abgelassen werden, um Raum zum Aufstauen eines Teils des Frühjahrshochwassers der Urft zu schaffen. Solange die Kraftstation noch nicht im Betrieb war, wurde der Wasserspiegel durch Oeffnung der Schleusen auf eine bestimmte Höhe gehalten. Kraftstation bei Heimbach. Unweit Heimbach bei Hasenfeld am Nordabhange des Kermeter (siehe den Uebersichtsplan Abb. 1) befindet sich in einem schmucken Gebäude die Kraftstation, wo der elektrische Strom erzeugt und fortgeleitet wird. Mit dem Bau der Kraftstatiou wurde im Frühjahr 1904 be gonnen und diese im Herbst fertiggestellt. Die Montage der Maschinen erforderte einen Zeitraum von einigen Monaten. Durch zwei eiserne Röhren von 1,5 m Durch messer, welche in Beton eingebettet sind, gelangt das Wasser nach seinem Austritt aus dem Stollen auf die acht von der Firma Escher, Wyß & Co., Zürich, gelieferten Turbinen, welche bei einer Leistungs fähigkeit von je 2000 PS nur einen Durchmesser von 2 m haben. Von den acht Turbinen sind sechs im Be trieb. Zwei dienen als Reserve. Von der Firma Elek trizitäts-Aktiengesellschaft vorm. Lahmeyer & Co., Frank- Abb. 5. Ueberlauf zur Kaskade