FÜR WÜRTTEMBERG BADEN HESSEN ELr SASS-LOTHRINGEN Stuttgart, 2. November 1907 Inhalt: Baukunst auf der Mannheimer Jubiläumsausstellung 1907. — Projekt für die Stuttgarter Theater bauten auf dem Botanischen Garten. — Neue Bauordnung Württembergs. — Vom Holzmarkt. — Vereins mitteilungen. — Wettbewerbe. — Kleine Mitteilungen. — Personalien. — Bücher. — Briefkasten. — k Alle Rechte Vorbehalten Baukunst auf der Mannheimer Jubiläumsausstellung 1907 Von Kegierungsbaumeister Dr.-Ing. Eberbach-Mannheim IV. Der umfangreichste Sondergarten ist der Läugergarten. Begreiflicherweise konnte sich dieser Künstler als Leiter des Ganzen Größe und Lage am freiesten wählen, und zweifellos war er am ungehindertsten in der Gestaltung des Werks. Eine großzügige Idee liegt dieser Architektur zugrunde. Es ist dieser Sondergarten, wie der von Behrens, mehr eine architektonische Kunstschöpfung als ein Garten. Die Blume und die Pflanze ist dem Künstler Mittel zur Erzielung schöner Formen, Mittel zum Aus druck wie etwa dem Maler die Farbe, dem Bildner das Erz oder der Ton, dem Baumeister der Stein und die Baustoffe. Er will durch die Vielheit nur künst lerisch-einheitliche Wirkung erzielen. Daß der Sonder garten oder, besser gesagt, die Sondergärten Läugers nicht einfache Zweckschöpfungen sind, ist klar. Man muß sich vielmehr diesen Gartenkranz als Bestandteil eines großen Besitzes, gewissermaßen als Clou — wenn ein Fremdwort erlaubt ist — im großen Park eines Kunst- und Naturfreundes denken. Die Aufgabe ist, auf kleinerem Kaum ein möglichst umfangreiches Bild von der vielseitigen Art der Verwendung des Bauelements, der Pflanze, der Bäume, Keramik und Plastik zu zei gen. Den Archi tekturcharakter der ganzen Anlage zeigt schon der Grundriß der Ge samtanlage, er er innert an den Grundriß des ent wickelten römi schen oder griechi schen Hauses. Wie die Haupträume dieses um einen Hof oder ein Atrium sich gruppieren, so schließen sich um einen Garten hofoder ein Garten atrium eine Reihe von Gartenzim mern, wenn man diesen Ausdruck für diese besondere Anlage ver wenden darf. Fünfzehn Abteilungen, jede verschieden, aber doch alle Teile einem großen Grundgedanken unter geordnet, zeigt uns dieser Komplex. Der Eingang zu diesem Garteupalast bietet ein eigenartiges Steinrasen mosaik, künstlerisch originelle Pflasterwege und zwei ein fache flankierende Pergolen; rechts und links wird er von zwei hübschen Miniaturallee- oder Hainanlagen mit plastischen Werken als Zielpunkten begrenzt. Stimmungs voll kontrastieren hier Silberahorn und junge Birken zum AVerk des Bildhauers und dem Rahmen des Architekten, der Mauer. Der auf den Eingang folgende Garten ist als Vorhof, als Atrium aufzufassen, er erhielt ein dem Impluvium des Römers ähnliches Wasserbassin mit ori ginellem, keramisch geschmücktem Brunnen. Die links und rechts anstoßenden Gärten zeigen strenge Linien führung, als Zielpunkte hübsche Gartenhäuschen im klassischen Stil, und ständige Unterbrechung, d. h. archi tektonischen Schluß der Wege. Dieselben streng geo metrischen Prinzipien beherrschen die nördlich und südlich sich noch anschließenden Gartenabteilungen, strenge Weg führung und angemessene Unterbrechung geben ein hübsches Gesamtbild. Viel gestaltig ist die architektonische Verwendung der Pflanze, verschie denfarbige Beete wechseln mit gleichfarbigen, hohe mit niederen Hecken, Laubholz mit Nadelholz. AVerke der Plastik und Keramik, ar chitektonisch aus gebildete Sitzge legenheiten lassen dasGanze als innige Verbindung von Kunst mit Natur erscheinen. Das Bad ist der Kern- und Glanzpunkt der ganzen Anlage. Es