280 BAUZBITUNG Nr. 35 seiner romantischen Zeit. Immerhin lag ihm das Gebiet des Städtebaues fern, und es ist ein Beweis seines feinen ästhetischen Sinnes, daß er eine Erkenntnis besaß, die vielen berufenen Sachverständigen jener Tage fehlte, oder die sie doch nicht in die Tat umzusetzen das Ver ständnis und die Kraft hatten. Durchtunnelung- des Montblanc. Die Schaffung einer weiteren französischen Zufahrtsstraße nach Italien neben dem Wege durch den Mont Cenis ist seit Jahren Gegenstand der Erwägungen der französischen Handels kreise und des französischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten. Dieses hat nunmehr erneute Studien für eine Durchtunnelung des Montblanc zur Schaffung einer ab gekürzten Weltstraße Paris—Genua bzw. England—Indien anstellen lassen. Der Beginn des Tunnels ist bei Cha- monix in einer Höhe von 1050 m angenommen, der Aus tritt aus dem Tunnel würde bei Entreves in einer Höhe von 1287‘m erfolgen, so daß die Länge des Tunnels etwa 13 000 m betragen, also die Länge des Arlbergtunnels ühertreffen würde. Die Anlage ist zweigleisig gedacht. Für die Zufahrtslinien von St. Gervais nach Ohamonix und von Aosta nach Entreves ist eine Steigung von 2 bis 3 °/ 00 angenommen. Die Dauer der Arbeiten ist auf etwa fünf Jahre veranschlagt, die Kostensumme auf zusammen 90 Millionen Franken, von welchen 60 Millionen auf die Durchtunnelung und je 15 Millionen Franken auf die beiden Zufahrtswege entfallen. Die Yox-aussetzungen für die geologische Beschaffenheit des Montblancmassives sind so günstige, daß man bei der Höhenlage des Durch stiches stark erhöhte Temperaturen oder starken Wasser- einhruch nicht befürchtet. Niederlegung von Umwallungsmauern in Kon stantinopel. Möglicherweise mit den Plänen Bouvards für die städtebaulichen Umgestaltungen von Konstantinopel hängt es zusammen, daß von dort berichtet wird, das türkische Kriegsministerium wolle die alten Festungs mauern aus der byzantinischen Zeit niederlegen lassen, um an ihrer Stelle große Boulevards anzulegen. Die alten, durch Türme unterbrochenen Festungsmauern stammen aus der Zeit des Theodosius, vom Beginn des fünften Jahrhunderts und schließen im Osten der Stadt die be baute Landzunge, auf welcher sich Stambul in das Mar marameer vorschiebt, gegen das freie Gelände und gegen den Zutritt von der Landseite her ab. Sie erstrecken sich auf eine Länge von etwa 6 km vom Goldenen Horn bis zum Marmarameer und sind von 29 Toren durch brochen. Gurlitt hat sie in seinem schönen Werke über Konstantinopel dargestellt und gezeigt, daß sie zu den bedeutendsten Monumentalbauten der nachchristlichen Baukunst gezählt werden müssen. Sie sind in gleicher Weise die Zeugen der Geschehnisse des oströmischen Eeiches wie der türkischen Herrschaft. Es sind ge schichtliche Denkmäler, deren Erhaltung gleich der Mauern Korns eine Kulturpflicht der Gegenwart sein sollte. Personalien Württemberg. Verliehen: dem Baurat Behncke bei der Regierung des Jagstkreises der Titel und Rang eines Oberbaurats anläßlich der nachgesuchten Versetzung in den Ruhestand. Er teilt; dem Hofkammer- und Baurat Buck in Sigmaringen die Erlaubnis zur Anlegung des ihm verliehenen Ehrenkreuzes III. KI. des fürstl. hohenzollernschen Hausordens, üebertragen; eine Eisenbahnbauinspektorstelle für den Neu- und Erweiterungsbau dem Abteilungsingenieur tit. Eisenbahnbauinspektor Ackermann, Vor stand der Eisenbahnbauinspektion Gmünd; je eine Abteilungs ingenieurstelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen den Regierungsbaumeistern Hagenmeyer und Euchs bei dieser Generaldirektion; die Abteilungsingenieurstelle bei der Eisenhahn bauinspektion Sigmaringen dem Regierungsbaumeister Löble bei der Eisenbahnbauinspektion Geislingen; je eine techn. Oberbahn sekretärstelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen den tit. techn. Oberbahnsekretären Hörz, Oberreuter und Efinger sowie dem Brückeningenieur Rechner und dem Stellwerksingenieur Henrici je bei dieser Generaldirektion; die Bahnmeisterstelle in Metzingen dem Bauwerkmeister Wöhr, diejenige in Mühlacker dem Bauwerkmeister Bernhard; eine techn. Eisenbahnsekretär stelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Ober bahnmeister Schäfer in Leonberg unter Verleihung des Titels eines techn. Oberbahnsekretärs; je eine techn. Eisenbahnsekretär stelle bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Feldmesser Roth fuß und dem Maschinentechniker Götz, eine solche bei der Eisenbahnbauinspektion Jagstfeld dem Bauführer Lindner, eine solche bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Ma schinentechniker Siegle, eine solche bei der Eisenbahnbauinspektion Stuttgart dem Bauwerkmeister Kötzel, je eine solche bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen dem Maschinentechniken Haage, dem Feldmesser Heiß und dem Brückentechniker Thurner, eine solche bei der Eisenbahnbauinspektion Crailsheim dem Bau werkmeister Haaf, eine solche bei der Eisenbahnbauinspektion Calw dem Bauwerkmeister Dannenmann, eine solche bei der Eisen bahnbauinspektion Pforzheim dem Bauwerkmeister Kühler und je eine solche bei der General direktion der Staatseisenbahnen dem Feldmesser Batzill und dem Brüokentechniker Schieber. Ver setzt; der Oberbahnmeister Brommer in Mergentheim auf die Stelle eines Verwalters der Dienst Wohngebäude in Heilbronn mit der Dienststellung eines Bahnmeisters und der Bahnmeister König in Neuenbürg nach Gmünd, je auf Ansuchen. In Ruhestand versetzt: der technische Oberbahnsekretär Fr. Reichhold bei der Generaldirektion der Staatseisenbahnen seinem Ansuchen gemäß. Hessen. Erteilt: dem Ober- und Geh. Baurat Schoberth in Mainz die Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm ver liehenen K. Preußischen Kronenordens III. Kl. Verliehen: dem Eisenbahndirektor Frey in Darmstadt und dem Regierungs- und Baurat Ludw. Roth in Gießen der Charakter als Geh. Baurat. Elsaß-Lothringen. Verliehen; dem Kreisbauinspektor Re upke in Altkirch der Charakter als kais. Baurat mit dem Rang der Räte IV. KI. Bücher Der Wohnhaushan. Von Architekt Heinrich Tessenow. Mit 21 Abbildungen im Text und 45 teils farbigen Tafeln. Verlegt bei Georg D. W. Callwey-München. Preis in grüner Leinwand mappe 15 M., in grün Leinen gebunden 16 M. In diesem Werke, das eine textliche und bildliche Darstellung von Kleinbürger häusern, Arbeiterwohnhäusern, Reihenhäusern, Landhäusern und Einfamilienhäusern, Gartenhäuschen, städtischen und ländlichen Wohnhäusern, Details, Wohnzimmern, Schlafzimmern, Koch- und Speiseraum, Eingangstüren, Hof und Garten, Grundrissen enthält, behandelt der angesehene Architekt die wichtigsten Fragen der bürgerlichen und kleinbürgerlichen Baukunst. In anregender und sachlicher Weise schreibt er über den Hausbau im allgemeinen und beschäftigt sich eingehend mit dem Bau des Kleinbürger-, Arbeiter- und Einfamilienhauses; er zieht neben der rein ästhetischen ganz besonders die praktische und billige Bauweise in Betracht, als das wichtigste bei der Herstellung von Kleinhäusern. Von eigenartigem Reiz ist die Art, in der Tessenow seine Ideen als Skizze und Entwurf festlegt. Durch seine gewandte Zeichenfeder weiß der Künstler den einfachsten Entwurf bei aller Sachlichkeit und konstruktiver Genauigkeit malerisch zu gestalten. Das Werk bietet dem Architekten, der seine Entwürfe auch zeichnerisch vorteilhaft gestalten muß, eine Menge von Anregungen. Der „Wohnhausbau“ ist eine künstlerische Ergänzung zu Viollet-Le-Ducs Buch „Wie man ein Haus baut“, das nur auf das Konstruktive in der Baukunst eingeht, während Tessenow zeitgemäße Aufgaben in vollendeten Lösungen bringt. Das Werk ist ganz im Sinne der Bestrebungen des Kunstwarts und Dürerbundes, Sohultze-Naum- burgs und des Heimatschutzes geschaffen. Auch dem Interessenten für die Gartenstadtbewegung bietet es viel Wertvolles. Verantwortliche Schriftleitung: Chefredakteur und Herausgeber Adolf Fausel. Architekt W.Klatte, beide in Stuttgart. Druck : Deutsche Verlags-Anstalt in Stuttgart.