»n&m-'* *"*i i-5*' : •■&*&» 20. Juli 1907 ßAUZBITUN G 229 weiteren und näheren Umgebung in Einklang und Har monie zu bringen; daraus habe sich früher fast in jeder Landschaft eine charakteristische Bauweise herausgehildet, die ihr besonderes Gepräge gab, wie Sprache und Tracht ihren Bewohnern. Das sei anders geworden durch Gleich macherei. Der Zeitgeist trage sogar die Stadt auf das Land, das Land in die Stadt. „Während wir in den Villenvierteln der Städte das Bemühen sehen, die Häuser nach Art der Landhäuser zu gestalten und zu gruppieren, ihnen in Verbindung mit der gärtnerischen Umgebung ein möglichst ländliches Aussehen zu geben, sehen wir auf dem Lande Häuser und öffentliche Gebäude mit städtischem Gepräge, vielstöckig, breitspurig sich erheben und in Landschaft und Umgebung fremd und störend dastehen.“ Der Verein empfiehlt, Gemeindebauten wieder in der heimischen Bauweise zu errichten und die Bürger bei Errichtung von Privatbauten dazu zu veranlassen, wobei der Verein gern mit Rat bei der Hand sein will. Den Baugewerksmeistern wird u. a. empfohlen: „Das Haus erhalte höchstens zwei Stockwerke mit hohem Dach, und in rauhen Gegenden, etwa auf dem Schwarz wald, mit großen Vorsprüngen und Abwalmung. Setzen Sie freistehende Häuser möglichst mit den Giebeln nach der Hauptansichtseite oder gegen die Straße, deren Bild dadurch außerordentlich gewinnt. Das Haus umziehende Lauben, durch ein vorspringendes Dach gedeckt, sind sowohl schön als auch den Bewohnern zu den ver schiedensten Zeiten äußerst bequem. Suchen Sie dahin zu wirken, daß da oder dort in der Umgebung des Hauses schöne Bäume gepflanzt werden; Linden, Ahorn, Nadel hölzer oder hochragende Pappeln. Für Gärten wird die lebende Hecke empfohlen. Die Haus wände können belebt werden durch Lattenspaliere und Schlinggewächse; es werde Gelegenheit zur Aufstellung blühender Gewächse an Fenstern und Altanen geboten. Die Blumengitter und auch die Geländer an Gängen und Altanen stelle man nicht aus dünnen Eisenstäbeu her, die schon aus geringer Entfernung kaum noch recht sichtbar sind, sondern man verwende dafür Holz und gebe diesem einen freund lichen, hellen Anstrich. Die verputzten Außenmauern lasse man naturfarben oder tünche sie einfach weiß; da gegen gebe man den Türen, Fenstern und Fensterläden, welch letztere das ländliche Haus ganz besonders zieren und nicht fehlen sollten, einen lebhaften Farbton. Garten häuser stelle man nicht aus Laubsägewerk und mit nach Arbeiterkolonie Merck, Darmsladt. Fig. 7 Architekt Professor Piitzer, Darrastadt allen Seiten offenen Wänden her, sondern gebe ihnen ruhige, geschlossene Formen, so daß man auch bei Wind, kühler Witterung und Regen in ihnen Schutz findet. Man gebe ihnen einen zur Umgebung passenden Anstrich und vermeide die Eindeckung mit Dachpappe.“ Wir nehmen von Vorstehendem um so lieber Notiz, als die in der „Bauzeitung für Württemberg etc.“ ver tretenen Grundsätze sich mit den Absichten des Frei burger Vereins decken und eine Reihe der von ihm für das ländliche Bauwesen aufgestellten Forderungen schon in verschiedenen Aufsätzen unsrer Zeitschrift, insbesondere über den Kleinwohnungsbau, als Richtschnur von uns empfohlen wurde. Es wäre dankenswert, wenn sich auch bei uns in W ürttemberg eine Vereinigung von Architekten fände, die in gleicher Weise auf Behörden und Techniker einzuwirken suchte. Wir sind gern bereit, von unsrer Seite alles zu tun, um die Sache in Fluß zu bringen, und ersuchen diejenigen, welche sich für diese Frage interes sieren und ihre Begabung und Erfahrung in den Dienst einer solch verdienstvollen Aufgabe stellen wollen, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Es ließen sich auf diesem Wege leicht auch die Ziele einer rationellen Denkmalpflege und Heimatkunst verbinden, die zu fördern und auszuhauen gerade gegenwärtig ein dringendes Gebot ist. Eine Vereinigung von Architekten und Künstlern könnte hier viel Segensreiches stiften; ihr würde auch, dessen sind wir nach unsern Erfahrungen sicher, die nötige