320 BAUZEITUNG Nr. 40 Staub befreit, der darin sein mag. Für die Reinhaltung der Bureaus selbst ist eine solche Anlage natürlich sehr wichtig. Der Staub wird in das Souterrain geleitet. Auf dem Turm wird ein riesiger Scheinwerfer zu finden sein, dessen Licht man noch auf eine Entfernung von 100 bis 130 km wird sehen können. Zur Aesthetik der ländlichen Bauten. Man schreibt der „Frkf. Ztg.“ aus Fulda: Der in Geschmack losigkeit verlaufenden Bautätigkeit auf dem Lande wird jetzt von Amts wegen gesteuert. Es ist in den letzten Jahren leider überall die Wahrnehmung gemacht worden, daß das malerische Aussehen der ländlichen Ortschaften im Schwinden begriffen ist. An Stelle der hergebrachten, in einfachen, wirkungsvollen Formen hergestellten Stein bauten oder der in Holzfachwerk ausgeführten Giebel häuser, die in der verschiedenen Färbung von Holz und Gefachen, in ihrer Verbindung mit Bäumen, Sträuchern und Hecken oft einen reizvollen Anblick bieten, treten nur zu häufig nüchterne Ziegelbauten ohne Verputz und Anstrich und ohne jeden Versuch, die Oede ihres Aussehens durch frisches Grün zu beleben; oder es ent stehen, was ebenso zu bedauern ist, durch allerlei Spitzen und Türmchen und durch angeklebte Zierate in Gips und Zement aufgeputzte Gebäulichkeiten. Die Ver schlechterung des äußeren Gewandes wird nur zu oft von einer minderwertigen Eaumausnutzung und Grundrißbildung begleitet. Von großer Wichtigkeit ist es, so betont die amtliche Bekanntmachung des Land rats, daß die Neubauten, insbesondere die Fachwerkbauten, nicht mit roten Ziegelsteinwänden stehen bleiben, sondern daß die Außenwände verputzt und die Balken ge strichen werden. Je heller dabei der Verputz und je dunkler der Balkenanstrich gewählt wird, desto male rischer wird das Aussehen der Gebäude im Zusammen hang mit der Landschaft. Und wieviel freundlicher sieht ein solcher in Kurhessen althergebrachter Verputz aus als das gleich teure Fugen der Steine oder gar die Be kleidung der Wände mit Blechschindeln. Die Bürger meister sind angewiesen, auf die Baulustigen ihrer Ge meinden in diesem Sinne einzuwirken und sie auf jene Sammlung von 38 Entwürfen hinzuweisen, die der Verein zur Förderung des Arbeiterwohnungswesens in Frankfurt zum Bau von Anwesen für den Kleinbauern und Industriearbeiter mit kleinem landwirtschaftlichem Betriebe in der Provinz Hessen-Nassau hat herstellen lassen. Personalien Württemberg. Verliehen: dem Oberbaurat Mayer, Vor stand des städtischen Hochbauamts in Stuttgart, die Karl-Olga- Medaille in Silber, dem Regierungsbauführer Mast in Stuttgart dieselbe Medaille in Bronze. Ernannt: Glocker, charakteri sierter Baurat, Vorstand des Militärbauamts I Ulm, zum Inten dantur- und Baurat. Versetzt: Schmidt, Militärbauinspektor, charakterisierter Baurat, von der Vorstandsstelle des Militärbau bauamts II in diejenige des Militärbauamts I Ulm, Wirth, Militär bauinspektor, Bauleitender der Königin-Olga-Kaserne in Ludwigs burg, zur Korpsintendantur, die Bahnmeister Völlra in Aalen nach Tübingen und Günther in Balingen nach Möckmühl je auf An suchen. Beauftragt; Lang, Militärbauinspektor bei der Korps intendantur, mit Leitung der Ersatzbauten für die Dragonerkaserne in Stuttgart, Wächter, Regierungsbaumeister, Bauleitender für die Lagererweiterung in Münsingen, mit Wahrnehmung der Vor standsstelle des Militärbauamts II Ulm. Hessen. Verliehen: dem ordentlichen Professor an der Technischen Hochschule zu Darmstadt Fr. Pötzer das Ritterkreuz erster Klasse des Verdienstordens Philipps des Großmütigen. Bücher Zehn Jahre „Deutsche Kunst und Dekoration“. Ein Begleit wort zum elften Jahrgang. Es ist jetzt etwa zehn Jahre her, da wehte durch die Künstlerwelt ein wundersamer Hauch. Wie ein schmelzender Frühlingswind brauste es daher. Allerorten knisterte es im Eise, köstliche Blumen sprossten hervor, zuerst noch ver einzelt, mit Kopfschütteln ob ihrer Seltsamkeit begrüßt, später in Mengen zu bunten Wiesen vereinigt, eine Augenweide für sehende Augen. Das war die „Jugend“ der neuen Kunst. Es ist heute leicht, die Kraft und Schönheit dieser „Jugend“ zu preisen! Wer aber vor zehn Jahren solche Kraftentfaltung vorauszusagen wagte, dem ward wohl mancher durchschlagende, volltönende Beweis ent gegengeschleudert, auf welch trügerischem Grunde sich sein Opti mismus auf baue! „Eine Kunst, die die Tradition verleugnet, ist steuerlos.“ So oder ähnlich wurden viele Warnungsrufe ausgestoßen, die freilich von den wagemutigen Künstlern ungehört verhallten. Daneben gab es aber auch eine freilich kleine Zahl weitblickender Männer, die sofort die kulturelle Bedeutung der neuen Bewegung erkannten. Ein Fürst schuf den revolutionären Geistern eine Frei stätte, auf daß sie mit voller Kraft die Freiheit der neuen Kunst betätigen könnten! Allen voran aber marschierte die „Deutsche Kunst und Dekoration“, die mit ihrem „Reformprogramra“ sofort mit ihrer ersten, nunmehr vor zehn Jahren erschienenen Nummer eine literarische Freistätte für alle modernen Kunstbestrebungen begründete. Man muß sich die ganze Zweifelsucht der damaligen Zeit vergegenwärtigen, um den Wagemut richtig einzuschätzen, der mit der Gründung dieser modern geleiteten Zeitschrift verbunden war! Wer an der Demokratisierung der bis dahin höchstens aristo kratischen Kunstübung mitarbeiten wollte, mußte natürlich an sich selbst beginnen und durfte sich nur mit den besten Leistungen genügen lassen. So ward die vornehme Ausstattung in Verbindung mit einem gediegenen Inhalt die wichtigste Forderung der Zeit schrift an sich selbst. Es war vielleicht das Geheimnis für den vollen Erfolg des kühnen Unternehmens! Denn einen solchen darf der Verlag jetzt verzeichnen. Von Jahr zu Jahr ward der Inhalt reicher und bedeutungsvoller. Eine Geschichte der modernen Kunst läßt sich nicht mehr schreiben, ohne auf die „Deutsche Kunst und Dekoration“ Bezug zu nehmen. In ihr spiegeln sich die Entwicklungen der deutschen Kunst wider, aber anderseits hat sie selbst diese Entwicklung mit hervorgerufen oder gefördert, indem sie den kühnen Neuerern einen festen Rückhalt bot und ihr Wirkungsfeld durch vortreffliche Wiedergabe ihrer Leistungen in Wort und Bild erweiterte. So entstand eine Wechselbeziehung zwischen der Kunst und den Künstlern mit der Zeitschrift. Zehn Jahre „Deutsche Kunst und Dekoration“ sind so wirklich zu zehn Jahren deutscher Kunst und deutscher Kultur geworden. Es ist deshalb bei diesem wichtigen Lebensabschnitt des Kochschen Werkes angezeigt, die für unsre Zeit so segensvollen Leistungen mit Dankbarkeit anzuerkennen und dem nie ruhenden Verleger, Hofrat Alexander Koch, die besten Wünsche und frohen Hoffnungen auszusprechen, daß sein Werk auch in der Zukunft ihm und zu gleich der deutschen Kunst zum Segen dienen möge. Ad multos annos! Prof. Dr. Vetterlein-Darmstadt. Der Eisenbetonban, Leitfaden für Schule und Praxis von C. Kersten. Teil II. Anwendungen im Hoch- und Tief bau. Dritte Auflage 1907. Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin. Preis kart. 3,60 M. Ein Jahr nach dem ersten Erscheinen des Buches folgt schon eine dritte, in ausgedehntem Maße erweiterte Auflage unter Berücksichtigung der neuen amtlichen Beton bestimmungen 1907. K—s. Tabellen zur schnellen Bestimmung der Querschnitte, Momente und Spannungen in Eisenbetonplatten von M.Bazoli, Ingenieur in Glauchau. 1907. Preis 1,20 M. Verlag Wilhelm Ernst & Sohn, Berlin. K—s. Moderne Banformen, Herausgeber M.J. Gradl. Verlag Julius Hoffmanu, Stuttgart. Preis des Jahrgangs, 12 Hefte, 24 M. Heft 6 dieser ausgezeichneten Zeitschrift bringt die Arbeiten von Prof. Billing an der Kunsthalle in Mannheim, ferner Details der Garten anlagen von Prof. Schultze-Naumburg und Prof. Peter Behrens. Die Arbeiten der genannten Architekten sind zu bekannt, als daß wir noch auf dieselben besonders hinweisen müssen. Die Reproduktionen in den „Modernen Bauformen“ sind wie immer sehr gut und können wir diese Zeitschrift bestens empfehlen. —e. Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fansei, Architekt W. Kiatte, beide in Stuttgart. Adresse für alle Sendungen: Bauzeitung- Stnttgart, BUchsenstr. 26B. Druck; Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart