26. Oktober 1907 BAUZEIT UN G 339 bezügliche Entgegnung in dem besagten Gutachten von Interesse; „Unverständlich bleibt es ferner, wenn gefordert wird, daß der Lehrer sich auf die Dauer der Fühlung mit der Technik entraten soll. Es ist doch hin reichend bekannt, daß unsre Schulen gerade daran kranken, daß sowohl den Schülern als auch den Lehrern keine Gelegenheit geboten wird, sich praktisch zu betätigen. (Man stelle sich den Medi ziner vor als Universitätslehrer, ohne daß die Klinik ihm zur Seite steht!) Die hieraus sich ergebende Verflachung und der nur zu bald eintretende Indifferen tismus gehören zu den traurigstenErscbei- nungen in unserm Unterrichtswesen.“ Wie wir hören, sollen weitere Gut achten in diesem Sinne seitens hervor ragender Künstler und bedeutender kunstgewerblicher Betriebe folgen. Diese unverhohlene, ehrliche Aussprache im Interesse einer gedeihlichen kunstge werblichen Entwicklung und zur Abwehr der drohenden rückschrittlichen Ten denzen ist mit Genugtuung zu begrüßen. Schillerplatz Eßlingen Ausgeführt von Gartenarchitekt Ohr. 0. Berz i. Fa. Berz & Schwede, Stuttgart Baukunst auf der Mannheimer Jubiläumsausstellung 1907 m Der vielgeschmähte Triumphbogen an der Ausmündung der Augustaanlage, der in seinem Innern zwei Gemälde säle, verschiedene Nutzräume andrer Art und ein kleines Treppenlabyrinth birgt und technisch sehr gut und ein fach ausgeführt ist, bildet den Eingang in die Garten bauausstellung. Der leitende Gedanke ist derselbe wie bei der Kunstausstellung. Man reihte nicht starr und registraturmäßig Pflanze an Pflanze, Garten an Garten, sondern man schuf dadurch, daß man auch hier jedem Idiom das Wort verstattete, ein mosaikartig buntes Bild, für den Beschauer genußreich, ein Mosaik, in welchem aber die einzelnen Teile deutlich und klar hervortreten, ohne den schönen Gesamteindruck zu stören. Selbst verständlich war es nicht jedem überlassen, sich einen ihm gutscheineuden Platz nach Gutdünken zu wählen, es wurde vielmehr, um einen militärischen Ausdruck zu ver wenden, die Generalidee festgelegt und hernach wie bei der Teilung der Erde durch Zeus verfahren: „Da eilt, was Hände hat, sich einzurichten, Es regte sich geschäftig jung und alt.“ Den Rahmen des Bildes bildet im Norden die mit Ge bäuden besetzte Bauflucht der Augustaanlage — hochherr schaftlich nennt man hier diese Architekturschöpfungen, weil wohl eine andre Bezeichnung dieser Kunstrichtung nicht möglich ist —, im Süden und Westen die neu errichteten, langgestreckten massigen Ausstellungshallen, im Osten das massig-plumpe Gebäude des Zillertals, die Stadtgärtnerei und eine Anzahl Hinterfronten von Mann heimer Mietshäusern; man sieht eine recht abwechslungs reiche Umrahmung, die aber den Beschauer des Bildes auch da nicht stört, wo sie auf die Bezeichnung „schön“ keinen Anspruch machen kann. Das Bild selbst setzt sich aus einer Beihe Sondergärten, richtiger wohl gesagt einzelner Gartenarchitekturstücken, zusammen. Als Leit linien kommen in Betracht die Augustaanlage und dann zwei mit ihr gleichlaufende Alleen in dem tiefliegenden Gelände, das früher die sog. Pachtgärten, städtische, an einzelne verpachtete Gartengrundstücke, enthielt. Das ganze Gebiet ist durchweg wertvolles Baugelände und dürfte wohl nach Schluß der Ausstellung der Bebauung erschlossen werden. Die Geländehöhenunterschiede — in Mannheim wird bekanntlich die Straßenoberfläche über Hochwasserhöhe auf gehöht, der Baublock bleibt tief liegen — wurden beibehalten und gestatteten die hübschesten Garten-, Treppen- und Rampenanlagen. Auch guter Schluß aller Wege wurde durch die Belassung dieser Höhenunterschiede erzielt. Eckpavillon der Wissenschaftlichen Abteilung Außenansicht des Palmenhauses