BAUZEITUNG i Nr. 27/3 1 22 mit allem zu versorgen. Der Tunnel, der 150—200m vom Bahnhof Montmedy weg beginnt, war gesprengt, die Wiederherstellung stieß auf gewaltige Schwierigkeiten, man ging daher sofort daran, eine Umgehungsbahn um den Festungsberg herum zu bauen. Die Bahn, die für die erste Zeit ihre Dienste schon tat, führte direkt durch Montmedy und war eingleisig. Kaum war sie jedoch fertig, so nahm man eine zweigleisige Linie, für die man eine bessere Tracegefunden hatte, in Angriff. Gleichzeitig wurde aberauch die Wiederherstellung des Tunnels in’s Auge gefaßt und dies, obwohl man nach den Untersuchungen wußte, daß solches monatelange Arbeit kosten werde. Aber weil der Tunnel eine noch bessere Abwickelung des gewaltigen Verkehrs ermöglichen würde, so ging unsere Heeres leitung an die Aufgabe. Die Meinung sonst ging zwar allgemein dahin, daß der Krieg längst aus sein werde, bis der Tunnel wieder gebrauchsfähig sei. Leider ist es anders gekommen, der Tunel ist zwar heute, wo ich dies schreibe (Ende Mai), noch nicht im Betrieb, es kann sich allerdings um nicht mehr viel handeln; aber der Krieg ist noch nicht aus. Montmedy ist ein nettes, an den Festungshügel sich anschmiegendes Städtchen von ca. 3000 Einwohnern, die offenbar in großer Beschaulichkeit dahinlebten. Aus dem Kampf ums Dasein macht man sich nicht viel, Fabriken gibt es in der ganzen Umgebung nicht, die Landwirtschaft aber ist in dieser Gegend besonders ertragreich, kein Wunder also, daß Montmedy von vielen kleinen Rentiers bevorzugt wird. Diese geben auch dem Städtchen sein Gepräge. Das Leben der Bürger hatte natürlich auch einen gewissen Einfluß auf die Garnison, die teils in einer Kaserne in der Stadt unten, zum größten Teil aber oben auf der Festung untergebracht war. In dieses beschau liche Idyll brachte der Krieg viel Verwirrung und so kams, daß die Festung dem Kampfe auswich, damit, wie wir Schwaben sagen, nicht alles kaput ist. Beim ersten Anblick der gewaltigen Festungsmauern kann man sich bass verwundern, daß man so ein Boll werk mir nichts dir nichts im Stiche läßt. Sieht man je doch näher zu, dann wird es einem klar, daß diese Festung schon seit langem vernachlässigt wurde und wenn man als Soldat die Haltung des Kommandanten verwerfen muß, so wird man doch bei einer Kritik nicht vergessen können, daß es bei der Festung von Grund aus gefehlt hat.