164 BAUZEITUNG Nr. 21 Fig. 20 Der Füllkörper und der gegen Verschiebungen in seiner Höhenlage so empfindliche Verteilungsapparat wer den auf diese Weise völlig geschont. Zu den Rinnen ist kräftiges Material, das sich nicht durchbiegt, zu nehmen; sie müssen auf ihre ganze Länge, also auf 3—4 m, frei liegen können, ohne sich einzu schlagen. Bedauerlicherweise unterliegen die eisernen Rinnen, auch wenn sie anfangs gut gegen Rost geschützt waren, starker Rostbildung; es wäre lohnend, wenn sich ein andres Material ausfindig machen ließe, das bei gleicher Starrheit unempfindlich gegen die Feuchtigkeit und Gase im Oxydationsraum ist. 4. Da — wie oben gezeigt — die Lebewesen im Füllkörper, wenn sie ihre nützliche Arbeit sollen ver richten können, viel Sauerstoff brauchen, so ist für reichliche Belüftung und Entlüftung zu sorgen. Der Faulprozeß in den beiden Sammelgruben geht auch bei Luftabschluß vor sich; man tut daher gut, bei größeren Anlagen die in den Sammelgruben sich bildenden übelriechenden Dünste vom Oxydationsraum fernzuhalten und die Trennungsmauer bis zur Abdeckung hochzuführen. Für die Sammelgrube genügt meist eine Entlüftungs röhre. Bei dem Oxydationsraum ist die frische Luft von unten einzuführen, die schlechte Luft aber aus den oberen Luftschichten abzusaugen. (Schluß folgt.) Zur Hebung des Teclinikerstandes Es ist erfreulich zu sehen, wie die Bestrebungen, dem Techniker die ihm in der Jetztzeit gebührende An erkennung und Bedeutung im öffentlichen Leben zu verschaffen, in immer weiteren Kreisen sich geltend machen. So kommt aus Berlin die Nachricht, daß sich dort unter dem Namen „Technisches Komitee“ ein Verein gebildet hat, welchem bereits ein großer Kreis hervorragender Persönlichkeiten fördernd zur Seite steht und dessen Bedeutung eine einflußreiche zu werden verspricht. Seit Jahrzehnten sind, wie die Wochenschrift des Ärchitektenvereins zu Berlin hervorhebt, Versuche unternommen worden, den Vertretern der technischen Berufsarten, insbe sondere soweit sie höhere technische Arbeit leisten, ein größeres Maß von Selbständigkeit und öffent licher Anerkennung zu erringen. Immer noch be klagt sich der deutsche Techniker, und zwar mit vollem Recht darüber, daß ihm eine seiner Ein wirkung auf das öffentliche Leben entsprechende Rolle in demselben vorenthalten wird, während in England und Frankreich und im Lande der unbe grenzten Möglichkeiten die technische Arbeit ganz anders gewertet zu werden pflegt. In der West- minsterabtei stehen auf der Marmorstatue von James Watt die denkwürdigen Worte: „Der König, die Minister, der Adel und das Volk von England haben dies Denkmal James Watt, dem Wohltäter der Menschheit errichtet.“ Wo ist der deutsche Tech niker, dem auch nur eine ähnliche Ehrung zuteil geworden ist? Wenn bisher in dieser Hinsicht noch wenig erreicht worden ist, so liegt das mit daran, daß die Technik mit Riesenschritten vorwärts eilte und dabei den fähigsten technischen Köpfen keine Zeit ließ, sich in bemerkbarer Weise mit den öffent lichen, volkswirtschaftlichen und staatswissenschaft lichen Fragen zu beschäftigen und auf das öffent liche Leben Einfluß zu gewinnen. Es ist daher auch nicht erstaunlich, daß bisher verhältnismäßig wenig Techniker in unsern Parlamenten Platz gefunden haben. Wenn noch kürzlich Staatssekretär v. Beth- mann-Hollweg bei der Beratung des Arbeitskammer- gesetzes es beklagte, daß so wenig Großindustrielle im Reichstag säßen, so wird jeder Einsichtige es bedauern, daß das gleiche auch bezüglich der Techniker gilt. Ein Siemens, Krupp, Schichau, v. Weber, v. Eyth u. a. saßen nicht in einem deutschen Parlament. Auch in andrer Beziehung, z. B. in den staatlichen und gemeindlichen Verwaltungskörpern, wird der Vertreter der Technik noch nicht überall als gleich berechtigt anerkannt. Daher dürfte die Arbeit des Tech nischen Komitees in den weitesten Kreisen der Techniker als eine willkommene und in hohem Grade nützliche be trachtet werden, sie wird in praktischer Weise die Arbeit der großen Vereine auf sozialpolitischen Gebieten er gänzen können. Wir stehen heute im Zeichen der Ver waltungsreform. Daß diese nicht zum Nachteil der tech nischen Berufskreise ausfällt, dafür zu sorgen, wird eine der nächstliegenden Aufgaben des Komitees sein. Das Komitee will ferner die Bestrebungen der heute bestehenden Verbände dadurch an seinem Teil zu för dern suchen, daß es seine Aufmerksamkeit auf von diesen weniger gepflegte Gebiete richtet. Auch sollen Fach gruppen, die bisher wenig oder gar nicht organisiert waren, in zweckmäßiger Weise an das Komitee an gegliedert werden. Naturgemäß wird und muß die Hebung der sozialen Stellung der höheren Techniker auf ver schiedenen Wegen erstrebt werden. Keiner der heute bestehenden Verbände soll in seiner Arbeit zum gemein samen Ziele hin gestört werden. Vielmehr wird das Komitee auf dem ihm eignen freieren Wege alle den Fragen wirtschaftlicher und sozialer Natur dienen den Bestrebungen stützen und fördern. Die verschiedenen Fachrichtungen auf diesem weiten Arbeitsgebiete einander Abwasserreinigung Fig. 21