■ 9. Mai 1914 BAUZEITUNG - 147 Neues Kgl. Schauspielhaus Dresden Von Architekten Lossow & Kühne-Dresden Dieser Bau ist in unserer Besprechung der Festschrift in Nr. 17 als das erste bürgerliche Hoftheater bezeichnet worden, eine Bezeichnung, die nicht ohne weiteres ver ständlich, die aber auf den Bau und seine Geschichte richtig angewendet ist. Die Bürgerschaft Dresdens hat das Theater gebaut und es gegen Verzinsung und Amortisation der Krone als Eigentum übergeben. Dieser jedenfalls eigenartige Hergang sicherte der Bürgerschaft für den Bau selbst das Uebergewicht und dieses tritt auch sehr merklich bei der aus dem Geist unserer Zeit geschaffenen Gestaltung des Baus in die Erscheinung. Aus der Vor geschichte ist interessant, daran zu erinnern, daß bei dem worden wären, wie sie heute in der deutschen Architektur größtenteils in Anwendung sind. Die Ausdrucksformen des Cölner Hauses zeigen da rum eine Fortentwicklung alter Cölner Baugedanken. Wenn hierbei ein leises Mitschwingen orientalischer Har monien zu spüren ist, so liegt solches daran, daß beides verwandte Kunstsprachen sind, die im Transcendentalen ihre Einigung finden. Die so getroffene Oesamtdisposition hat es ermöglicht, daß der Zweck eines Ausstellungsbaues, „jeder Kunst zur selbständigen Wirkung zu verhelfen“, voll erreicht wurde. Die starre Notwendigkeit des aus der Architektur heraus gewachsenen plastischen oder malerischen Schmuckes ist niemals betont, weshalb das Ganze als eine besonders freie Schöpfung der Phantasie angesprochen werden muß. Das neue Kgl. Schauspielhaus Dresden Anfahrt Architekten; Lossow <& Kühne-Dresden Ideenwettbewerb im Jahre 1910 Lossow und Kühne sowie Martin Dülfer je zwei gleiche Preise und Littman-München einen dritten Preis erhielten. Für die Bearbeitung des Ent wurfs einigte man sich auf einen ziemlich gewagten Kom promiß: Dülfer sollte die Fassaden, Lossow und Kühne das übrige übernehmen. Dülfer trat jedoch bereits im Sommer 1911 von der Mitarbeit freiwillig zurück. Das Cölner Haus auf der Deutschen Werkbund- Ausstellung Cöln 1914 Von Architekt Ludwig Paffendorf In der Architekturgeschichte Cölns ist die transcen- dentale Richtung die vorherrschende. Der Einfluß der bedeutenden Bauten dieser mystischen Lebensauffassung ist in einem romantischen Einschlag zu spüren, den man als bodenständigen Ausdruck nicht beiseite schieben sollte. Der Klassizismus hat in Cöln nicht Fuß gefaßt. Es wäre darum auch ein fremdes Element gewesen, wenn in dem Cölner Hause neu-klassizistische Formen verwandt An der Vorderfront gibt die Farbe des keramischen Portals den Hauptakkord an. Ueber demselben wird eine große plastische Darstellung aus der Legende der Stadt Cöln eingefügt, welche von dem Bildhauer Georg Gra segger ausgeführt wird. Das Gleissende der farbigen Glasur wird begleitet durch ein vergoldetes und farbig bemaltes Eisentor. In der oberen Loggia etwas im Schat ten liegend, werden in frischen Farbenharmonien die Schutzpatrone Cölns „d i e h e i 1 i g e n 3 Könige“ von Maler Peter Abelen die mittleren drei Bogenfenster schmücken. Die Plastiken in der Traufkante des Daches sowohl wie auf den Seitenflügeln werden von den Bildhauern Franz Albermann und Simon Kirschbaum ausgeführt. Das hohe Cölner Walmdach ist von der Dachdecker- Innung kunstgerecht in Schiefer gedeckt. Die ganze Baugruppe besitzt als Folio eine Reihe alter Pappeln, deren zitterndes grau-grünes Blatt in bewußtem Oleichklang zu der Architektur gebracht ist.